Detailliert geschnitzte Charakterköpfe bärtiger Männer, bezaubernd schöne Frauengesichter und die für Max Huscher typischen "sprechenden Hände" machen seine Figurengruppen einzigartig. Bisher waren einzelne seiner Weihnachts- und Passionskrippen in Ausstellungen in der Maternkapelle und in der Neuen Residenz zu sehen.
Nun widmet das Diözesanmuseum dem weit über Bamberg hinaus bekannten Krippenschnitzer eine monografische Schau. Und zwar zum dreißigjährigen Todestag Max Huschers, der am 12. Juni 1905 geboren wurde und bis 15. Juni 1993 gelebt hat, aber auch aus Anlass einer bedeutenden Neuerwerbung.
70 Figuren für eine Jahreskrippe
"Es fällt mir schwer, mich davon zu trennen, aber ich möchte mein Erbe gut unterbringen und erhalten lassen", sagt Karin Stader, die Nichte Max Huschers, über ihr "Geschenk an das Diözesanmuseum". Es sind sage und schreibe 70 Figuren für eine Jahreskrippe, die Karin Stader bislang in einer Vitrine in ihrer Bamberger Wohnung aufbewahrt hat.
Museumskuratorin Ludmila Kvapilová-Klüsener hat diese Krippenfiguren nun liebevoll in Szenen arrangiert – vom "Letzten Abendmahl" bis zur "Flucht nach Ägypten". Und er hat die Museumsvitrine als äußeren Dank für die großzügige Gabe mit einer riesigen roten Schleife versehen. Plus Vorhängeschloss, versteht sich, um Begehrlichkeiten auszuschließen.
"Ich bin mit Onkel Max‘ Krippen aufgewachsen", erzählt Karin Stader weiter. Ihre Mutter Margarethe sei Schneiderin gewesen und hätte die geschnitzten Figuren "angezogen". Zu ihrer Erstkommunion 1953 habe ihr Max Huscher seine Krippe "Anbetung der heiligen drei Könige" geschenkt. Auch diese ist nun im Diözesanmuseum als Leihgabe von Karin Stader zu bewundern.
Krippen, die die Gasexplosion überlebt haben
Die Nichte stellte ein weiteres Objekt für die Weihnachtsausstellung zur Verfügung: Eine äußerst seltene sogenannte "kaschierte Krippe". Das bedeutet, dass im Unterschied zu den anderen genähten Kleidern ein Nesselstoff in Leimwasser getränkt und nach dem Trocknen dezent bemalt wurde.
Natürlich sind auch Huscher-Krippen aus den Beständen des Diözesanmuseums und weitere Leihgaben aus Privatbesitz zu sehen. Darunter die Jahreskrippe des Bamberger Priesterseminars aus dem Nachlass des Regens Rudolf Nickles (1912 bis 2004). "Für die Ausstellung wurde sie restauriert und samt originaler Aufbauten und gemalter Hintergründe präsentiert", freut sich Kuratorin Kvapilová-Klüsener. Auch Krippen, die die verheerende Gasexplosion an Huschers Wohnhaus in der Altenburger Straße 26 im Jahr 1982 wundersam überstanden haben, werden gezeigt.
Über die Krippen hinaus Einblicke in das Leben
Über die Krippen hinaus bietet die Weihnachtsausstellung spannende Einblicke in das Leben des Schnitzers und gelernten Konditors, der bereits als Kind die ersten Figuren aus Wachs und Gips modellierte. Beim Bamberger Bildhauer und Krippenschnitzer Franz Bauer absolvierte Huscher eine Ausbildung. Als Inhaber des Bamberger Cafés Villa Remeis richtete er sich darin eine Schnitzwerkstatt für sein Hobby ein. Dem frönte er auch im Verein Bamberger Krippenfreunde, dem er seit 1931 angehörte.
In einem Schaukasten ist sogar zu entdecken, wie Max Huscher seine Figuren hergestellt hat: Geschnitzte Einzelteile samt des Rumpfes sind mit Draht zu einem beweglichen Körperskelett verbunden. So können die Gliedmaßen in alle Richtungen bewegt werden. "Dadurch wirken die Protagonisten der Krippenszenen besonders lebendig", würdigt Karin Stader die Kunst ihres Onkels Max Huscher.
"Max Huscher zum Andenken" ist im Diözesanmuseum, Domplatz 5, Bamberg, bis zum 15. Januar 2023 zu sehen. Öffnungszeiten: 10 bis 17 Uhr, Sonntag 12 bis 17 Uhr, Mittwoch sowie am 24., 25. und 26. Dezember geschlossen. Führung mit Kuratorin Ludmila Kvapilová-Klüsener am Donnerstag, 8., 15. und 22. Dezember um 17 Uhr.