Ein Anruf eines Historikers ließ vor einigen Tagen den Blutdruck von Aidhausens Ersten Bürgermeister Dieter Möhring rapide ansteigen. Das Jahr 824 sei möglicherweise gar nicht die Geburtsstunde des Ortes, orakelte der Geschichtsexperte am Telefon. Neun Monate Arbeit des Organisations-Komitees wären umsonst gewesen – ganz zu schweigen vom Hohn und Spott aus der Bevölkerung.
Doch der Historiker Joachim Andraschke von der Uni Bamberg gab während des Neujahrsempfangs am Sonntag in der Turnhalle in Aidhausen Entwarnung: Es gebe drei Nennungen des Namens "Atihusum" im neunten Jahrhundert, sagte er – alle drei im Gebiet des heutigen Ostunterfranken. Bei einem der drei handle es sich mit Sicherheit um das heutige Aidhausen. Die frühe Nennung im neunten Jahrhundert sei für einen fränkischen Ort ungewöhnlich. Erst ab dem Jahr 1007 seien viele fränkische Ortschaften erstmals urkundlich erwähnt.
In Übergabeurkunde an Kloster Fulda erwähnt
Aidhausen ist mit rund 800 Einwohnern der größte Ort der rund 2000 Bewohner zählenden Gemeinde. Im Jahr 803 nach Christus wird erstmals ein "Etehusen" in einer Übergabeurkunde an das Kloster Fulda erwähnt, wobei nicht ganz sicher ist, ob damit das heutige Aidhausen gemeint ist. Aidhausen wurde erstmals im Jahr 824 urkundlich genannt und war ein Amt des Hochstifts Würzburg, das ab 1500 zum Fränkischen Reichskreis gehörte. Es wurde nach der Säkularisation zugunsten Bayerns 1805 Erzherzog Ferdinand von Toskana zur Bildung des Großherzogtums Würzburg überlassen, sagte Bürgermeister Möhring in seiner Ansprache.
Das Jahr 1942 war ein dunkles Kapitel in der Ortsgeschichte mit der Deportation jüdischer Familien in die Vernichtungslager. Es gab eine jüdische Gemeinde, deren Synagoge im Jahr 1938 während des Novemberpogroms entweiht wurde. Das Gebäude blieb erhalten und dient seitdem als Wohnung und Werkstatt. Ein Gedenkstein erinnert an die Gemeinde.
Im Zuge der Gebietsreform wurde am 1. Juli 1974 die Gemeinde Nassach und am 1. Mai 1978 die Gemeinden Happertshausen, Kerbfeld und der Markt Friesenhausen mit Rottenstein eingegliedert.
Derzeit 1985 Einwohner, Tendenz steigend
Die Einwohnerzahl liegt derzeit bei 1985, Tendenz steigend. Die Gemeinde erhielt bereits mehrere Preise, darunter zweimal den Bayerischen Staatspreis, das Gütesiegel Heimatdorf und familienfreundlichste Gemeinde im Landkreis Haßberge. Als Mitglied der Gemeindeallianz Hofheimer Land errang es den Europäischen Dorferneuerungspreis 2020. Neben 14 Vereinen, 19 Gewerbebetrieben bietet die Gemeinde eine ärztliche Versorgung, einen Dorfladen, Kinderbetreuung sowie eine gute Innenentwicklung.
Stellvertretende Landrätin Birgit Bayer bezeichnete Aidhausen als einen "lebendigen Jubilar". Es sei ein Ort, in dem "alle zamhalten".