
Traditionell bereits der unterfränkische Regierungspräsident kurz vor den Sommerferien ein fränkisches Weinanbaugebiet, um sich vor Ort bei den Winzern zu informieren. Am Dienstag führte der Weg von Regierungspräsident Eugen Ehmann nun erstmals ganz in den Osten des Regierungsbezirkes. Zusammen mit dem Vorsitzenden des Abt-Degen-Weintals, Bürgermeister Thomas Stadelmann, Weinbaupräsident Artur Steinmann und der Abt-Degen-Weinprinzessin Anna-Lena Werb besuchte die Delegation der unterfränkischen Bezirksregierung vier Stationen im Maintal.
Neben den Weingütern Weingut A. & E. Rippstein in Sand, Rothmund in Eltmann und Martin in Ziegelanger stand auch das Weinhaus Nüßlein in Zeil auf dem Programm. In dessen Lage "Zeiler Eulengrund" bei Schmachtenberg konnten die Teilnehmer der Rundreise etwas begutachten, das in Franken bisher noch eine Seltenheit ist. Dort hat die Familie Nüßlein einen Weinberg, der vor rund zwei Jahren in Quertrassierung angelegt wurde. Entgegen der üblichen Weinberge im Heimatkreis, die von oben nach unten angelegt sind, ist die vertikale Anordnung eine erhebliche Erleichterung für die Bewirtschaftung.
Hier eine Besonderheit, anderswo üblich
Die Steillage, mit einer Neigung von über 60 Prozent, war früher eine große Herausforderung, wie Nüßlein berichtete. Zuerst mit einem Seilzugsystem, später mit einer extra dafür gebauten Raupe, sei die Arbeit in dem steilen Hang sehr abenteuerlich gewesen und hätte nicht selten zu grenzwertigen Situationen geführt. Nachdem die 45 Jahre alte Riesling-Bepflanzung abgängig war, besann sich Nüßlein auf das, was zum Beispiel in Württemberg gang und gäbe ist. Dort wird bereits ab einer Steigung von 35 Prozent hauptsächlich die Quertrassierung favorisiert. Manko bei der Sache ist, dass man in Querlage weniger Fläche bewirtschaften kann, als in der verbreiteten Form. Auf Nüßleins Fläche stehen rund 4200 Weinsätze der Sorten Riesling und Chardonnay. Dafür ist der Arbeitsaufwand wesentlich geringer und gefahrloser.

Vorausgegangen ist dem ein "Kampf" mit dem Wasserwirtschaftsamt. Die dortigen Verantwortlichen konnten sich, nach Nüßleins Worten, nichts unter der Quertrassierung vorstellen und hatten ihre Zweifel an dem Vorhaben. Inzwischen ist aber alles in trockenen Tüchern. Selbst bei einer Regenmenge von 200 Litern je Quadratmeter ist nach Berechnungen der Behörde das naheliegende Wohngebiet nicht gefährdet und eine Ableitung gewährleistet.
Eine Bestätigung hierfür erfuhr Nüßlein in dem sehr nassen Jahr 2021. Das Starkregenereignis im Juli vor zwei Jahren, bei dem neben der Zeiler Altstadt auch viele weitere Gebiete im Landkreis unter Wasser standen, machte dem Weinberg nichts aus. "Der Hang hatte fast alles aufgefangen, de facto gab es keine Erosion", sagte Roger Nüßlein. Währenddessen gedeihen die derzeit die Weinstöcke, die vermutlich in ein bis zwei Jahren den ersten Ertrag bringen werden.