Peter Wittstadt ist auf der Suche nach den Archetypen der Malerei und der plastischen Form. Dazu wirft er alle akademische Gelehrsamkeit über Bord und greift tief in seine eigene Vergangenheit als Kind zurück. So heißt es in der Einladung zu der Kunstausstellung mit Werken des Karlstädter Künstlers, der am Samstagabend zahlreiche Kunstinteressierte in den Spiegelsaal von Schloss Oberschwappach folgten. Peter Wittstadt wurde vor einigen Jahren durch die heftige Diskussion um sein Lohrer "Horrorwittchen" deutschlandweit bekannt. Der Künstler gewann damals den von der Stadt Lohr ausgeschriebenen Kunstwettbewerb, bei dem nach einer Lösung gesucht wurde, Schneewittchen figürlich und nicht unbedingt naturalistisch darzustellen. Die rund drei Meter hohe Figur aus Bronze ziert seit Oktober 2016 den Platz vor der Stadthalle in Lohr am Main.
Als heimliche Kulturhauptstadt – zumindest im Steigerwald – bezeichnete Knetzgaus zweiter Bürgermeister Stefan Seubert in seinen Grußworten Oberschwappach. Dazu würden immer wieder wechselnde, anspruchsvolle Ausstellungen in den Schlossräumen beitragen. Aber auch die Schlossgärten, die momentan umfangreich saniert und neu angelegt werden, könnten sich laut Seubert als ein Highlight rund um das Schlossareal entpuppen.
49. Ausstellung mit Galerist Egon Stumpf
Der Eschenauer Galerist Egon Stumpf dankte der Gemeinde für den Rückhalt. Seit 18 Jahren organisiert er mit seiner Ehefrau Eleonore die mittlerweile 49. Ausstellung. Neben der Gemeinde und der Galerie im Saal Eschenau sind es vor allem auch die Mitglieder des Kulturvereins Museum Schloss Oberschwappach, die dafür sorgen, die Ausstellungen einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Die Arbeiten von Peter Wittstadt fordern den Betrachter heraus, über seine Konventionen nachzudenken und den Schutzschild ästhetischer Übereinkünfte zu zerbrechen. In seiner Laudatio verglich Egon Stumpf den fränkischen Künstler mit dem vor 50 Jahren verstorbenen spanischen Maler Pablo Picasso. Als Trendsetter seiner Zeit gab dieser sich niemals zufrieden mit dem Erreichten und drängte immer wieder zu neuen Formen, Ideen, Materialien und Lebensäußerungen. So habe es sich laut Stumpf auch Peter Wittstadt zum Programm gemacht, niemals auf erreichten Bildformen und Liniengestaltungen zu beharren, sondern ständig alles über Bord zu werfen, was den Anschein gewohnheitsmäßiger Bildfindung beinhalten könnte.
Geistiges Fluidum in der Ausstellung tanken
Aus Sicht des Galeristen sei es wichtig, sich etwas ausführlicher mit den Bildern und Skulpturen von Peter Wittstadt einzulassen, um die Hürden der eigenen Sehgewohnheiten zu überspringen. "Stellen sie an sich selbst immer neue Ansprüche und bleiben sie neugierig, auch wenn Neues oft mit Ängsten und Ressentiments verknüpft sind", forderte der Galerist die Kunstinteressierten auf, beim Durchgang durch die Ausstellung geistiges Fluidum zu tanken. Peter Wittstadt lebt zurückgezogen in seinem Refugium mit seiner Frau Johanna, wo er in den Pausen seines Kunstschaffens zur Ruhe kommt.
Die Ausstellung ist bis zum 11. Juni immer sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter Tel.: (09527) 810501 geöffnet.