zurück
Ebelsbach
Bayerns beste Hufschmiede: Bei der Meisterschaft in Ebelsbach dominieren die Gäste aus der Schweiz
Zum dritten Mal fand bei "Hufeisen Bräutigam" die bayerische Meisterschaft statt. Doch die Teilnehmenden kamen aus vielen verschiedenen Ländern und Bundesländern.
Die besten Hufschmiede: Zum dritten Mal fand in Ebelsbach die Bayerische Meisterschaft statt.
Foto: Günther Geiling | Die besten Hufschmiede: Zum dritten Mal fand in Ebelsbach die Bayerische Meisterschaft statt.
Günther Geiling
 |  aktualisiert: 31.01.2025 02:38 Uhr

Der Beruf des Hufschmieds erlebt ein Comeback, gerade im Freizeitbereich. "Hufeisen Bräutigam" in Ebelsbach gibt es erst seit zehn Jahren, doch das Unternehmen hat sich seitdem einen Namen in ganz Deutschland gemacht. Zum dritten Mal fand dort am Wochenende die Bayerische Meisterschaft der Hufschmiede statt, die inzwischen schon große internationale Beteiligung aufweist. Gesamtsieger wurde Peter Brülisauer aus Fraubrunn in der Schweiz, während John Ravanelli aus Roth/Bad Bocklet seinen Titel als Bayerischer Meister in der Open-Class eindrucksvoll verteidigte.

Ein Beruf im Wandel: Heute ist der Schmied mobil

Im vergangenen Jahrhundert hat sich das Berufsbild des Hufschmieds verändert. Vorbei ist die Zeit, als die Bauern mit ihren Pferden vor der Dorfschmiede Schlange standen. Heute kommt der Hufschmied mit seiner "mobilen Schmiede" zu den Pferdebesitzern. In Ebelsbach war an diesen drei Tagen in einem Zelt alles gerichtet und die Zuschauer konnten das Spektakel aus nächster Nähe verfolgen.

Auf den Ambossen werden die Hufeisen geschmiedet.
Foto: Günther Geiling | Auf den Ambossen werden die Hufeisen geschmiedet.

Statt eines Schmiedeofens mit Blasbalg gab es hier Gasöfen, die das Eisen mit bis zu 1200 Grad zum Glühen brachten. Die Aufgaben bei der Meisterschaft erfordern das gesamte Können der Hufschmiede. So gilt es, zwei Hufeisen in einer bestimmten Zeit zu fertigen, eines davon als Überraschungseisen. In der Open-Class darf der Schmied ein Hufeisen zehn Sekunden lang von allen Seiten anschauen und muss dann selbst ein entsprechendes Eisen schmieden. In der Finalprüfung gilt es dann, für ein bereit stehendes Pferd die Hufe aufzumessen, das Hufeisen zu schmieden und damit das Pferd zu beschlagen.

Fotoserie

Von den 36 Teilnehmenden in Ebelsbach stammten nur zehn aus Bayern, sieben aus der Schweiz, je drei aus den Niederlanden, Tschechien und Österreich sowie andere aus den Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein. Sie starteten in den Gruppen Lehrlinge, Intermediate sowie Open-Class und das alles unter den Augen der fachkundigen Preisrichter Henrik Berger aus Dänemark und Niklaus Biegler aus der Schweiz. Als "Chef-Steward" leitete Carsten Fährmann mit seiner großen Erfahrung die gesamte Organisation und den Zeitplan.

Die einzige Teilnehmerin war die Tierärztin und Hufschmiedin Franziska Jung aus Rheinland-Pfalz.
Foto: Günther Geiling | Die einzige Teilnehmerin war die Tierärztin und Hufschmiedin Franziska Jung aus Rheinland-Pfalz.

In Ebelsbach fielen auch viele junge Hufschmiede auf, sowie eine Hufschmiedin: die 31-jährige Franziska Jung aus Rheinland-Pfalz. Sie war schon zum zweiten Mal dabei, weil ihr diese Meisterschaft gut gefalle und alles so familiär mit einer Rundum-Versorgung ablaufe. Sie hat schon ein Studium zur Tierärztin hinter sich, sowie eine Doktorarbeit über den Hufbeschlag. "Das war mir aber noch nicht genug und ich wollte noch mehr kennenlernen und mich darüber austauschen. Es ist nämlich wirklich ein großer Unterschied zwischen Theorie und Praxis."

Ausbildung bei einem bekannten Meister

Ihre Praxisausbildung zur Hufschmiedin absolvierte sie bei dem bekannten Franzosen Loic Entwistle, der vor 25 Jahren nach Deutschland gekommen ist. In der letzten Zeit habe sie hier mit Sensoren gearbeitet und getestet, wie sich Beschläge und Hufe in der Bewegung auswirken. Zu ihrer Zukunft befragt, meinte sie: "Mir schwebt erst noch vor, auf die Walz zu gehen. Ich könnte mir aber auch vorstellen, in der Ausbildung tätig zu werden. So habe ich schon Lehrgänge und Vorträge vor Berufs- und Meisterschülern gehalten und das hat mir großen Spaß bereitet."

Erfolgreich schnitten Tobias Wick (links) aus Bad Kissingen und Johan Ravanelli (rechts) aus Bad Bocklet in der Open-Class ab.
Foto: Günther Geiling | Erfolgreich schnitten Tobias Wick (links) aus Bad Kissingen und Johan Ravanelli (rechts) aus Bad Bocklet in der Open-Class ab.

Auch Wettbewerbe bereiten ihm großen Spaß, sagt er, "weil man hier seine Fähigkeiten zeigen kann". Schon 2024 war er Bayerischer Meister geworden. Diesen Erfolg wiederholte er und wurde nun auch Bayerischer Meister 2025 in der Open-Class mit 332 Punkten. Auf dem zweiten Platz folgte Filip Student aus Prag mit 324 Punkten. Dritter wurde Tobias Wick aus Bad Kissingen mit 324 Punkten. Gesamtsieger der dritten Bayerischen Meisterschaft wurde aber der Schweizer Peter Brülisauer aus der Schweiz mit 334 Punkten.

Ein Amerikaner kam in Deutschland zur Tätigkeit als Hufschmied

Auf das richtige Pferd hat auch der 52-jährige John Ravanelli gesetzt, der in Hartford (USA) geboren und dort auf einem Milchbauernhof aufgewachsen ist. Nach seiner Militärausbildung wurde er nach Deutschland abkommandiert und kam 1992 nach Würzburg. Dort lernte er seine Frau Carmen kennen und mit ihr den Reitsport. "Die Erfahrungen als Springreiter waren für mich eine gute Grundlage für die Ausbildung zum Hufbeschlagschmied im Jahre 2001 und seit dem Jahre 2005 bin ich selbständig. Inzwischen bin ich sogar Trainer für die deutsche Mannschaft der Hufschmiede-Lehrlinge."

Die 'Bayerischen Meister' mit (von links) Senta-Sophia Bräutigam, Philipp Völk, John Ravanelli, Gesamtsieger Peter Brülisauer, die Preisrichter Hendrik Berger und Niklaus Biegler sowie Silvia Bräutigam.
Foto: Günther Geiling | Die "Bayerischen Meister" mit (von links) Senta-Sophia Bräutigam, Philipp Völk, John Ravanelli, Gesamtsieger Peter Brülisauer, die Preisrichter Hendrik Berger und Niklaus Biegler sowie Silvia Bräutigam.

In der Intermediate-Class wurde Philipp Völk aus Jengen (Bayern) Bayerischer Meister mit 244 Punkten, vor Thomas Höcker aus Baar-Ebenhausen (Bayern) mit 191 Punkten und Jeldrik Krüger aus Langenfeld (Nordrhein-Westfalen) mit 184 Punkten.

Bei den Lehrlingen erreichte Aaron Jäggi aus Biel-Benken (Schweiz) den ersten Platz mit 255 Punkten, gefolgt von Livio Fiechter aus Rüti bei Büren (Schweiz) mit 242 Punkten und Fabian Liebi aus Herblingen (Schweiz) mit 218 Punkten. Bayerischer Meister wurde hier Maximilian Leo Kisker.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Ebelsbach
Günther Geiling
Berufsbilder
Bräutigam
Springreiter
Studentinnen und Studenten
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top