
Da war es wieder: das spektakuläre zweite Wochenende im Juli. Spektakulär für viele, aber besonders für eine Gruppe Hofheimer.
Genau gesagt für die Sambagruppe „Bateria Caliente“. Seit 2014 gibt es sie, inzwischen umfasst sie um die 30 Mitglieder. Das klingt bereits nach einem ziemlich großen Erfolg. Noch größer erscheint er, wenn man die Historie der Gruppe bezüglich des Internationalen Sambafestivals in Coburg betrachtet.
Qualität ist wichtig
Die Ehre, dort einen Auftritt zu haben, wird vielen Samba-Gruppen erst nach einigen Jahren zuteil, denn einen gewissen Qualitätsstandart gilt es dort zu halten. Einen Einblick in den Qualitätsstandart der Bateria Caliente gibt, zumindest für diejenigen, die noch nicht in den Genuss eines Auftritts gekommen sind, die Anzahl der Sambafestivals, die die Gruppe als Akteur bereits besucht hat: 2015, 2016 und 2017. Wir haben die Bateria Caliente in diesem Jahr auf dem Festival begleitet.
Am Freitag geht es los. Aber nicht erst am Abend in Coburg. Neben wochenlangen Probestunden und organisatorischen Planungen, was beispielsweise die Unterkunft der Gruppe in Coburg betrifft, steht am Freitagvormittag für einige Mitglieder der Friseurbesuch an. Einige lassen sich die Farben des Logos (rot, blau) ins Haar bringen, einer aber zelebriert das Fest seit Jahren mit besonderen Haarfarben.
Haare im Samba-Style gefärbt
Jedes Jahr lässt sich Christian Sennfelder seine Haare komplett im Samba-Style färben: rot, grün, gelb und der integrierte „SAMBA“-Schriftzug mit aktueller Jahreszahl. Hunderte Male wird er noch am Abend dadurch als Fotomotiv herhalten müssen. „Ich kann es kaum erwarten“, grinst der organisatorische Leiter der Gruppe, „vor uns liegt die schönste Zeit des Jahres“. Man nimmt es ihm ab.
Wenn der Nachmittag anbricht, machen sich die Autos (und Anhänger für Instrumente und Fahnen) der Bateria Caliente dann im Konvoi auf nach Coburg. Je näher man Coburg kommt, je weiter man in die Innenstadt vordringt, desto mehr kann man das Fieber bereits hören und sehen. Coburg ist bereit.
Dann steht erst einmal der Bezug des Quartiers für die nächsten zwei Tage an: Ein Klassenzimmer in der Rückert-Schule in Coburg. Mit vielen weiteren Sambagruppen teilen sie sich diese Schule als Unterkunft.
Noch am Abend steht dann der erste Auftritt an. Dafür wärmt sich die Gruppe vorher noch kurz gemeinsam auf. Am ersten Abend startet das Festival für die Gruppe mit einem Auftritt im Prinzengarten.
„Eine schöne idyllische Location zum Aufwärmen für das Wochenende“, weiß Bastian Klauer, musikalischer Leiter der Gruppe. Nach nur ein paar Takten hat die Bateria ihr Publikum im Boot, geübte Rhythmen lassen die Zuhörer klatschen, singen und tanzen. Getanzt wurde dann auch noch im typischen Sambastil, die Gruppe hatte noch eine Samba-Tänzerin in petto. Spätestens dann packt das Fieber die ganzen Zuhörer.
Statt Samba-Wetter Nieselregen
Da störte es nicht, dass es an diesem Abend nicht so richtig typisches Samba-Wetter gab. Bei Nieselregen und Wind verbrachte die Gruppe den Abend noch bei Samba-Klängen am Schlossplatz.
Am Samstag sollte das Highlight des Festivals für die Gruppe anstehen: der Auftritt zur Prime-Time auf dem Marktplatz. Zum Aufwärmen spielt die Bateria bei inzwischen aufgeklartem Himmel in den Straßen Coburgs. So sind sie optimal für den großen Auftritt um 16 Uhr am Marktplatz vorbereitet. Man kann merklich spüren, wie der Puls bei den Spielern steigt, gerade als sie sehen können, dass der Marktplatz sich immer weiter füllt. „Das ist schon ein etwas anderes Kaliber“, gibt Sennfelder zu.
Eine erst seit kurzem spielende Sambista sagt, dass sie „sehr aufgeregt“ ist. Dann geht es los, die Bateria reist mit ihrem Können und der ansteckend guten Laune die Menge mit. Die Tänzer und Tänzerinnen machen die Show komplett. Ein absolut gelungener Auftritt, wenn man das den „Zugabe“-Rufen und der Stimmung der Zuhörer entnehmen kann.
Auch Sennfelder ist mehr als zufrieden. Er strahlt und sagt nur „Wahnsinn“. Bei schönem Wetter und Sonnenschein lässt die gesamte Gruppe den Abend nun ausklingen; besonders durch das Gefühl eines gelungenen Auftritts, der hinter ihnen liegt.
Nach dem Auftritt am Sonntagvormittag vor Fans, die sich offensichtlich ganz explizit die Zeiten der Bateria ausgesucht haben und mitgereist sind, stärkt sich die Gruppe noch einmal vor dem letzten Höhe- und Schlusspunkt des Festivals: Der Sambaumzug durch die Innenstadt steht an. 86 Sambagruppen werden von hunderten Zuschauern am Wegesrand erwartet. Von 14 Uhr bis 18 Uhr ziehen die Gruppen nacheinander in die Innenstadt, vorbei am Marktplatz bis hin zum Schlossplatz. „Das ist die Königsdisziplin für jede Gruppe“, findet Sennfelder.
Eine Stunde lang zu musizieren und dabei zu laufen, erfordere sehr viel Kondition. Doch der Spaß an der Sache, stehe definitiv im Vordergrund; zum einen der eigene Spaß und zum anderen zu sehen, wie viel Spaß die Zuschauer und Zuhörer haben. So gibt die Bateria Caliente, wie alle Gruppen, bei besagtem Umzug noch einmal alles.
Nach diesen besonderen und anstrengenden Tagen lässt die Gruppe auch diesen Tag in Coburg noch bei sambatypischen Getränken und Speisen ausklingen und nachwirken.
Ein Teil der Gruppe verlängert den Aufenthalt in Coburg noch um eine weitere Nacht, um auch den Rest des Fiebers noch mit aufzusaugen. Der Rest fährt ausgepowert, aber sehr zufrieden nach Hause in die Hofheimer Gegend.
Und damit geht es dann erst einmal wieder zurück in den Alltag, nach dem atemberaubenden Samba-Wochenende in Coburg.