Dass die Fridays-for-Future-Bewegung, die weltweiten Demonstrationen junger Menschen für Klima- und Umweltschutz, die Jugend im Haßbergkreis in Scharen mitgerissen hätte, lässt sich nicht behaupten. Aber bei Teilen ihrer Eltern zeigen die Proteste und Streiks durchaus eine Wirkung, die die politische Landschaft in Haßbergen, Maintal und Steigerwald verändern könnte. "Für uns sind die Fridays for Future ein Weckruf", sagte am Donnerstag Roland Baumann zu dieser Redaktion. 25 Jahre lang gehörte der Gymnasiallehrer aus Dankenfeld der SPD an. Doch im September will das Mitglied des Oberauracher Gemeinderats mit Gleichgesinnten einen grünen Ortsverband gründen.
"Peinliche Fragen an die Erwachsenen"
Baumann spricht von einer "ökologischen Sammelbewegung" von Menschen aus allen möglichen politischen Lagern, die die Überzeugung eint, dass auf allen politischen Ebenen, sprich auch auf der kommunalen, jetzt gehandelt werden muss, um die natürlichen Lebensgrundlagen für kommende Generationen zu erhalten. Dafür kehrt der promovierte Germanist und Vater zweier Töchter seiner langjährigen politischen Heimat den Rücken, nicht aus Frust über den Absturz der Sozialdemokratie, sondern weil er für sich erkannt hat: Die Grünen bieten die besten Lösungsansätze, wenn es um die Fragen der Fridays-for-Future-Aktivisten gibt. "Fragen, die uns Erwachsenen peinlich sind und auf die viele von uns keine Antwort haben", bekennt der 47-Jährige.
In der Gemeinde Theres gibt es ebenfalls Bürger, die auf kommunaler Ebene neue Antworten auf die Herausforderungen der Zeit geben wollen. Auch hier bildet sich ein grüner Ortsverband, die Gründungsversammlung war für Donnerstagabend vorgesehen. Die Grünen sind im Aufschwung, sie profitieren nicht zuletzt von der schwedischen Schülerin Greta Thunberg, die rund um den Globus viele Menschen weltweit davon überzeugen konnte, dass jetzt und nicht erst morgen mehr für den Klimaschutz getan werden muss. Das hat Auswirkungen bis in die Haßberge, das Maintal und den Steigerwald: Die politische Landkarte wird hier grün und grüner.
Es geht auch um den sozialen Frieden
In Oberaurach hat sich auch Anita Amend den Grünen angeschlossen. Die pensionierte Lehrerin aus Oberschleichach saß von 2008 bis 2014 im Gemeinderat und war sogar Dritte Bürgermeisterin - und CSU-Mitglied. 2018 ist sie aus der Partei ausgetreten, weil sie die Christsozialen heute für "weder christlich noch sozial" hält, wie sie dieser Redaktion am Donnerstag verriet. Christlich und sozial würde für sie bedeuten, Natur und Umwelt heute zu schonen und damit auch den sozialen Frieden von morgen zu sichern. Wenn die Politik weiter nur die Interessen der Wirtschaft im Auge habe, werde es schon bald nur noch ums nackte Überleben gehen, prophezeit Amend und zitiert den Bestseller von Harald Lesch "Wenn nicht jetzt, wann dann?" Bei Wirtschaft denkt Anita Amend, die in ihrer Gemeinde das Amt der Senioren- und Behindertenbeauftragten ausübt, auch an Landwirtschaft und damit an die Stammwählerschaft der CSU. Auch hier sei es nötig, dass "endlich mehr grüne Politik gemacht wird", weg von Glyphosat und all dem Zeug. Amends Ehemann war Biolandwirt, jetzt hat eine Tochter den Hof übernommen.
Es geht auch um Nationalpark Steigerwald
Als Motor der "grünen Bewegung" in der Gemeinde Oberaurach gilt der Oberschleichacher Thomas Karg. Wie Roland Baumüller ist er Gemeinderat und ehemaliges SPD-Mitglied. "2018 bin ich ausgetreten, weil die Partei keine scharfen Konturen mehr hat, weil nicht mehr erkennbar ist, für was sie steht", sagte der 53-jährige Disponent dieser Redaktion am Donnerstag. Damit meine er die Bundes-SPD, nicht die Parteifreunde in der Gemeinde, denen er gute Arbeit bescheinigt. Dass er nun zu den Grünen wechselt, habe auch mit einem Thema zu tun, bei dem sich die etablierten politischen Kräfte der Region vor der Kommunalwahl 2020 wohl wieder einen Maulkorb verpassten: die Errichtung eines Nationalparks im Steigerwald. "Ich kann nicht verstehen, dass wir so eine Chance einfach vorbeiziehen lassen", bemängelt der zweifache Familienvater.
Zweiter politischer Frühling - oder Ende der Karriere?
Anita Amend, Roland Baumüller und Thomas Karg: Die drei dürften stellvertretend für viele weitere Bürger im Landkreis stehen, die Gestaltungswillen mitbringen, politische Verantwortung übernehmen und in jedem Fall neue Schwerpunkte in der Lokalpolitik setzen wollen. Und sich bei den Grünen eine neue Heimat suchen oder selbst gestalten - wie auch Oliver Kunkel, der für die Partei als Landrat kandidieren möchte. Roland Baumüller spricht von seinem "zweiten politischen Frühling", aber auch davon, dass eine grüne Kandidatur für ihn durchaus das Ende seiner lokalpolitischen Karriere sein kann. Weil es eben auch massive Widerstände gegen "grüne" Politik in der Gemeinde gebe, wie Anita Amend feststellt, die frustriert darüber ist, wie viele AfD-Anhänger es in Oberaurach gibt, wie viele Bürger sich fremdenfeindlich verhielten oder den Klimawandel leugneten. Andererseits bekräftige sie gerade das, Flagge zu zeigen und Kontra zu geben.
Ohne Zweifel: Das Erstarken der grünen Bewegung auch im Landkreis Haßberge kann - gerade vor der Kommunalwahl 2020 - die anderen politischen Kräfte nicht kalt lassen. Es wird spannend sein zu sehen, wie CSU, SPD und die unabhängigen Parteien und Gruppierungen auf die neue Herausforderung reagieren und wer aus Sicht des Wählers schlussendlich die besseren Antworten auf die aktuellen Fragen geben wird.
Ein Trend, den wir nicht nur in den Haßbergen beobachten.
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie Sie wissen, wird der Steigerwald doch durch mehrere Gesetze und Verordnungen geschützt.
Mit diesem Wissen könnten sich die Gegner des Trittsteinkonzeptes endlich einmal mit diesem auseinander setzen und würden sofort erkennen, dass diese Art der Waldbewirtschaftung auch für den Regenwald anzuwenden wäre. Brandrodung und Entwaldung, die im Steigerwald nicht vorkommen, wären obsolet.
Aber das können die Gegner natürlich nicht, denn dann müsste man Anerkennen, dass das Trittsteinkonzept geeignet ist alle Bedürfnisse, die der Menschen und die der Umwelt sowie die der Artenvielfalt zu erfüllt.
Also nicht eine einseitige Betrachtungsweise durch die rosarote Brille und ein Großschutzugebiet, welches nur dem Tourismus dient, fordern sondern das vielseitige Trittsteinkonzept in die Welt exportieren.
Wir wollen doch nicht, dass am Ende der Mensch und die Welt als Verlierer dastehen, oder doch?
Gruß