Er selbst meint, dass nur wenige von seinem Hobby wissen. Dabei betreibt es der 85-jährige Wolfgang Beilner aus Gresselgrund schon seit seinem sechsten Lebensjahr. Der Rentner bastelt aus Pappe und Papier deteilgetreu Burgen und Schlösser, Kirchen, Schiffe, Flugzeuge und Eisenbahnen aus allen Epochen. Diese Objekte nehmen seiner Wohnung viel Raum in Beschlag.
Schon als Wolfgang Beilner seine Haustür öffnet, fällt der Blick auf, wie er sie nennt, Architekturmodelle. Bei einem kurzen Rundgang durch Erd- und Obergeschoss seines Anwesens wird man von zahllosen Modellen aller Art umfangen. „Mein erstes Modell war der Flugzeugträger Graf Zeppelin“, sagt Beilner und zeigt dieses vor.
Geboren ist der Modellbauer in Neutitsche im Ostsudetenland, im Grenzgebiet von Polen, der Slowakei und der Tschechei. Seine Heimat musste er 1945 verlassen und kam zunächst nach Sulzthal bei Hammelburg. Als er 18 Jahre alt war, lernte er Landwirt bei einem Bauern in Marbach und wohnte in Gresselgrund. „Ich bin ein Frühaufsteher“, sagt Beilner. Meistens habe er schon zwei Stunden mit dem Bau seiner Modelle verbracht, bevor er zur Arbeit ging.
Modellbau ist eine filigrane Arbeit. Wie passt das mit den Berufen eines Landwirtes oder eines Waldarbeiters zusammen, die er ausübte? Wo es doch dabei eher „ums Gröbere“ geht. Wolfgang Beilner lacht und sagt: „Das eine schließt das andere nicht aus.“
Eine Bastelstunde als Kind in der Schule hat seine Leidenschaft geweckt, erinnert sich der 85-Jährige. Damals war es nicht leicht, Bastelmaterial zu bekommen – und wenn, nur solches für die „Kriegsmaschinerie“, sagt er.
Später wurde er Mitglied beim Hamburger Modellbauverlag. „Seitdem gibt es Vorlagen zur Genüge.“ Zu seinen Bastelutensilien zählen Scheren, Pinzetten, Cutter-Messer, helle Lampen, Lupen und Klebstoffe. „Ja, beim Basteln muss man sich schon konzentrieren und viel Geduld haben, vor allem wenn es um winzige Kleinteile geht, die geschnitten, bemalt und eingebaut werden müssen“, sagt Beilner.
Wie viele Modelle hat er bisher gebastelt? Beilner zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung, mehr als 500 sind es aber auf jeden Fall.“ Daran gedacht, selbst gefertigte Modelle zu verkaufen hat er eigentlich noch nicht. „Wer kauft sich auch so was. Leute die daran Interesse haben, basteln lieber selber, wollen was Eigenes schaffen“, weiß der 85-Jährige.
Auch ihn interessieren fertige Modelle nicht. „Anschauen ja, aber kaufen nein“, sagt er. Ob er sich vorstellen kann, was mit der Vielzahl seiner Exponate einmal geschehen soll wenn er nicht mehr ist? Beilner blickt nachdenklich und sagt: „Na, dann müssen sie sie halt verbrennen.“ Kinder, Enkelkinder oder Verwandte hätten nach seiner Meinung nicht wirklich Interesse an seinem Hobby und seinen Modellen.
Beilner weist darauf hin, dass seine Bastelei ein umweltfreundliches Hobby wäre. Alles ist aus Papier. Plastik verwendet er nicht. Trotz aller Konzentration und dem immensen Zeitaufwand sagt Beilner: „Das Basteln beruhigt mich, da kann ich entspannen. Das mache ich denke ich mal, bis ich nichts mehr sehe oder die Hände zittern.“ Er erzählt, dass schon heute seine Hände nicht mehr so ruhig seien wie früher.
Gut sieht er. Lesen könne er noch ohne Brille. Aber bei den diffizilen Bastelarbeiten brauche er dann doch eine. Er sei auch jemand, der nicht so gerne in die Öffentlichkeit geht. Ein öffentliches Amt habe er nie bekleidet.
So um die zwei Stunden würde er sich täglich noch seinem Hobby widmen, an Sonn- und Feiertagen können es auch mal mehr Stunden werden. „Nur wenn die Sonne scheint, muss ich raus, da hält mich nichts im Haus.“ Zu lange an einem Stück basteln, werde zu anstrengend.
Ab und zu gehe er noch nach Gückelhirn zu seiner ehemaligen Arbeitsstelle. „Da mache ich so Kleinigkeiten, die kein anderer verrichten will“, sagt der Rentner.
Zurzeit hat er das Schlachtschiff „S.M.S Victoria Louise“ in Arbeit. Der Rumpf steht vor ihm auf dem Arbeitstisch. „Da werde ich auch noch einige Zeit brauchen, bis es fertig gestellt ist.“