
Der Jahreswechsel ist vollzogen, das Geböller ist vorbei. Doch die Ereignisse aus der Silvesternacht hallen weiterhin nach. Etwa 1500 "silvestertypische Straftaten" zählte die Polizei diesmal alleine in Berlin, darunter Angriffe auf Einsatzkräfte, Verstöße gegen das Waffengesetz und Sachbeschädigungen. Im Landkreis Haßberge kam es zu mindestens einem Vorfall. In Oberschleichach etwa gingen im Zuge von Silvesterfeierlichkeiten Fenster der Pfarrkirche St. Laurentius zu Bruch, wie die Polizei auf Nachfrage mitteilt.
Angesichts solcher Vorkommnisse ist die Debatte um die Einschränkung oder gar ein mögliches Verbot von privatem Feuerwerk weiter im Gange. Sie hat Einzug erhalten in den laufenden Bundestagswahlkampf. Wie aber blicken Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus dem Landkreis Haßberge auf die Forderungen nach einem Verbot? Die Redaktion hat sechs von ihnen gesprochen.
1. Günther Werner (WG), Bürgermeister Haßfurt: Hundebesitzer und für ein Böllerverbot

"Mittlerweile tendiere ich, auch als Hundebesitzer, zu einem Böllerverbot. Allein der Müll und die Luftverschmutzung, die durch Böller, Raketen und Feuerwerksbatterien entstehen, sind enorm. Ein weiteres Ärgernis ist, dass, obwohl verboten, bereits ab Verkaufsstart mit dem Abbrennen von Feuerwerkskörpern begonnen wird. Darüber hinaus wird zunehmend Missbrauch mit Feuerwerkskörpern betrieben: So habe ich in der Straße, in der ich wohne, an Silvester um 21.30 Uhr beobachtet, wie jemand eine Rakete aus der Hand schräg über ein Haus hinweg auf ein anderes Haus abgefeuert hat. Solchen gefährlichen und unverantwortlichen Aktionen kann man nur mit einem generellen Verbot begegnen. Alternativ könnte man über die Einführung eines Pfandsystems nachdenken. Beispielsweise zehn Euro pro Feuerwerksbatterie. Dies würde viele dazu bringen, den Kauf solcher Artikel zu überdenken. Gleichzeitig würden sich Geschäfte, die zur Rücknahme verpflichtet wären, überlegen, ob sie Feuerwerksbatterien überhaupt noch in ihr Sortiment aufnehmen. Letztlich würde ein solches System auch die Müllmenge reduzieren. Damit die Freude an einem Feuerwerk an Silvester jedoch nicht ganz verloren geht, könnte ich mir vorstellen, dass Gemeinden zentrale Feuerwerke am Neujahrstag veranstalten, um gemeinsam das neue Jahr zu begrüßen. Ein solches Event hatten wir in Haßfurt beispielsweise bereits zum 750-jährigen Jubiläum der Stadt."
2. Jürgen Hennenmann (SPD), Bürgermeister Ebern: Regeln wie in Frankreich und England

"Für mich persönlich müsste es kein Böllern an Silvester geben. Mir reicht eine Wunderkerze oder eine Feuertonne. Ich finde das Geld, das dafür ausgegeben wird, viel sinnvoller in Spenden an Hilfsorganisationen angelegt. Gut finde ich die Regelungen unserer europäischen Nachbarn, wie Frankreich und England. Hier gibt es zu Silvester und auch zu anderen Feierlichkeiten nur zentrale Feuerwerke, die oft von den Gemeinden veranstaltet werden, keine private Böllerei. Das trägt auch zum Zusammenkommen bei. Es ist immer schwierig etwas zu verbieten, aber vielleicht kann das Ganze durch Angebote von öffentlichen Feuerwerken und eingeschränktem Verkauf, stärkere Überwachung bei der Einfuhr etwas eingeschränkt werden. Für ein Verbot in Altstädten und Siedlungsgebieten und – aus Gründen des Tierschutzes – in der freien Natur würde ich mich aussprechen. Es sollten öffentliche Böllerplätze angeboten werden."
3. Stefan Paulus (CWG/SPD), Bürgermeister Knetzgau: Verbote helfen nicht weiter

"Ich glaube, dass uns Verbote nicht weiterhelfen, denn viele Menschen gehen verantwortungsvoll damit um. Jugendlichen den Spaß zu nehmen, halte ich für etwas übertrieben, vor allem wenn eine Familie hierfür kleinere Summen ausgibt und für zehn bis fünfzehn Minuten ihre Raketen verschießt. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass in der Nähe von Senioreneinrichtungen oder landwirtschaftlichen Betrieben mit Tierhaltung Rücksicht genommen wird. Vielleicht sollten die Kommunen einen zentralen Platz einrichten, auf dem geböllert werden kann, um nicht in der Nähe von Senioreneinrichtungen Menschen zu unnötig zu belästigen. Hierüber kann ich als Bürgermeister gerne nachdenken. Irritiert hat mich aber schon die Tatsache dass mit fast 200 Millionen Euro der bisher höchste Betrag für Knallkörper ausgegeben wurde. Da wundere ich mich doch sehr, denn überall fehlt es an Geld: Die Kommunen, das Gesundheitssystem, Rentenkasse, Pflegeeinrichtungen: Überall mangelt es an der finanziellen Ausstattung, aber wir verballern in wenigen Minuten fast 200 Millionen Euro? Und auch vor dem Hintergrund, dass hunderte Millionen Kinder weltweit hungern, erscheint mir diese hohe Summe doch sehr unvernünftig."
4. Marion Fleischmann-Hilton (GLB), Bürgermeisterin Burgpreppach: Feuerwerk an zentralem Ort

"Meiner Meinung nach ist ein differenziertes Vorgehen notwendig, das die spezifischen Gegebenheiten von Stadt und Land berücksichtigt. Ein generelles Verbot könnte in städtischen Gebieten sinnvoll sein, weil es aufgrund einer höheren Bevölkerungsdichte mehr Lärmbelästigung durch Feuerwerkskörper gibt. Zudem gibt es in der Stadt oft mehr Verletzte durch unsachgemäßen Umgang mit Böllern, sowie massive Gewalt gegen Rettungsdienst und Polizei. Auf dem Land könnten alternative Regelungen wie zeitlich und räumlich begrenzte Böllerfreigaben in Betracht gezogen werden. Hier sind die Menschen in der Regel weiter voneinander entfernt, was die Lärmbelästigung für den Einzelnen verringert. Jedoch sind auch die Umwelt- und Tierschutzaspekte zu berücksichtigen: Die lauten Knallgeräusche können Tiere stressen und schaden. Ich könnte mir auch ein Feuerwerk vorstellen, das die Kommunen an einem zentralen Ort zum Beispiel von Pyrotechnikern der Feuerwehr durchführen lassen. Die Gemeinde könnte ein Ticketmodell einführen, um die Finanzierung zu sichern. So könnten sich die Bürger aktiv an der Veranstaltung beteiligen. Das würde die Auswirkungen auf die Tiere minimieren und die Umweltbelastung drastisch reduzieren. Zusammengefasst: Eine zentrale Feuerwerksveranstaltung bietet den Bürgern eine sichere, günstige und kontrollierte Möglichkeit, das neue Jahr zu feiern. So könnte man sowohl den Sicherheitsaspekten als auch den Traditionen Rechnung tragen und gleichzeitig Umwelt- und Tierschutz fördern."
5. Thomas Stadelmann (SPD), Bürgermeister Zeil am Main: Es gibt viel Gefahrenpotential

"Bei dieser Thematik bin ich zwiegespalten. Einerseits ist Böllern in der Bevölkerung sehr beliebt. Wenn es also mit Maß und Vernunft abläuft, warum nicht. Und ich muss sagen, heuer war auch alles okay. Am Neujahrstag, nicht gleich in der Früh, aber im Laufe des Tages, war alles weitestgehend aufgeräumt, selbst an einem Platz, wo richtig heftig geschossen wurde. Andererseits: Man macht sich am nächsten Tag so seine Gedanken: Passieren darf halt nichts, dann heißt es: Wo sind die Präventivmaßnahmen geblieben? Gefahrenpotenzial haben wir genug, bei den vielen denkmalgeschützten Gebäuden. Wir hatten vor Jahren schon einmal vor dem Pfarrhaus ein Böllerverbot, doch das haben wir wieder aufgehoben. Und wir sind auch immer am Überlegen, ob es nicht doch abgebracht wäre. Am liebsten sähe ich es, wenn das Böllern kontrolliert auf einem zentralen Platz stattfindet und die Feuerwehr dabei ist. Wir werden uns im Hinblick auf den Jahreswechsel 2025/2026 sicher nochmals Gedanken machen."
6. Matthias Schneider (CSU), Bürgermeister Theres: "Böller-Frage" bundesweit regeln

"Ich meine, diese Frage sollte bundesweit geregelt werden, und persönlich spreche ich mich für ein generelles Böllerverbot aus. Hierfür gibt es viele Gründe: zum einen die Umweltbelastung durch Feinstaub, auch der Stress, dem Tiere durch Lärm ausgesetzt sind. Nicht zu vernachlässigen ist die Unfallgefahr, wie wir jährlich feststellen können. Vom Müll, der stellenweise zurückbleibt, ganz zu schweigen. Über die Sinnhaftigkeit, immense Summen an Geld zu 'verböllern', lässt sich ebenfalls trefflich diskutieren. Sicherlich gäbe es sinnvollere Möglichkeiten. 'Berliner Verhältnisse' haben wir in Franken bisher noch nicht. Und doch wird die Gefahr immer größer, dass illegale Böller auch bei uns zum Einsatz kommen. Und wir brauchen uns nichts vormachen, dieses Problem lässt sich nicht in den Griff bekommen. Ich war über Silvester im Skiurlaub und habe so manchen Knaller gehört, der entsprechende Zweifel in mir nährte. In der Zeit vom 2. Januar bis 30. Dezember werden für den Innenbereich der Ortsteile der Gemeinde Theres seit November 2013 keine Ausnahmegenehmigungen für das Abbrennen von Feuerwerken erteilt. Wir haben immer wieder einmal den Antrag vorliegen, zum Beispiel bei Hochzeiten Ausnahmen zu genehmigen, doch das wird von uns generell abgelehnt."