Ob ein Biber Frust verspürt? Ob der Nager es wahrnimmt, wenn ihm Hass entgegenschlägt? Hoffentlich nicht. Trotzdem kann einem die Biberfamilie leidtun, die sich erst jüngst den Oberlauf der Baunach bei Bundorf zu ihrem Revier erkoren hat. Vermutlich in der Nacht zum Dienstag dieser Woche hat ein Unbekannter ihren dort errichteten Hauptdamm zerstört. Die Polizei ermittelt nun, wer für diese Straftat verantwortlich ist. Denn Biber sind streng geschützt. Dies gilt auch für ihre Bauten.
Elisabeth Gottwald verbirgt ihre Verärgerung nicht, als sie zum zerstörten Damm führt. „Es hat im Herz wehgetan, als ich am Dienstag die Zerstörung sah“, sagt die 72-jährige Bundorferin. Sie ist regelmäßig draußen unterwegs, liebt die Wälder, die Flur und die Tierwelt rund um ihren Heimatort. Eine noch intakte Naturwelt, die für Gottwald ein Stückchen reicher wurde, als sie am zweiten Weihnachtsfeiertag zum ersten Mal mit eigenen Augen den neuen Gast an der Baunach gesehen hat, genauer gesagt die Spuren, die er dort hinterlassen hat. Quer übers Bachbett waren Zweige und Äste aufgeschichtet, die das Wasser aufstauten. Etwas oberhalb entdeckte die Bundorferin einen zweiten, kleineren Damm.
Ein Herz für die Nager
Gottwald wusste sofort Bescheid: Hier ist ein Biber am Werk. Vor Jahren hat die 72-Jährige bei Wonfurt eine Biberwanderung mitgemacht. Daher hat sie einen Blick für die Zeichen, die die größten Nagetiere Europas an Gewässern hinterlassen. Und ein Herz für die nachtaktiven, im Wasser lebenden Tiere. Umso glücklicher war die Frau aus Bundorf, dass sich jetzt quasi vor ihrer Haustüre Biber angesiedelt hatten.
In den Tagen zwischen Weihnachten und Dreikönig ist Gottwald regelmäßig zum Biberdamm und hat beobachtet, was sich dort getan hat, wie bachaufwärts weitere kleinere Dämme entstanden sind. Etliche Bundorfer, darunter Familien mit Kindern, hätten sich ebenfalls vor Ort umgeschaut, sagt Gottwald. „Die haben sich darüber gefreut.“
Doch zumindest einer hat diese Freude offensichtlich nicht geteilt, wie das Zerstörungswerk am Biberdamm beweist. Dabei waren die Auswirkungen des Biberdamms auf die an die Baunach angrenzenden Wiesen marginal. Fotos vom noch intakten Biber-Hauptdamm zeigen, dass der aufgestaute Bach an einer Stelle sein Bett etwas verlässt und den Damm umfließt. Eine Überflutung der Wiese ist nicht erkennbar.
Der Wiesengrund ist oft aufgeweicht. Selbst im Sommer ist es dort feucht, meint Peter Müller aus Sulzdorf an der Lederhecke, der den Bereich gut kennt. Auch er wollte den Biberdamm mit eigenen Augen sehen. Als er am Mittwoch kam, war es zu spät. Er sah die Bescherung. „Das ist dort ein Stück Natur, das man erhalten sollte“, sagt er enttäuscht.
Am Donnerstag wurde die Straftat angezeigt. Die Wasserschutzpolizei Schweinfurt ermittelt wegen des Verstoßes gegen das Naturschutzgesetz. „Manchen ist wohl nicht bewusst, dass Biber unter Schutz stehen“, mutmaßt Bundorfs Bürgermeister Hubert Endres. Es dürfte schwerfallen, den Täter zu überführen, wenn dieser nicht auf frischer Tat ertappt wird, glaubt er. Deshalb appelliert Endres in erster Linie an die Vernunft der Menschen, den Schutz der Biber fortan zu akzeptieren und die Tiere in Frieden zu lassen. Der Bürgermeister möchte nicht, dass die Suche nach dem Täter in Bundorf zu einer „Verleumdungskampagne“ führt.
Für Robert Lauer, der als Fachkraft für Naturschutz am Landratsamt in Haßfurt auch Ansprechpartner für Biberfragen ist, ist es wichtig, die Öffentlichkeit zum Umgang mit Bibern zu informieren. Es komme immer wieder vor, dass Biberbauten unbeabsichtigt als Reisighaufen beseitigt würden, weil sie Laien oft nicht erkennen. Dass Biberdämme – wie wohl in Bundorf – absichtlich zerstört werden, das seien im Haßbergkreis glücklicherweise Ausnahmen.
Ärger mit Biber die Ausnahme
Zuletzt sei vor drei Jahren ein Biberbau bei Stettfeld widerrechtlich zerstört worden, berichtet Manfred Husslein, wie Lauer Biberberater am Landratsamt. Auch wenn es bislang keinen großen Ärger wegen der mittlerweile geschätzt deutlich über 100 Biber im Haßbergkreis (siehe Infobox) gibt: Problemlos ist das Nebeneinander von Mensch und Biber nicht immer. Das beweist nicht nur der jüngste Zwischenfall in Bundorf. Als Pflanzenfresser zernagen Biber vor allem im Winter, wenn junge Triebe fehlen, bevorzugt Weichholzstämme entlang der Gewässer, die sie besiedeln. Dies zeigt sich auch an der Baunach bei Bundorf, wo mehrere kleinere und mittelstarke Bäume und Sträucher den scharfen Zähnen des Bibers zum Opfer fielen.
Zu noch mehr Ärger mit den Besitzern der an die Biberreviere angrenzenden Flächen können die Biberbauten führen, wenn durch das Aufstauen von Bächen Flächen überflutet oder Wege unterhöhlt werden. Besonders, wenn Äcker überflutet sind, ist es nach sorgfältiger Prüfung durch Fachleute im Einzelfall möglich, Biberdämme abzutragen, um Biber zu vergrämen, schildert Husslein. Oft müssen Dämme mehrfach zerstört werden, bis Biber es aufgeben, diese wiederaufzubauen. Dabei muss klar sein: Solche Maßnahmen – wie im Landkreis Haßberge schon mehrfach bei Ebelsbach erfolgt – müssen immer vom Landratsamt angeordnet sein, und kein Biber darf zu Schaden kommen. Alles andere ist illegal.
Die Wasserschutzpolizei Schweinfurt erbittet Hinweise, wer den Biberdamm bei Bundorf zerstört haben könnte unter Tel. (0 97 21) 20 20. Auch die Polizei Haßfurt nimmt Infos entgegen unter Tel. (0 95 21) 92 70. Familie Gottwald aus Bundorf hat für Hinweise, die zur Überführung des Täters führen, zudem eine Belohnung von 300 Euro ausgesetzt.
Bibervorkommen im Landkreis Haßberge
Im Jahr 2002 sind bei Sand die ersten Biber im Landkreis Haßberge gesichtet worden. Vom Maintal aus haben sie sich ausgebreitet, an der Itz, an der Baunach, an der Rodach, entlang der Nassach und im Steigerwald. Etwa 35 Reviere dürften es im Landkreis laut der Naturschutzbehörde im Landratsamt mittlerweile geben. Laut Statistik leben in jedem Revier 3,3 Biber, so dass im Haßbergkreis deutlich über 100 der im Wasser lebenden Nagetiere leben dürften. Schwerpunkt der Biberbauten ist weiter das Maintal zwischen Stettfeld und Gädheim.
Die Population breitet sich weiter aus in Richtung der Nebengewässer. Dies liegt auch daran, dass Familie Biber nach zwei Jahren ihren Nachwuchs aus dem Bau wirft, der dann unweigerlich selbst auf Reviersuche geht. Ein Revier reicht über einen halben Kilometer bis zu drei Kilometer entlang des Ufers, je nach Futterangebot. In naturnahen fließenden und stehenden Gewässern gefällt es Bibern, die rund 20 Kilogramm wiegen und etwa einen Meter lang sind, am besten. Da der Zugang zu den Bauten unter Wasser liegen soll, stauen Biber Bäche auf, wo diese zu flach sind.
Sauerei sowas !
Brüssel sollte alle Zahlungen einstellen, moderne Mafia !