In Rekordzeit ist Bamberg um eine siebte Städtepartnerschaft reicher geworden: Erst am 29. November votierte der Stadtrat in seiner Vollsitzung einstimmig für den fraktionsübergreifenden Antrag, mit der 85.000-Einwohner-Stadt Mukatschewo in der Ukraine eine Partnerschaft einzugehen. Am Montag, 11. Dezember, überreichte Oberbürgermeister Andreas Starke in einer Feierstunde im Rokokosaal des Alten Rathauses seiner ukrainischen Amtskollegin Julia Tayps die Partnerschaftsvereinbarung in Gestalt einer zweisprachig verfassten Urkunde.
"In dieser für uns schweren Zeit ist es wichtig, nicht nur militärische, sondern auch moralische Unterstützung unserer Partner zu spüren", sagte die Vize-Bürgermeisterin von Mukatschewo in fließendem Deutsch. OB Starke hatte zuvor im Beisein der Bürgermeister Jonas Glüsenkamp und Wolfgang Metzner versichert, dass "unsere ganze Solidarität dem ukrainischen Volk gilt, und wir unsere Hoffnung auf eine gute zukünftige Entwicklung unserer Städtepartnerschaft setzen".
Im äußersten Westen der Ukraine
Starke verwies auf die vielen Gemeinsamkeiten, die Bamberg und Mukatschewo verbinden, das in der Verwaltungseinheit Transkarpatien im äußersten Westen der Ukraine liegt. Beide Städte seien etwa gleich groß und römisch-katholische Bischofssitze, verfügten über eine Universität, ein reiches historisches und kulturelles Erbe.
Der OB erinnerte an die langjährigen und wichtigen Beziehungen des Erzbistums Bamberg und der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) mit Transkarpatien, die Ausgangspunkt für die neue Städtepartnerschaft seien. Unter den Schönborn-Fürstbischöfen siedelten im 18. Jahrhundert Handwerker und Bauern aus dem Bamberger Hochstift um die damals "Munkatsch" genannte Stadt. Das dortige Land war ein Geschenk des Habsburger-Kaisers an die Familie Schönborn.
"Schönborn-Franken" gründeten Dörfer
Die "Schönborn-Franken" gründeten in der Umgebung der Stadt Dörfer mit deutschen Namen wie Pausching, Plankendorf, Mädchendorf oder Sophiendorf. Bis heute pflegen die Nachfahren die deutsche Sprache und fränkische Traditionen. "Unsere Jugendlichen sind sehr an deutscher Kultur interessiert", versicherte denn auch Julia Tayps, die seit Jahren die deutsche Minderheit im Rat der Deutschen in der Ukraine (RdU) vertritt und Vorsitzende der deutschen Jugend Transkarpatien ist.
Zusammen mit weiteren Deutschstämmigen und an Franken interessierten Ukrainern hält Tayps bisher enge Kontakte zum Erzbistum Bamberg und zur KLB. Aktive Beziehungen bestehen im medizinischen, kulturellen, landwirtschaftlichen, humanitären und kirchengemeindlichen Bereich. Diese Ebenen sollen nun durch die kommunale Partnerschaft vertieft werden, auch durch Einbindung des ukrainischen Vereins "Bamberg: UA" und der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde in Gaustadt.
Sorge für zehntausende Flüchtlinge aus dem Osten der Ukraine
Über die bestehenden kirchlichen Kontakte hatte die Bamberger Stadtverwaltung mit Brigitte Riegelbauer aus dem Bürgermeisteramt an der Spitze die Verbindung nach Mukatschewo aufgenommen. Riegelbauer, die alle Maßnahmen der Bamberger Städtepartnerschaften koordiniert, will auch diese siebte "Städteehe" mit Leben füllen: "Die Partnerschaft ist Diplomatie von unten und soll nicht nur auf dem Papier bestehen", betont die gern als "Außenministerin der Stadt Bamberg" titulierte Koordinatorin. "Ich schaffe den Rahmen, den Inhalt füllen andere", rief Riegelbauer alle Bamberger guten Willens dazu auf, sich dieser siebten Städtepartnerschaft so erfolgreich zu widmen wie den anderen sechs.
Aufgrund des aktuellen Kriegsgeschehens in der Ukraine ist es nicht möglich, dass bald eine Bamberger Delegation nach Mukatschewo reist. Zwar musste die Stadt bis jetzt keine Zerstörungen verkraften, trägt jedoch Sorge für zehntausende Binnenflüchtlinge aus dem Osten der Ukraine. Vize-Bürgermeisterin Julia Tayps berichtete von den hohen Belastungen für die Einheimischen, auch durch stark gestiegene Preise für Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs, über Energieknappheit, stundenlange Stromausfälle und häufigen Luftalarm, der in die Schutzkeller zwingt.
Jugendliche zeigten Krippenspiel in deutscher Sprache
Angesichts dieser Nöte sei sie "sehr dankbar für zwei unglaubliche Tage in Bamberg". Tayps war mit einer 30-köpfigen Jugendgruppe gekommen, die zuvor zwei Tage in Heidelberg und in Neustadt an der Weinstraße bei Solidaritätspartnern verbracht hatten. Die Kinder und Jugendlichen im Alter von 7 bis 18 Jahren erfreuten am Sonntagnachmittag das Publikum in der Kapelle des E.T.A.-Hoffmann-Gymnasiums mit einem pfiffigen Krippenspiel in deutscher Sprache.
Zur Belohnung gab es danach im Bistumshaus St. Otto ein typisch fränkisches Abendessen mit Bratwürsten, Sauerkraut und Kartoffelpüree sowie am Montag eine Stadtführung durch Bamberg. Selbstverständlich waren die jungen Leute auch im Rokokosaal bei dem Austausch der Partnerschaftsvereinbarung dabei und krönten die Feierstunde mit einem Weihnachtslied in Deutsch sowie mit einer ukrainischen Volksweise.