
In ihm brodelt ein Vulkan, und dessen Eruption kann schon mal vier Stunden dauern. Doch, was auf sein Publikum niederprasselt, ist Unterhaltung vom Feinsten. Mit seinem Programm „Ausfahrt freihalten“ brachte der Kabarettist Michl Müller in der Dreifachturnhalle am Schulzentrum seine rund 1000 Gäste unterhaltsam zum Rasen.
Auch wenn die Zuschauerzahlen stetig nach oben steigen und die Bühnenausstattung, die Licht- und Tontechnik immer aufwändiger werden, so ist der Rhöner Kabarettist aus Garitz doch immer noch derselbe: Mit schier unendlicher Ausdauer redet er sich ohne Punkt und Komma durch die gesellschaftlichen Probleme, streift die Politik ganz nebenbei, singt „Protestlieder“ und bündelt seine Pointen mit unglaublich viel Humor zu Speerspitzen beim Angriff auf das Zwerchfell.
Dass er sich so wunderbar über Missstände oder negative gesellschaftliche Entwicklungen „aufreechen“ kann, dass er seinen Ärger so plastisch formulieren und mit Mimik und Gestik so herrlich unterstreichen kann, kommt beim Publikum wunderbar an. Schließlich will der Mensch auch einmal herzhaft lachen. Und Michl Müller bietet ihm schier unendliche Gelegenheiten dazu.
Zu seinen persönlichen „Aufreechern“ zählen militante Rentner, Kaninchenzüchter, Angler und Techniker, aber auch Golfer: „Kein Sex, aber jeden Tag einlochen.“ Auch Halloween und Kindertagesstätten („Ich hab' nie 'ne Kita besucht, und aus mir is' auch was worn“), das Fernsehprogramm an Weihnachten oder die Umbenennung religiöser Feiertage und Bräuche („Wenn der erste zum Adventskranz ,Ring of Fire' sagt, ist’s aber aus“) haben seinen kritischen Humor gereizt.
Müller geht zwar nicht immer in die Tiefe, doch schon die typische Handhaltung und die Stimmenimitation von Angela Merkel lösen bei den Zuschauern Gelächter aus. Horst Seehofer und seine häufigen Meinungsänderungen sind ebenfalls immer ein dankbares „Opfer“ für Michl Müller.
Für seine Feststellung „Seehofer ist das größte Windrad überhaupt. Den gscheit angschlossen, hätten wir Strom für ganz Bayern“ erhielt er viel Applaus. Seine Kunst liegt auch darin begründet, dass er immer wieder den ganz normalen Alltag heranzieht und die Absurdität mancher Entwicklungen zum größten Vergnügen des Publikums bloßstellt.
Ob es nun die überbehütete Kindheit und der Bildungswahn der Eltern sind, ob es die immer sexistischer werdende Gesellschaft betrifft, was sich an Dildo- und Dessouspartys anstelle der bisher üblichen Tupperabende festmachen lässt, oder ob es die Leidenschaften der Frauen für Gartencenter, Hochbeete, Romantikhotels oder Küchengeräte ist.
Stets weiß Müller seine satirisch-kritischen Anmerkungen mit einer Leichtigkeit zu formulieren, die seine Fans so lieben und den Abend so ergötzlich machen. Genüsslich widmet er sich auch den technischen Möglichkeiten des I-Pad seines Freundes Frank, mit dem er das Foto eines Patienten aus dem Wartezimmer auf Facebook stellt und 837 „Gefällt mir“-Klicks erhält.
Seine humoristischen Wortspiele und seine „Proteste“ gegen alles und jeden münden schließlich auch in einige mitreißende „Protestlieder“, in die das Publikum lauthals einstimmte. „Eigentlich kann ich Protest gar nicht, weil ich ein Lustiger bin“, gab er zu. Doch der brandende Schlussapplaus zeigte: Müller ist eine Unterhaltungsgranate! Mit dem Lied „Rock'n'Rhöner“ und einem Medley seiner bekanntesten Stücke verabschiedete er sich von den begeisterten Fans.