Mit dem Schreib- und Lehenbuch des Zeiler Bürgermeisters Johann Langhans ist ab sofort im Dokumentationszentrum „Zeiler Hexenturm“ ein historisches Dokument ausgestellt, in dem die Stadtgeschichte des 17. Jahrhunderts lebhaft nachzulesen ist. Dabei handelt es sich um eine der düstersten Epochen: Zeil war seinerzeit eine Hochburg der Hexenverfolgung. Mit einer Vernissage wurde die Ausstellung am Donnerstag, 14. März, offiziell eröffnet. Noch bis einschließlich 7. Juli ist sie jeweils donnerstags bis sonntags von 11 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.
Historisch gekleidet als Johann Langhans las der Stadthistoriker Christoph Winkler im Kerzenschein zum Auftakt den originalen Wortlaut des Tagebuches. Unterstützt wurde er dabei von seinem Kollegen Alois Umlauf, der sich auch der Stadtgeschichte und deren Aufarbeitung verschrieben hat. So war zum Beispiel zu hören: „1615 war ein ganz dürrer Sommer gewest“. Seinerzeit wurden für Unwetter und Missernten übernatürliche Kräfte verantwortlich gemacht.
Bürgermeister wurde selbst Opfer
Dies begünstigte die Hexenverfolgung. Alleine in der ersten Welle wurden mit zehn Bränden 46 angebliche Hexen ermordet. Im Buch nachzulesen ist auch der persönliche Leidensweg von Johann Langhans und seiner Familie: Das Stadtoberhaupt wurde selbst als Hexer verurteilt und auf den Scheiterhaufen gebracht. Noch heute gebe es in anderen Ländern eine Hexenverfolgung, kritisierte der heutige Bürgermeister Thomas Stadelmann. Die Ausstellung verkörpere das dunkle Kapitel Zeils sehr gut, von dem man hoffe, dass es sich zumindest bei uns in Europa nicht wiederholen werde.
Zum Stadtjubiläum „1000 Jahre Zeil am Main“ im vergangenen Jahr hatten die Stadthistoriker Christoph Winkler, Alois Umlauf, Martin Schlegelmilch und Ludwig Leisentritt in vier Vorträgen die Stadtgeschichte aufgearbeitet und ihrem Publikum vorgetragen. Hierfür wurde kein Eintritt verlangt, sondern um Spenden gebeten. Die Einnahmen hieraus beliefen sich auf 2095 Euro, die nun die vier Aktiven an Gabi Stahl als verantwortliche für das Dokomentationszentrum übergaben. Dieses Geld wird in den Hexenturm investiert, insbesondere in ein Touchscreen-Gerät, mit dem die Zeiler Geschichte in Wort und Bild dargestellt wird. Bereits zu einem früheren Zeitpunkt hatte die Zeilerin Monika Schraut 700 Euro an das Dokumentationszentrum gespendet, die aus der Vorführung eines Dramoletts im Jubiläumsjahr stammten.
Neues Buch zur Stadtgeschichte
Bürgermeister Thomas Stadelmann machte noch darauf aufmerksam, dass das Buch „Wissen zur Stadtgeschichte: Zeil am Main – 1000 Jahre Geschichte“ ab 3. April verfügbar sein wird und in der Stadtbibliothek erworben werden kann.
Am Rande der Eröffnungsveranstaltung präsentierte Türmer Franz Hoffmann noch Zeugnisse der Geschichte, die er bei Aufräumarbeiten im Turm gefunden hatte und die ebenfalls besichtigt werden können. Hierbei handelt es sich um Münzen, nämlich einmal „Zwei Heller“ aus dem Jahre 1622, herausgegeben von dem Bamberger Fürstbischof Johann Gottfried von Aschhausen und „Einen Batzen“, den sein Nachfolger Johann Georg Fuchs von Dornheim im Jahre 1629 herausgab.