300 Veranstaltungen fanden am Freitag zum Deutschen Waldtag überall in der Bundesrepublik statt, eine ganz besondere im Wald bei Fabrikschleichach am „Steinknuck“. Hier wurde das Trekkingerlebnis Steigerwald offiziell eröffnet, ein Gemeinschaftsprojekt der Gemeinde Rauhenebrach, der Bayerischen Staatsforsten, des Staatsministeriums für Landwirtschaft und Forsten und vieler weiterer Beteiligter, wie Bürgermeister Matthias Bäuerlein betonte.
„Sie sind wegweisend mit dieser Art, den Menschen einen besonderen Zugang zum Wald zu schaffen“, erklärte Tanja Schorer-Dremel, die Landesvorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Für sie war es gar keine Frage, dieses Projekt zu unterstützten, denn bevor sie in den Bayerischen Landtag einzog, war sie Grundschullehrerin und Umweltbildung hat bei ihr einen ganz hohen Stellenwert. So war es gewissermaßen eine Fügung, dass der Geschäftsführer der Schutzgemeinschaft Simon Tangerding ist. Der wiederum absolvierte sein Praktikum als geprüfter Forstreferendar im Forstbetrieb Ebrach. „Und denen gibt man immer gern eine Aufgabe, für die man im Tagesgeschäft keine Zeit hat. Ich hatte da schon lange eine Idee, mitgebracht aus eigenen Trekkingtouren in Kanada und Schweden“, erklärte Ulrich Mergner den Gästen der Eröffnung. Der Leiter des Forstbetriebs beauftragte den Referendar vor zwei Jahren mit der Aufgabe, ein Trekkingskonzept für den Steigerwald zu entwickeln.
Dieses Konzept wurde noch etwas ausgearbeitet und die ILE-Managerin der „Lebensregion plus“, Ulla Schmitt, reichte es beim Ministerium ein, als dieses über das Amt für ländliche Entwicklung dazu einlud, Waldattraktionen in jedem Regierungsbezirk zu schaffen. „17 solche Waldattraktionen haben wir gefördert, die hier ist die einzige, die fertig ist“, freute sich Forsträtin Elena Falk, die das Ministerium vertrat. Als die Zusage über 100 000 Euro an Fördermitteln eingetroffen war, ging die Arbeit aber erst richtig los.
Matthias Bäuerlein galt der Dank dafür, dass die Gemeinde Rauhenebrach die Projektträgerschaft übernahm. Der gab diesen aber gleich weiter, denn Ulla Schmitt war es, die „das Bürokratiemonster“ bändigen musste, von den nötigen Ausnahmegenehmigungen nach Naturpark- oder Natura-2000-Richtlinie, bis zur „abwasserrechtlichen Würdigung der Klo-Häuschen“. Und das Ganze in drei Landkreisen, denn die Plätze liegen in den Landkreisen Haßberge, Schweinfurt und Bamberg.
Trekking in dieser Form ist eine Besonderheit. Eigentlich ist es in Deutschland nicht erlaubt, mitten im Wald ein Zelt aufzuschlagen, geschweige denn ein Feuer zu machen. Auf zehn Plätzen zwischen Sand am Main und Geiselwind geht es jetzt – nach vorheriger Buchung über die App. Mit 4,80 Euro je Nacht und Person erwirbt man die nötigen Ausnahmegenehmigungen. Die App bietet Rundum-Informationen über die Strecken, die Plätze, bis hin zur Packliste für den Rucksack, erläuterte Simon Tangerding. Ein gekennzeichneter Platz, ein Plumpsklo, ein Betonring als Feuerstelle, das ist die Minimalausstattung. Einige Plätze haben auch eine Hütte – alle jedoch sind waldpädagogisch ergänzt.
Das übernahm Kathrin Schafhauser von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, unterstützt vor allem durch Ulli Aumüller und Katrin Remmele in Rauhenebrach und von vielen Jugendgruppen, die sich in die Gestaltung der Plätze einbrachten. So gestalten die Pfadfinder aus Gerolzhofen den Kelten-Platz bei Sand, es gibt einen Platz mit Traumfängern und Waldgeistern oder auch den bei Fabrikschleichach, der unter dem Motto „Wald und Gesundheit“ mit einem naturnahen Fitnessparcours ausgestattet wurde. Elf Jungs der Jugendhilfe Pfaffendorf waren hier eine Ferienwoche lang aktiv und haben eine enge Beziehung zu dem Platz hergestellt, so Schafhauser. Den Fitnessparcours probierten einige der Eröffnungsgäste gleich aus.
Der Dank von Ulrich Mergner galt auch den Revierleitern, die mit viel Bedacht die richtigen Plätze auswählten, an Forstwirtschaftsmeister Richard Engert, der mit seinem Team und dem Gemeindebauhof sowie örtlichen Unternehmen die Plätze anlegte.
Ein tolles Ergebnis interkommunaler Zusammenarbeit sei das Trekkingerlebnis, betonte Bürgermeister Matthias Bäuerlein. Die Staatsforsten setzten damit die Intention des Waldgesetzes um, schloss Ulrich Mergner. „Der Staatswald dient dem allgemeinen Wohl in besonderer Weise“, steht da festgeschrieben. Das tue der Forstbetrieb Ebrach zum einen durch ein ganzes Bündel von Maßnahmen zur Sicherung der Waldartenvielfalt im Trittsteinkonzept und durch die Förderung der Erholungsfunktion durch Themenwege, Informationspavillons und Wanderwege.
Das alles gelte es zu kombinieren mit dem Auftrag der Holzerzeugung. Um alles unter einen Hut zu bekommen, müssten die verschiedenen Nutzer des Waldes Rücksicht aufeinander nehmen, bat er. Das gelte auch einmal für einen Umweg für Wanderer im Zusammenhang mit der Holzernte. Gerne hätten die Staatsforsten auch die Verkehrssicherungspflicht für die Trekkingplätze übernommen. Was so rein bürokratisch klingt, wäre ein K.-o.-Kriterium gewesen: „Ohne diese Zusage hätten die 100 000 Euro vom Amt für ländliche Entwicklung gar nichts genützt“, erklärte Simon Tangerding.
Seit dem 1. August ist die App freigeschaltet, 45 Buchungen liegen bis in den Oktober hinein bereits vor – eine Tatsache, die Ulla Schmitt optimistisch stimmt.
Unter www.trekking-bayern.de sind auch die Touren im Steigerwald zu finden, buchbar sind die Plätze unter www.trekkingerlebnis.de. Dort gibt es auch viele Hinweise zu den Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke und den Besonderheiten der Landschaft und der jeweiligen Plätze – und die Regeln, die es einzuhalten gilt, etwa bezüglich Müll oder Lagerfeuer, damit möglichst viele dieses besondere Naturerlebnis uneingeschränkt genießen können.