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EBELSBACH
Betörend schöne Harfenklänge
Von unserem Mitarbeiter Günther Geiling
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:08 Uhr

„Es ist nicht erforderlich, Musik zu verstehen. Man braucht sie nur zu genießen“, sagte einst der US-amerikanische Dirigent Leopold Stokowski. Dies galt ohne Zweifel bei der jüngsten Veranstaltung der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Gleisenau unter dem Motto „Harfe, Poesie, Kerzenschein und Wein“. Die alte Kapelle des ehemaligen Rotenhan'schen Schlosses in Ebelsbach war dazu bis auf den letzten Platz gefüllt und die Besucher erlebten einen eindrucksvollen Abend.

Pfarrer Volkmar Gregori freute sich bei seiner Begrüßung über den guten Besuch. Der der Abend reihe sich ein in insgesamt 41 Gottesdienste, Veranstaltungen und Projekte der Kirchengemeinde anlässlich des Jubiläums „500 Jahre Reformation“. „Harfe und Poesie repräsentieren heute Abend Musik und Wort. Musik und Wort aber sind Kennzeichen und Markenzeichen des Luthertums in der Welt“, sagte Pfarrer Gregori. Dank Luther verfüge Deutschland über die reichste Musikkultur der Welt. Der der Reformator habe gesagt: „Ich liebe die Musik. Sie ist erstens ein Geschenk Gottes und nicht der Menschen; zweitens macht sie fröhliche Herzen; drittens verjagt sie den Teufel; viertens bereitet sie unschuldige Freude und fünftens, weil sie in Friedenzeiten herrscht.“

Die Schlosskapelle von Ebelsbach war der passende Ort und hätte nicht besser ausgewählt werden können für einen derartigen musikalischen und poetischen Abend. Sicherlich nutzten einige Besucher die Gelegenheit, einmal in diese Kapelle aus dem Jahre 1580 zu gelangen, die sonst verschlossen ist und nur bei besonderen Anlässen etwa viermal im Jahr von der evangelischen Kirchengemeinde genutzt wird. Vor dem schönen Altar versetzten Anne Kox-Schindelin auf ihrer Harfe und Prof. Dr. Richard Riess mit seinen poetischen Beiträgen die Besucher teilweise in eine andere Welt.

Zu „Harfe“ gehöre der Name Anne Kox-Schindelin, meinte Pfarrer Volkmar Gregori. „Einmal gehört – immer betört“ – dieser Spruch treffe bei Harfinistin Kox-Schindelin zu. Das spürte das Publikum schon, als die Musikerin für das erste Lied ihre Hände auf die Saiten der Harfe legte, elegant und äußerst professionell in die Saiten griff und sie anzupfte. Kaum ein anderes Instrument ist allein so stimmungsvoll wie die Harfe, die nicht nur eines der ältesten, sondern auch mit das größte und schwerste Instrument im Orchester darstellt. Sie wurde übrigens zum „Instrument des Jahres 2016“ gewählt, weil man mit dieser Auszeichnung auch etwas unbeachteten Instrumenten zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen wolle.

Die Diplom-Musiklehrerin ist eine Meisterin auf diesem Instrument. Als Tochter einer Sängerin begann sie schon mit fünf Jahren ihre musikalische Ausbildung. Über die Blockflöte und das Klavier kam sie mit elf Jahren zur Harfe, die bis heute ihr Lieblingsinstrument geblieben ist. Anne Kox-Schindelin präsentierte in ihren Stücken die ganze Vielfalt, die die Harfe auf ihren 47 Saiten zu bieten hat. Zur Freude der jüngeren Besucher bot die Musikerin auch die Melodie aus der Märchenverfilmung „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ und wurde mit großem Beifall bedacht.

Die „Poesie“ stellte zwischen die einzelnen Musikstücke Professor Dr. Richard Riess. Der Name des Theologen und Psychologen ist weit über die Fachkreise hinaus bekannt. Er spannte den Bogen von seiner Heimat bei Schweinfurt nach Ebelsbach. Schon in jungen Jahren sei Riess nach Ebelsbach gekommen, um dort in der Brauerei Krug Bier zu holen. Die „Krugs“ und „von Rotenhan“ seien bis heute für ihn ein Begriff geblieben.

In seinen Meditationen ging der Theologe auf den Menschen und seine Sinnesorgane ein. „Der Kopf ist ein Wunder in sich, ein Kunstwerk aus Milliarden von Zellen und ein Fenster zur Welt“. Die Augen würden sich erst spät bei Mensch und Tier öffnen und erblickten erst spät das Licht der Welt. Noch später aber, wenn sich die Augen schließen, sehe man das, „was nur dir allein gehört“.

Aber auch die Tiere hätten ihre Bedeutung. „Vögel können so etwas sein wie kleine Engel und Schmetterlinge sind ein Lehrstück vom Sich-Verbergen, über das Enthüllen bis zur Entfaltung im Leben. Sie sind Meister der Wandlung zwischen dem Diesseits und dem Jenseits“. In Mexico bezeichne man sie als die „Seelen der Verstorbenen“. Beim „Traum“ sprächen die Portugiesen von einer „Reise“, von einer Reise ins überall und nirgendwo.

Bei solchen Eindrücken aus Musik und Poesie kamen die Besucher anschließend auch im mit Fackeln beleuchteten Schlossgarten schnell ins Gespräch. Manche fühlten sich dabei in ein altes Märchenschloss versetzt, das grün eingewuchert oder – mit Gedanken auf die Ruine im Hintergrund – in einen Dornröschenschlaf versunken ist. Das „Kommando-Luther-Team“ mit Gisela Hümmer, Beate Höpfner, Sigrid Rippstein und Thomasa Studtrucker hatte sich dazu auch wieder etwas einfallen lassen: Es gab Wein und „Reformationsbier“ aus der alten Getreidesorte „Emmer“ gebraut, wie es anno dazumal Katharina von Bora, die „Lutherin“, tat.

 
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