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HASSBERGKREIS (JAE)
Bei der Geburt des „Andraschke“ dabei
Dr. Joachim Andraschke bei seinem Vortrag im kleinen Saal der Haßfurter Stadthalle.
Foto: Wolfgang Jäger | Dr. Joachim Andraschke bei seinem Vortrag im kleinen Saal der Haßfurter Stadthalle.
Redaktion
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:12 Uhr

Der Historische Verein Landkreis Haßberge und die Volkshochschule der Stadt Haßfurt konnten sich mit vielen Interessierten über einen Höhepunkt in der Lokalgeschichte freuen. Im Rahmen der Schriftenreihe des Historischen Vereins erschien die Doktorarbeit von Dr. Joachim Andraschke über „Die germanisch-frühdeutschen Ortsnamen des Regnitz- und Obermaingebietes“, wie der Titelname lautet.

In diesem sprachwissenschaftlichen Werk ermittelt der Autor Herkunft, Verbreitung und Alter von Endungen und Grundwörter in Ortsnamen wie zum Beispiel „-ingen“, „-heim“ oder „-dorf“. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse werden mit konkreten archäologischen Funden – meist Keramik – untermauert. Mehr als 15 Jahre Arbeit in den Archiven, Studien der Fachliteratur, Gespräche mit Anwohnern, Diskussionen mit Spezialisten und nicht zuletzt Begehungen auf lebendigen oder wüsten Siedlungsplätzen waren nötig, um dieses Nachschlagewerk zu schaffen.

So war es in der Eröffnungsrede des Abends durch den Vereinsvorsitzenden Wolfgang Jäger leicht verständlich, als er meinte, dass man bei diesem Buch vielleicht einmal von „dem Andraschke“ reden wird. Im kleinen Saal der Stadthalle Haßfurt konnte er sich über zahlreiche Gäste freuen, die von Beginn an die Gelegenheit nutzten, sich ein Buch zu ergattern und sogleich vom Autor persönlich signieren zu lassen. Die Vereinsmitglieder der Historiker konnten sich über ein kostenloses Exemplar freuen, denn das Buch ist in 2017 auch gleichzeitig die Jahresgabe.

Nach den eröffnenden Worten stellte Dr. Joachim Andraschke sein Werk vor und ging auf Systematik sowie einzelne Erkenntnisse seiner Arbeit ein. So untersuchte er nicht nur zahlreiche Ortsnamen, sondern auch Flur- und Wüstungsnamen, weil nur so ein umfassendes Bild zu erreichen sei. Dass „heim-Namen“ nicht zwingend auf die „Franken“ verweisen und „ingen-Namen“ nicht nur von Alemannen verwendet wurden, sei in älterer oder laienhafter Literatur noch zu lesen, aber längst in der Wissenschaft bekannt.

Andraschkes Ausführungen gingen weit über diese Niveau hinaus. Ihm gelang sogar die Identifikation einer bislang häufig fehlgedeuteten Endung, nämlich des sogenannten nt-Suffix, das man zum Beispiel auch im 1548 erwähnten Flurnamen Gernitz findet, gelegen in der heutigen Gemeinde Knetzgau. Auch das Alter der Siedlungsnamen mit Suffix „-heim“ ist meist vormittelalterlich, um nur noch eine weitere interessante Erkenntnis des Sprachwissenschaftlers zu nennen. Abschließend zeigte er noch zahlreiche Bilder von den Funden, die er bei unzähligen Begehungen in den Siedlungen und auf den Fluren machen konnte, um seine etymologischen Ergebnisse mit handfestem Material zu belegen.

Nach zwei Stunden des Zuhörens und Staunens ließ man bei Knabberzeug und Sekt den Abend ausklingen, wozu natürlich stets der Austausch neuester Thesen und Nachrichten gehört. Nicht unerwähnt bleiben darf die schöne Geste von den Petra Hahn-Stöhr und Monika Müller-Decoster im Vorfeld der offiziellen Veranstaltung. Petra Hahn-Stöhr überreichte als Anerkennung für das Geleistete einen selbstgestrickten Schal, auf dem natürlich germanische Motive nicht fehlen durften. Monika Müller-Decoster übergab dem bekennenden Freund von Süßigkeiten selbstgemachtes Gebäck mit Formen aus der vorchristlichen Mythologie.

 
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