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RIEDBACH
Birgit Bayer blickt in die Zukunft
Birgit Bayer war sechs Jahre lang Gemeindeoberhaupt von Riedbach. Und die 53-Jährige ist zufrieden mit dem, was sie bewegt hat.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 27.04.2014 18:34 Uhr

Eine Tür geht zu, eine andere geht auf.“ Birgit Bayer blickt lieber nach vorne, nicht zurück. Hinter der 53-Jährigen aus Humprechtshausen liegen sechs Jahre als Bürgermeisterin und ein verpasster Sprung an die Spitze des Landratsamtes, als erste Landrätin. Bayer ist dennoch zufrieden. Als Bürgermeisterin habe sie die Gemeinde Riedbach vorangebracht. Der Landratswahlkampf hat sie nicht nur Energie gekostet, sondern ihr viele gute Erfahrungen geschenkt, die sie nicht missen möchte, sagt sie. Und sie freut sich auf die vor ihr liegenden Aufgaben im Kreisrat. Sie bleibt der Kommunalpolitik also weiter verbunden.

Dennoch tritt sie mit Ende ihrer Amtszeit als Bürgermeisterin am Mittwoch einen deutlichen Schritt zurück, weg vom Blickpunkt der Öffentlichkeit. Der Job als Gemeindeoberhaupt, sagt sie, lasse sich nicht in Dienststunden bemessen: Bürgermeister ist man rund um die Uhr. Echte Freizeit, die einem selbst und der Familie gehört, ist äußerst spärlich. Das wird sich jetzt ändern. Das empfindet Bayer als durchaus positiv. Was jedoch nicht heißt, dass sie ihr Amt als dauernde Last empfunden hat. Nur eine wirkliche Vorstellung davon, was es einem bisweilen abverlangt, habe sie erst nach ihrem Amtsantritt gewonnen, stellt Bayer fest.

Zeit, um in ein Loch zu fallen, bleibt Bayer nicht. Ihre Verpflichtungen als Bürgermeisterin reichen bis zu ihrem letzten Tag. Die Versammlung der Verwaltungsgemeinschaft am Mittwoch wird ihr letzter offizieller Termin sein.

Und gleich danach geht es in ihrem Hauptberuf voll weiter. Ab 1. Mai arbeitet sie wieder Vollzeit in der Rechtsbehelfsstelle des Finanzamtes in Zeil. Während ihrer Zeit als Bürgermeisterin hatte sie ihre Arbeitszeit dort auf 60 Prozent reduziert.

Anders wären die zeitintensiven Aufgaben als Bürgermeisterin nicht zu bewältigen gewesen. Dennoch hat sie viele Verwaltungsaufgaben abends oder am Wochenende erledigen müssen, berichtet Bayer.

Sehr wichtig, sagt sie, war deshalb die Unterstützung durch ihre Familie. Ihr Mann arbeitet seit dem Jahr 2005 in Teilzeit. Und auch ihre drei Söhne – 14, 23 und 25 Jahre alt – mussten in den zurückliegenden Jahren oft auf ihre Mutter verzichten. Deshalb hatte sie ihre Entscheidung, im Jahr 2008 als Bürgermeisterin zu kandidieren, vorher ausführlich mit ihrer Familie besprochen. Nicht nur wegen der vielen Zeit, die ein Bürgermeisteramt kostet. „Die Familie eines Bürgermeisters steht immer im Blickpunkt der Öffentlichkeit“, sagt Bayer. Auch dies kann belastend sein. Dessen müsse man sich vorher auf jeden Fall bewusst sein.

„Die Familie eines Bürgermeisters steht immer im Blickpunkt der Öffentlichkeit.“
Birgit Bayer, Bürgermeisterin der Gemeinde Riedbach

Dieselben Überlegungen standen für Familie Bayer zu dem Zeitpunkt an, als die Freie Wählergemeinschaft Birgit Bayer anbot, sie als Landratskandidatin aufzustellen. Sie sah das damals als Chance, meint Bayer.

Als sie sich – nach Rücksprache mit ihrer Familie – dafür entschied, das Angebot anzunehmen, war ihr klar, dass sie keinen Parallel-Wahlkampf um das Riedbacher Bürgermeisteramt und um den Chefposten im Landratsamt führen wolle. Dies wäre auch zeitlich schwierig geworden, erläutert sie. Vor allem aber hätte sie dann keine klare Linie verfolgt. Für sie galt, sich zu entscheiden: Entweder Landrätin werden oder Bürgermeisterin bleiben.

Sie entschied sich für die Landratskandidatur. Und auch wenn es für sie am Ende mit rund 20 Prozent der Wählerstimmen nicht wie erhofft in die Stichwahl gereicht hat, sagt Bayer: „Ich habe in dem vergangenen Jahr viel gelernt.“ Sie habe den Landkreis, seine Menschen und deren Probleme neu kennen gelernt. Dies dürfte ihr auch im Kreistag helfen, in den sie gewählt wurde.

Zurück zu ihrer Zeit als Riedbacher Bürgermeisterin. Ihr Ziel war es immer, die Gemeinde so aufzustellen, dass diese zukunftsfähig ist. In erster Linie heißt dies, alle Ortsteile so zu gestalten, dass Menschen dort gerne leben. „Wenn junge Familien in die Gemeinde zurückkehren, um dort zu wohnen, dann freut man sich als Bürgermeisterin“, sagt Bayer. Für eine Gemeinde die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen, das bedeutet für sie nicht beifallhaschender Aktionismus, der allen gefällt. Wenn Anlieger beispielsweise Straßen- oder Kanalsanierungen mitfinanzieren müssen, erntet man als Bürgermeister dafür kaum Ruhm und Ehre. Doch für einen Bürgermeister muss immer der Blick aufs Ganze zählen, findet Bayer.

Als Bürgermeisterin habe sie viele Projekte verwirklicht oder zu Ende geführt, die ihr am Herzen lagen. Sie nennt die Gestaltung des Dorfplatzes in Kreuzthal, die Dorferneuerung in Humprechtshausen, den Dorfladen und die Kinderkrippe in Kleinsteinach oder das Bürgerhaus in Mechenried, das in diesem Jahr begonnen wird. Besondere Freude haben der Bürgermeisterin immer die Trauungen bereitet, die sie durchgeführt und „möglichst persönlich“ gestaltet hat. Kraft und Nerven hat sie dagegen die Auseinandersetzung um die geplanten Windkraftanlagen im WK 88 gekostet, die sie bis ans Ende ihrer Amtszeit begleitet hat. Die Kontroverse an sich war weniger belastend als das immer wieder erlebte Abdriften von der Sachebene hin zu einem Umgangston, der sie „schon getroffen hat“, wie Bayer zugibt.

Davon kann sie jetzt erst einmal Abstand gewinnen. „In die Kommunalpolitik vor Ort mische ich mich nicht ein“, kündigt sie an. Dies wäre unfair ihrem Nachfolger gegenüber, findet sie. Sie möchte aber weiter an Projekten mitarbeiten, die ihr wichtig sind, beispielsweise in den Arbeitskreisen „Landjudentum“ (Kleinsteinach) und im Generationennetzwerk. Verbindung zur Kommunalpolitik hält sie durch ihr Mandat im Kreistag. Und was ihre Bereitschaft zu möglichen politischen Ämtern in der Zukunft angeht, sagt sie nur: „Da muss ich die Entwicklung abwarten.“ Jede andere Aussage wäre verfrüht.

 
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