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Stettfeld
Stettfeld: Wie aus der alten Kachelfabrik eine Ideenschmiede wird
Mitten in Stettfeld hat der Unternehmer aus einer alten Fabrik seine „Ideenschmiede“ gemacht, für die er noch weitere Pläne hat.
Foto: Günther Geiling | Mitten in Stettfeld hat der Unternehmer aus einer alten Fabrik seine „Ideenschmiede“ gemacht, für die er noch weitere Pläne hat.
Günther Geiling
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:19 Uhr

Die Wasseraufbereitung wird in Zukunft eine immer größere Rolle spielen, um Wasser in ausreichender Menge und Qualität bereitstellen zu können. Dazu bedarf es innovativer Technologien und mit diesen ist die junge Firma „EnWaT“ aus Stettfeld im Bereich der Energietechnologie und Wasseraufbereitung unterwegs auf dem Weg in die Zukunft.

Der Firmensitz liegt mitten in der kleinen Gemeinde Stettfeld, wo einst die „älteste Kachelfabrik Deutschlands“ ihre Kacheln formte und brannte. Seit Jahren war dieses Firmenareal in einen „Dornröschenschlaf“ versunken und wurde fast etwas zu einem „Abenteuerspielplatz“ für Kinder und Jugendliche.

So fand der Startup-Unternehmer Klaus Strätz die alte Kachelfabrik vor.
Foto: Günther Geiling | So fand der Startup-Unternehmer Klaus Strätz die alte Kachelfabrik vor.

Der Stettfelder „Startup-Unternehmer“ Klaus Strätz sah es als eine Herausforderung für sich an, das Anwesen „Reinhard-Kachelfabrik“ im Jahre 2015 zu erwerben, um so für die Zukunft und die kommenden Aufgaben eines modernen Unternehmens gerüstet zu sein. Dies wurde auch von der Gemeinde mit Erstem Bürgermeister Alfons Hartlieb entsprechend unterstützt. „Die Kombination aus historischen und modernen Gebäuden machte die Investition für mich besonders interessant, da so ein einzigartiger und familiärer Charakter entstand, den besonders unsere internationalen Kunden schätzen“, beschreibt Klaus Strätz seinen wagemutigen Schritt.

Die Symbiose aus Alt und Neu mit dem Paternosteraufzug macht für Klaus Strätz den besonderen Reiz aus.
Foto: Günther Geiling | Die Symbiose aus Alt und Neu mit dem Paternosteraufzug macht für Klaus Strätz den besonderen Reiz aus.

Dies spürt man auch beim Rundgang durch die Räume, wo in der kleinen Demonstrationsbrauerei ein Kachelofen auf die ehemalige Geschichte hinweist und heute noch Gemütlichkeit ausstrahlt oder ein sehenswerter „Paternosteraufzug“ an die interessante Entwicklung des Aufzugwesens und die Verarbeitung von Kacheln im oberen Stock erinnert. An den Wänden werden in den Räumen immer wieder Ziegel- und Sandsteine sichtbar von den alten Grundmauern, Bilder lassen die Vergangenheit nicht vergessen, aber die Ausstellung über Wassertechnologien wirft auch den Blick in die Zukunft.

Kleines Unternehmen mit großen Ideen

Jedes Startup-Unternehmen hat seinen Ursprung meist in einer guten Geschäftsidee und in der Regel haben solche Gründer schon vorher in der Branche gearbeitet. Das war bei dem heute 49-Jährigen ebenso der Fall. Nach seiner Schulausbildung mit der Mittleren Reife machte er bei FAG Kugelfischer in Eltmann die Ausbildung zum Energieelektroniker, um dann die Fachhochschulreife zu erwerben und das Studium der Elektrotechnik mit Schwerpunkt Automatisierungstechnik erfolgreich als Diplom-Ingenieur (FH) abzuschließen.

Der berufliche Werdegang führte ihn von der Seba Dynatronic in Baunach (1997-1998) und der Papierfabrik Palm, Eltmann (1999-2004) zu Siemens, wo er von 2004 bis 2009 die Wassertechnologie aufbaute und von 2009 bis 2012 für die Siemens SA für die Wassertechnologie in Belgien zuständig war mit Verantwortung für den europäischen Wassermarkt.

Eine Mitarbeiterin bei der Montage einer Kleinst-Aufbereitungsanlage, für die man sogar ein Alleinstellungsmerkmal vorweisen kann.
Foto: Günther Geiling | Eine Mitarbeiterin bei der Montage einer Kleinst-Aufbereitungsanlage, für die man sogar ein Alleinstellungsmerkmal vorweisen kann.

Die Voraussetzungen waren also bestens für die Gründung des eigenen Unternehmens EnWaT (Energietechnologie und Wasseraufbereitungssysteme). Mit einem Team von Ingenieuren und Praktikern ging es an die Problemlösungen für die Kunden wie den Bau einer Demonstrationsanlage für Abwasseraufbereitung, die Entwicklung einer Entkalkungsanlage für hochbelastetes Abwasser, Innovationen zur Aufbereitungsanlage oder die Entwicklung eines Klärschlammtrockners.

Lösung für Klärschlamm

Gerade für das hochaktuelle Thema der Klärschlammtrocknung hatte „EnWaT“ schon bald eine intelligente Lösung gefunden, gerade für kleinere Anlagen und eine solche kann man heute in der Stettfelder Kläranlage sehen. Die vollautomatische, solare Trocknungs-Anlage bietet hier eine kostengünstige Alternative mit einer soliden Technik ohne Spielereien. Hier räumt ein „Keiler“ auf und schafft eine Trocknung auf über 90 Prozent sowie eine enorme Energieeinsparung.

Zu einem Hauptgeschäft des jungen Unternehmens ist aber die Energie- und Wassertechnologie von der kleinsten Einheit bis hin zur zentralen Trinkwasserversorgung für Städte und Gemeinden geworden. „Die Spezialisierung auf kleinere Wasserversorger hat uns sogar ein Alleinstellungsmerkmal eingebracht in der Eigenversorgung von Aussiedlerhöfen, idyllisch gelegenen Hotels oder Ferienwohnungen, die ihr Wasser aus eigenen Quellen beziehen. Wir beschäftigen uns inzwischen aber auch mit der Legionellen-Behandlung für große Gebäude oder bei Leerständen.“

Keine Chemikalien im Wasser

Eine Devise sei für EnWaT auch „keine Chemikalien im Wasserhaus“, denn die eigene Ultrafiltrationsanlage komme ohne chemische Vorort-Reinigung aus. Außerdem sei die UV-Desinfektion seit langem ein bewährtes, sicheres Verfahren und mit Hilfe der Ultrafiltration wird die Trübung eliminiert und gleichzeitig werden auch Viren und Bakterien entfernt. So erreiche man eine Doppelbarriere für höchste Sicherheit. Dies wüssten zahlreiche Stadtwerke oder Kommunen wie Rattelsdorf, Hirschaid oder Eltmann zu schätzen.

Nach dem Aufbau und dem Probelauf gehen die Anlagen an die Kunden.
Foto: Günther Geiling | Nach dem Aufbau und dem Probelauf gehen die Anlagen an die Kunden.

„Das Wasserhaus in der Westentasche“

„Das Wasserhaus in der Westentasche“ demonstrierte dazu Klaus Strätz mit seinem Handy. „Das kann auch jeder Kunde und wir können von unserem Leitstand aus alles steuern und eingreifen. Das geht sogar so weit, dass wir über den Wetterbericht schon im Vorfeld von Starkregenereignissen wissen und so die Anlagen intelligent ansteuern können. Ähnliches gilt bei plötzlich auftretenden Rohrbrüchen oder auch für die Löschwasserversorgung.“ Man halte bei Problemen sogar mobile Anlagen für die Wasserversorgung vor, wie kürzlich in Clausthal-Zellerfeld geschehen.

„Inzwischen sind wir ein national und international agierendes Unternehmen mit 22 Beschäftigten, darunter drei Ingenieure für Maschinenbau, Elektrotechnik und Biologie, Meister im Metall- und Elektrohandwerk sowie auch Diplomanden von Fachhochschulen“, weist Klaus Strätz auf sein Team hin. 80 Prozent des Umsatzes mache man im Inland mit Kunden wie Bosch (Schleifwasseraufbereitung), Audi (Sprühnebenfiltration) oder Palm (Motorkühlsysteme). Man habe aber auch Partner wie Procter & Gamble oder Kunden in Rumänien, der Ukraine oder Belgien.

Der Zeit schon voraus

Als eine Art „Steckenpferd“ zählt für Klaus Strätz die Brauwasseraufbereitung und die Begleitung von neuen Mikrobrauereien, die ja Biere der ganzen Welt nachstellen und dazu auch eine entsprechende Brauwasseraufbereitung benötigen. In seinen Räumen hat er eine kleine Demonstrationsbrauerei.

Startup-Unternehmer Klaus Strätz ist sichtbar stolz auf seine Mikro-Brauerei, mit der er die Brauwasseraufbereitung demonstrieren kann.
Foto: Günther Geiling | Startup-Unternehmer Klaus Strätz ist sichtbar stolz auf seine Mikro-Brauerei, mit der er die Brauwasseraufbereitung demonstrieren kann.

Dass seine Firma EnWaT mit der Zeit gehe oder sogar der Zeit schon voraus sei, zeigte er mit den Themen „Arzneimittelrückstände“ und „Mikroplastik“ auf, „die in fünf bis zehn Jahren immer mehr zum Problem im Ablauf von Kläranlagen und der Trinkwasserversorgung werden. Wir haben schon die zukünftige Technologie seit zwei Jahren bei Takeda, einem Pharmakonzern in Oranienburg, im Einsatz. Es stehen auch schon Demonstrationsanlagen für den großtechnischen Versuch zur Verfügung und so sind wir bereits heute für diese zukünftigen Probleme gerüstet.“

Das Bild zeigt einen Blick auf die ehemalige „Kachelofenfabrik Reinhardt“.
Foto: Günther Geiling | Das Bild zeigt einen Blick auf die ehemalige „Kachelofenfabrik Reinhardt“.
 
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