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KREIS HAßBERGE
Bauboom kann Unfallrisiko erhöhen: IG Bau für mehr Kontrollen
Hämmern, bohren, fräsen – Bauberufe bergen viele Gefahren. Besonders dann, wenn unter Stress gearbeitet wird.
Foto: William Diller/IG Bau | Hämmern, bohren, fräsen – Bauberufe bergen viele Gefahren. Besonders dann, wenn unter Stress gearbeitet wird.
Bearbeitet von Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:49 Uhr

Behörden kontrollieren im Landkreis Haßberge nur selten, ob Arbeitsschutzvorschriften eingehalten werden. Das kritisiert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) in einer Pressemitteilung. In Bayern stünden 372 000 Betrieben zuletzt nur 360 Arbeitsinspekteure bei der Gewerbeaufsicht gegenüber. Das gehe aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen hervor, so die IG Bau. „Firmen müssen praktisch nur alle paar Jahre mit einer Kontrolle rechnen – wenn überhaupt.“

Allein im Kreis Haßberge gebe es über 2000 Betriebe, berichtet IG-Bau-Bezirksvorsitzender Michael Groha. Angesichts dieser Zahlen überrasche es kaum, wenn es mancher mit der Arbeitssicherheit nicht so genau nehme. Doch gerade auf dem Bau könne das fatale Folgen haben. Nach Angaben der Gesetzlichen Unfallversicherung kam es auf bayerischen Baustellen im vergangenen Jahr zu rund 22 500 Arbeitsunfällen – 15 von ihnen endeten tödlich, heißt es in der Mitteilung.

Mit dem aktuellen Bau-Boom könnte das Unfallrisiko sogar steigen, warnt die IG Bau. „Volle Auftragsbücher und das Arbeiten unter Zeitdruck führen allzu oft dazu, dass auf Schutzmaßnahmen verzichtet wird“, so Groha. Immer wieder beobachte er, wie Bauarbeiter ungesichert auf Gerüsten balancierten. Der fehlende Sicherheitsabstand zu Baggern und Kränen erhöhe die Unfallgefahr ebenfalls drastisch. „Dabei ist der Arbeitgeber dazu verpflichtet, für den Schutz seiner Beschäftigten zu sorgen. Tut er das nicht, macht er sich strafbar“, betont Groha.

Allerdings hielten sich viele Baufirmen nur dann an das Gesetz, wenn sie mit Konsequenzen rechnen müssten. Und die Zahl staatlicher Kontrollen gehe nach Angaben der Bundesregierung seit Jahren zurück. So besuchten die Gewerbeaufsichten der Bundesländer im Jahr 2006 rund 370 000 Betriebe. Zehn Jahre später seien es nur noch knapp über 200 000, schreibt die IG Bau, die fordert, das Personal der Aufsichtsbehörden massiv aufzustocken. Nur so könne man wieder auf ein vernünftiges Kontroll-Level kommen.

Die Berufsgenossenschaften, die ebenfalls die Arbeitssicherheit kontrollieren, könnten das staatliche Defizit nur zum Teil kompensieren. Immerhin habe die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) zuletzt deutlich mehr Stellen für den Arbeitsschutz geschaffen. Und bei der BG könnten sich Beschäftigte anonym selbst melden, wenn es brenzlig wird – unter der Notruf-Hotline Tel. (0 800) 80 20 100. Dies führe zu einer raschen Visite der Arbeitsinspekteure, so die IG Bau.

 
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