
Berührend und mitreißend zugleich war das „intime“ Konzert, das der Pianist, Sänger und Songwriter Paul Millns mit seiner „Bigband“ (O-Ton Paul Millns) beim Kulturamt Haßfurt live in der gut besetzten Rathaushalle am Freitagabend gab. Mit stürmischem Applaus während des gesamten Gigs und stehenden Ovationen nach den beiden Zugaben revanchierten sich die Zuhörer bei dem Urgestein der modernen Bluesmusik und seinen Kollegen.
Seit über 40 Jahren steht der 73-jährige, in Norfolk geborene Musiker bereits auf der Bühne und so feiert er „40 Jahre Paul Millns“ mit einer Tournee durch mehrere europäische Staaten. Gerne nahmen seine Fans lange Wege in Kauf, um ihn in Haßfurt live zu erleben. Paul Millns verdiente sich in den 60er- und 70er-Jahren seine Sporen in der britischen Soul- und Blues-Szene und spielte als Tour-Keyboarder etwa in den Bands von Alexis Korner und Eric Burdon mit. Seit 1975 veröffentlicht er Solo-Alben, die in Sachen Songwriting und Interpretation keine Vergleiche scheuen müssen.
In Haßfurt bot der Brite Paul Millns mit seinen kongenialen Partnern Butch Coulter (Bluesharp und Gitarre), Vladi Kempf (Drums) und Ingo Rau (Bass) Blues vom Feinsten. Nicht nur ältere Songs, auch Lieder von seiner neuesten CD „A Little Thunder“ standen im Mittelpunkt des Konzerts, bei dem Paul Millns seine Zuhörer von der ersten Minute an zu fesseln wusste. Mit typisch englischem Humor würzte er seinen Auftritt, wobei er auch keinen Hehl daraus machte, dass er gegen den Brexit ist und die politische Weltlage kritisch beäugt.
So präsentierte er seinem Publikum seinen Song „Weather for the blues“ mit den Worten: „Wenn Sie vom Brexit gelangweilt, über Trump beunruhigt und angefressen von Putin sind, dann habe ich den richtigen Song für Sie!“ In seinen poetischen Liedern voller eindrucksvoller Bilder und Metaphern singt er von der Liebe, vom Leben, von dunklen und hellen Stunden, von Sorgen und Freuden, vom Glauben, aber auch vom Alkohol und letztendlich auch vom Alter. Die Melodien sind eingängig, manchmal fast Ohrwürmer, die Rhythmen sind mitreißend und immer hat die Emotionalität einen großen Platz. In der ausdrucksvollen Stimme von Paul Millns schwingen tiefgreifende Gefühle mit, denen sich die Zuhörer kaum entziehen können. In einem der schönsten und kraftvollsten Songs des neuen Albums, „The Only Dance that Matters“, etwa heißt es: „… wenn die Zeit nicht mehr der sorglose Freund unserer Liebe ist, wenn der Spiegel Risse bekommt und zu zerbrechen droht, dann werden wir weitermachen und uns wiegen zum einzigen Tanz, der zählt.“
Mehrfach gab Paul Millns auch Butch Coulter und Ingo Rau Raum für beeindruckende Soli und selbst Schlagzeuger Vladi Kempf bot dem Publikum einen besonderen Moment, als er – nur mit Händen und Füßen spielend – seine Kunst im Song „No one on the Streets“ regelrecht entfesselte.
Geheimnisvolle Note
Das Publikum war berührt und begeistert und registrierte auch, dass in der Pause der Vollmond über den Dächern von Haßfurt aufstieg. Dies war deshalb von Bedeutung, da Paul Millns kurz zuvor von einem Konzert auf Schloss Goseck bei Leipzig verschmitzt erzählt hatte: „In der Pause zog damals der Vollmond hinter der Schlosskulisse auf und die Szene wirkte wie eine Pink-Floyd-Show auf mich!“ So bekam auch das Konzert in Haßfurt eine geheimnisvolle Note und einen besonderen Platz im Leben von Paul Millns, seinen Musikern und seinen Fans.