
Wer nach dem Motto „viel hilft viel“ im Garten zu Düngemitteln greift, wird – anders als erhofft – nicht unbedingt ein grünes Wunder erleben. Bemerkbar macht sich das Düngen in erster Linie im Geldbeutel. Denn: Kunstdünger ist nicht billig. Und häufig überflüssig, meint Guntram Ulsamer. Der Gartenfachberater am Landratsamt Haßberge rät zu eher zurückhaltendem Einsatz von Düngern. „Die Böden in unseren Gärten enthalten meist alles Notwendige, damit gesunde Pflanzen wachsen.“ Wer daheim einen Kompost angelegt hat, könne auf zusätzlichen Dünger leicht verzichten.
Dies kann Manuela Kaffer aus Hofheim bestätigen. Auf die Beete ihres Hausgartens kommt nur Humus aus dem Komposthaufen hinter dem Gartenhaus. „Wir lassen den Kompost zwei bis drei Jahre durchrotten, dann verteilen wir alles großzügig, meistens im Herbst“, sagt sie. Beruhigt kann sie für sich sowie für ihren Mann und ihre beiden Töchter feststellen: Alles, was an Gemüse und Obst aus dem Garten auf den Tisch kommt, ist reine Natur.
Im Herbst recht sie das anfallende Laub einfach unter die Büsche im Garten – „sonst reicht der Kompost nicht aus“, sagt Manuela Kaffer. Die einzige Ausnahme, was chemischen Dünger angeht, macht sie bei den Sommerblumen: Diese düngt sie mit etwas Blaukorn.
Doch wie kann man sicher sein, ob der heimische Garten wirklich ausreichend mit Pflanzennährstoffen versorgt ist? „Die Abfallwirtschaft des Landratsamtes Haßberge bietet allen Bewohnern des Landkreises an, einen Düngepass zu erwerben“, sagt Gartenberater Ulsamer. Gartenbesitzer müssen nur 300 bis 400 Gramm Erde von verschiedenen Stellen ihres Gartens als Probe in einem Plastikbeutel an einem der Wertstoffhöfe im Kreis abgeben.
Die Proben werden in einem Labor auf den pH-Wert (Säuregehalt des Bodens), den Phosphat- und den Kaliumgehalt getestet. Die Kosten für die Aktion, die jährlich im März und April läuft, trägt komplett der Landkreis.
Gartenbesitzer haben damit Schwarz auf Weiß, wie's um den Boden steht. Dennoch ist die Resonanz auf den Düngepass eher verhalten, wie Ulsamer meint. Auch Manuela Kaffer hat bislang keinen Düngepass, könnte sich aber vorstellen, im kommenden Jahr einen zuzulegen. Beworben wird der Pass auch über die Obst- und Gartenbauvereine.
Grundsätzlich sind die Böden in der Region auch ohne Düngung phosphatreich – fast zu sehr, wie Ulsamer erklärt. Deshalb sollte es mit dem Eintrag von Kompost, der viel Phosphat enthält, auch nicht übertrieben werden, rät der Fachberater zu Augenmaß. Neben Phosphat sind Stickstoff (in Hornspänen oder Knochenmehl enthalten) sowie Kalium (reine Holzasche) die beiden weiteren Hauptnährstoffe, die Pflanzen zum Wachsen benötigen.
Doch zu einem gesunden Gartenboden gehört mehr als ein ausgewogener Nährstoffgehalt. „Mikroorganismen beispielsweise sorgen für eine Krümelstruktur des Bodens“, erläutert Ulsamer. Die Kleinstlebewesen ließen sich mit Laub regelrecht füttern. Weiter betont Ulsamer, wie wichtig es ist, dass im Garten ein Kreislauf erhalten bleibt: Über das verteilte Laub und die Komposterde würden die im Garten gewachsenen und nicht vom Menschen verwerteten Pflanzenreste mit ihren Nährstoffen erhalten bleiben. „Wenn alles in die braune Tonne wandert, dann gehen viele Nährstoffe verloren“, so der Gartenberater.
Bokashi und Gesteinsmehl
Auf diesen Nährstoffkreislauf achtet auch Barbara Schmöller aus Bundorf. Sie gewinnt wertvollen Dünger auf eine spezielle Art, über einen sogenannten Bokashi. Bokashi bedeutet allerlei fermentiertes organisches Material. In einem speziellen Eimer mit verschließbarem Deckel und Ablasshahn können jegliche Küchenabfälle zu Küchenbokashi verwandelt werden, ein wertvolles Material für die Bodenverbesserung und Düngung. „Auf diese Weise bleiben alle Mineralstoffe und Spurenelemente erhalten“, sagt Schmöller. Dem Bokashi setzt sie noch Gesteinsmehl und Effektive Mikroorganismen zu, die ihr Mann Utho als Biolandwirt, wie unlängst berichtet, auch auf seine Felder ausbringt.
Gesteinsmehl zur besseren Versorgung der Pflanzen mit Mineralstoffen streut Schmöller auch direkt auf die Pflanzbeete ihres Gartens; empfohlen werden jährlich 20 bis 30 Kilogramm je 100 Quadratmeter. Ferner gibt die Gärtnerin Gesteinsmehl auf den Kompost, „dies verhindert auch unangenehme Gerüche, weil Fäulnis unterbunden wird“.
Das feine Gesteinsmehl verwendet Barbara Schmöller nicht nur zum Düngen, sondern sie spritzt damit auch Pflanzen. Gesteinsmehl wirkt pilzhemmend (zum Beispiel gegen Mehltau und Rostpilze) und gegen Schädlinge. „Ich spritzte im Frühjahr meine Rosenstöcke damit“, sagt die Bundorferin, „und auf Kartoffelblättern vertreibt es Käfer.“ In Schmöllers Garten kommt keinerlei Chemie zum Einsatz – weder als Spritzmittel, noch als Dünger. Um die Bodenqualität zu steigern, bedient sich die 46-Jährige eines Tricks: Sie sät im Herbst, zum Saisonende, eine Zwischenfrucht an, Senf oder Phacelia. Diese friert im Winter ab und bringt weitere Nährstoffe in den Boden.
Hauskompost
Die Kompostierung im Garten leistet einen wesentlichen Beitrag zur Verwendung pflanzlicher Abfälle. Ohne großen Aufwand werden so organische Reststoffe in den Stoffkreislauf zurückgeführt. So empfehlen Gartenfachleute, die im Garten und Haushalt anfallenden Bioabfälle selbst zu kompostieren. Grasschnitt, Laub, Gehölzschnitt, Gemüse- und Obstreste können bedenkenlos kompostiert werden, ebenso Pflanzenabfälle aus der Küche. Vorsicht bei Schnittblumen und Topfpflanzen: Diese können giftige Pflanzenschutzmittel enthalten, die nicht in den Garten gelangen sollen. Küchenpapier, Papiertüten und Zeitungspapier, mit denen die Sammelbehälter für Bioabfälle ausgekleidet sind, können dagegen auf den Kompost gelangen. Gekochte Essensreste, Teigwaren, Fleisch, Fett, Brot oder Schalen von rohen Eiern können Ungeziefer anlocken und sollten daher nicht auf den Kompost, ebenso befallene oder kranke Pflanzen sowie Samen- und Wurzelunkraut. Der Standort des Komposthaufens sollte leicht erreichbar sein – ob er im Schatten oder in der Sonne liegt, ist gleichgültig, die Verrottung der Abfälle verläuft überall gleich gut, allerdings sollte der Kompost einen Sonnen- und Regenschutz haben, zum Beispiel einen Deckel oder ein Vlies. Für den Rottevorgang ergeben sich kaum Unterschiede, werden die Abfälle in Behältern (Kompostern) oder auf Haufen (Mieten) kompostiert. Wichtig ist das regelmäßige Mischen des Komposts (Umsetzen), damit das Rottegut gelockert und gelüftet wird. Kompost kann im ganzen Garten ausgebracht werden, möglichst nur während der Vegetationsperiode, im Frühjahr und Sommer. Kompost sollte nur oberflächlich in den Boden eingearbeitet werden.