zurück
FRIESENHAUSEN
Auf Schusters Rappen
Seit 50 Jahren wird im Haßbergverein Friesenhausen gewandert. Dass der Hauptverein gleich zwei Jahre nach der Gründung Silberne Ehrennadeln verlieh, zeigt den Elan der Mitglieder von damals. Er ist geblieben.
Wanderung zum Jahresabschluss 2004.
Foto: Repro: Eva Schlund | Wanderung zum Jahresabschluss 2004.
Von unserer Mitarbeiterin Gudrun Klopf
 |  aktualisiert: 08.04.2016 03:37 Uhr

Gleich zwei Jubiläen bestimmen das Jahr 2016 in Friesenhausen: 1200 Jahre Friesenhausen und 50 Jahre Haßbergverein werden gefeiert. Thomas Glücker, Vorsitzende des Haßbergvereins, und die Vereinsmitglieder Eva Schlund und Roland Lutz blätterten in den alten Protokollbüchern und gruben Erinnerungen aus.

Aus Aufzeichnungen im Prokollbuch Nr. 1 des Haßberg-Hauptvereines geht hervor, dass die Ortsgruppe Friesenhausen bereits 1928 Mitglieder gemeldet und ein Stimmrecht hatte. Doch während der Kriegswirren stand niemandem mehr der Sinn nach Wandern, und der Verein scheint sich aufgelöst zu haben.

Die Aufzeichnungen in Friesenhausen beginnen mit dem 26. Oktober 1966. Unter der Leitung von Roland Barthel, damals Vorsitzender des Haßberg Hauptvereins, fand an diesem Tag im ehemaligen Gasthaus Brand die Gründungssitzung statt. 13 Wanderfreunde hatten sich laut Protokollbuch dazu eingefunden. Zum ersten Vorsitzenden wählten sie Kurt Krieger. Sein Stellvertreter wurde Josef Nöthling. Zum Schriftführer wählte man Kurt Rasser, zum Kassier Armin Willer und zum Wege- und Wanderwart Erwin Seidlein. Einzige Frau unter den Gründungsmitgliedern war Heide Menzel.

Den Vereinsbeitrag setzte die Versammlung auf sechs Mark fest. Er sollte sich stets am Beitrag des Hofheimer Vereins angleichen. Dies wurde allerdings nicht eingehalten. Während die Hofheimer im Laufe der Jahre öfters ihren Beitrag erhöhten, blieb der Friesenhäuser Beitrag über 25 Jahre stabil.

Es entwickelt sich rasch ein reges Vereinsleben, geprägt von organisierten Wanderungen und Ausflügen, oft gemeinsam mit der Hofheimer Ortsgruppe. Bereits nach zwei Jahren wird Kurt Krieger und Pfarrer Josef Hörning vom Hauptverein die Silberne Ehrennadel für besondere Verdienste verliehen.

Mit einer ganzen Reihe besonderer Ereignisse wartet das Jahr 1970 auf:

Eine Sternstunde erlebte der Verein beim Heimat- und Werbeabend am 28. Februar. Spontan traten bei dieser Veranstaltung 16 neue Mitglieder in den Verein ein. Die bisherige Mitgliederzahl von 18 wuchs schlagartig auf 33 an. Bedauerlich, dass das Erfolgsrezept nicht überliefert wurde. Das könnte mancher Verein heute gut gebrauchen.

Ein hilfreiche Methode für Vereine, die keinen neuen Vorstand finden, wird am 7. April 1970 im Protokollbuch geschildert. Kurzerhand wird einstimmig beschlossen, die Neuwahl einfach ausfallen zu lassen. Die Folge: Der alte Vorstand blieb im Amt.

Auf Anregung von Kurt Krieger, der mittlerweile auch im Hauptverein aktiv ist, findet am 7. Mai 1970 die erste Sternwanderung für alle Wandervereine statt. Selbstverständlich machen sich auch die Friesenhäuser Wanderer auf den Weg nach Altershausen. Am 12. Juli bekommen die Friesenhäuser beim Haßbergfest in Altershausen aus den Händen von Oberamtsrichter Bruckmayer, damals stellvertretender Vorsitzender beim Hauptverein, den Vereinswimpel überreicht.

Ein weiterer Höhepunkt im Vereinsleben war das in Friesenhausen ausgerichtete Haßberg-Heimatfest im Juni 1975. Fast 3000 Besucher kamen zum farbenprächtigen Festzug, berichtet die Heimatzeitung. Gehörig Geld hatte man beim Bunten Abend zuvor in die Hand genommen, um Stargast Pepi Scherfler und seine Fernsehblaskapelle „Die Fidelen Lohhofer“ vom „Kgl. Bayerischen Amtsgericht“ zusammen mit Jodlersängerin Edith Gerling auf die Bühne zu bekommen, erinnert sich Vereinsmitglied Roland Lutz.

1985 schließlich tritt der bisherige Vorsitzende Kurt Krieger aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Wahl an. Er wird von Karl Landendörfer abgelöst. Beim Festabend zum 20-jährigen Bestehen des Vereins werden Kurt Krieger zum Ehrenvorsitzenden und Erwin Seidlein zum Ehrenmitglied ernannt. Letzterer übte das Amt der Wanderwartes von der Gründung des Vereins bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1993 ununterbrochen 27 Jahre lang aus.

Die Beliebtheit des Haßbergvereins Friesenhausen ist auch nach 50 Jahren ungebrochen. Die inzwischen auf 230 angewachsene Mitgliederzahl spricht für sich.

Neben den monatlichen Wanderungen sind zahlreiche Veranstaltungen im Jahreslauf zur beliebten Tradition geworden. Ostereiersuche, Nikolauswanderung, Lampionfest, Jugendkegeln, Familien- und Rucksackwanderungen - nach wie vor erkunden Jung und Alt gemeinsam die Natur und pflegen die Gemeinschaft.

Für die Tagesausflüge müssen stets zwei Busse geordert werden. Im Jahr 2001 führte die Fahrt nach Tschechien ins Egerland, in die ehemalige Heimat der Vereinsmitglieder Werner Eckert und Franz Weinmann. Mit dabei war die Haßbergkapelle. „Zuvor wurden alle Instrumente vom Zoll in Schweinfurt begutachtet und registriert“, erinnert sich Roland Lutz an die aufwendige Reisevorbereitung. Für einen Musikanten endete die Reise allerdings bereits in Reckertshausen. „Bei der Kontrolle der Pässe im Bus stellte ich fest, dass der Ausweis von Martin Hofmann abgelaufen war“, berichtet Eva Schlund, „da hieß es dann leider aussteigen'“. Beeindruckend sei das Konzert in der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Maiersgrün gewesen. Der von dort stammende Werner Eckert war lange Zeit Jahr für Jahr dorthin gereist, um beim Wiederaufbau der zerstörten Kirche mitzuhelfen. Inzwischen stehen Kirchturm und Außenmauern der Kirche wieder. Da das Dach noch fehlt, finden die Gottesdienste auf grüner Wiese statt. Auch das Musizieren der Haßbergkapelle in den Hauptkolonnaden von Marienbad habe sich nachhaltig eingeprägt, wissen Roland Lutz, Eva Schlund und Thomas Glücker einhellig zu berichten.

Zum unbeschwerten Wandern braucht es entsprechende Wege. 74 Kilometer Wanderwege werden von den Friesenhäusern rund um ihren Ort gepflegt. Zwei Wegepreise bekam der Verein bereits für seine Arbeit verliehen. Mit den jährlichen „Ramadama-Aktionen“ sorgen die Vereinsmitglieder für eine saubere Flur.

Bisherige Vorsitzende des Haßbergvereins Friesenhausen:

1966 bis 1955 Kurt Krieger

1985 bis 1992 Karl Landendörfer

1993 bis 2001 Paul Hegemann

2002 bis 2014 Hermann Schlund

seit 2014 Thomas Glücker

Veranstaltungen

Einen Rückblick mit zahlreichen Bildern auf die Aktivitäten in den vergangenen 50 Jahren gibt es beim Dorfabend am 16. April ab 18 Uhr im Sportheim in Friesenhausen, zu dem der Haßbergverein die Haßbergkapelle und der Sportverein einladen.

Anmeldung bei Roland Lutz, Tel. 09523/6814.

Vom 17. bis 19. Juni findet mit dem Festwochenende der Höhepunkt des Jubiläumsjahres statt.

Eine Ausstellung im katholischen Pfarrhaus zeigt am Sonntag, 19. Juni, Bildmaterial zum Thema 1200 Jahre Friesenhausen. Neben den anderen Ortsvereinen wird auch der Haßbergverein vorgestellt.

Der Haßbergverein Friesenhausen lädt am 19. Juni alle im Haßberg-Hauptverein zusammengeschlossenen Wandervereine zu einer Sternwanderung nach Friesenhausen ein. Die Wanderer werden um die Mittagszeit mit Musik im Schlosshof empfangen und vom Vorsitzenden Thomas Glücker willkommen geheißen. Wer sich gehörig Durst und Hunger erwandert hat, kann dann die Füße hoch legen und sich vom Friesenhäuser Verein bewirten lassen.

Juli 1994 Wanderung zum Stöckacher See: Jung und Alt waren damals schon gemeinsam unterwegs und sind es auch heute noch im Friesenhäuser Haßbergverein.
Foto: Repro: Eva Schlund | Juli 1994 Wanderung zum Stöckacher See: Jung und Alt waren damals schon gemeinsam unterwegs und sind es auch heute noch im Friesenhäuser Haßbergverein.
Am 12. Juli 1970 überreichte Oberamtsrichter Bruckmeyer vom Hauptverein (links) den Vereins-Wimpel an Kurt Krieger, den Vorsitzenden des Haßbergvereins Friesenhausen (rechts).
Foto: Repro: Eva Schlund | Am 12. Juli 1970 überreichte Oberamtsrichter Bruckmeyer vom Hauptverein (links) den Vereins-Wimpel an Kurt Krieger, den Vorsitzenden des Haßbergvereins Friesenhausen (rechts).
Beim Ausflug nach Tschechien spielte die Haßbergkapelle in Maiersgrün in der wiederaufgebauten Kirche.
Foto: Repro: Eva Schlund | Beim Ausflug nach Tschechien spielte die Haßbergkapelle in Maiersgrün in der wiederaufgebauten Kirche.
Märchenhaft und kultverdächtig: der Adventszauber       -  Ein Pfarrer, der lügt? Um Himmels willen! Doch bis der Geistliche seine Unschuld beweisen kann, werden im Kreise der Familie Witzig einige Gläser Kürbisbowle geleert.  Sie haben das Theater im Blut, die Friesenhäuser und Rottensteiner. Zweifelsfrei bewiesen dies die „Jungen Gaukler“, die unter der Regie von Doris Hofmann mit dem Einakter „Ein Pfarrer lügt doch net“ beim Adventszauber in Friesenhausen erstmals öffentlich auftraten. Nachwuchsprobleme wird es beim Theater in Friesenhausen künftig sicherlich nicht geben. Eine ungewöhnliche, aber wunderschöne Kulisse gab die Eingangshalle des Schlosses ab. Als schauspielerische Talente entpuppten sich Florian Buchner und Anna-Sophie Schuhmann. Mit trockenem Humor spielte Buchner den Senior der Familie, einen rüstigen Spaßvogel, der dem Pfarrer unterstellt, heimlich seine Bowle ausgetrunken zu haben. Anna-Sophie Schuhmann ging in ihrer Rolle als äußerst vergessliche Oma auf. Im stets unpassenden Kleid hatte sie die Lacher auf ihrer Seite.  Aber auch die anderen Rollen waren bestens besetzt mit Rossano Engel als Familienvater Witzig, Tamara Pendic als seine Ehefrau, Clara Schuhmann als Tochter und Simon Sauerteig als verzweifelter Pfarrer. Mit natürlichem Charme und erfrischender Situationskomik verdienten sich die Jugendlichen jede Menge Szenenapplaus und die einhellige Begeisterung des Publikums.  Diejenigen, die beim starken Besucherandrang keinen Platz in der Schlosshalle ergattern konnten, mussten sich allerdings auch nicht langweilen. Im herrlichen Ambiente des Schlosshofes und der Schlosskirche gab es jede Menge zu entdecken.  Wie mit Stoff gemalt wirken die Werke von Regine Gollwitzer, die im Pfarrhaus ausgestellt sind. Den Kontakt zu Friesenhausen knüpfte die Frankfurterin durch Zufall: Sie traf sich mit ihren Schwestern in einer Ferienwohnung im Ort. „Hier ist es so schön und die Einwohner hier sind so nett, dass ich gerne meine Teilnahme am Weihnachtsmarkt zugesagt habe.“  Nach Experimenten mit Stift, Aquarell, Öl und Seidenmalerei fand die Künstlerin aus Frankfurt vor 30 Jahren zum Material Stoff. Kunstvoll sind die von Hand gefärbten Stoffe zu leuchtenden Landschaften zusammengefügt. Harmonisch aufeinander gestimmt sind die dreidimensionalen Farbenspiele. Für ihre Faltkästen verwendete Gollwitzer neben Bettwäsche auch alte Geldsäcke der Bundesbank. Auf den gefalteten Stoffstreifen sind teilweise noch die Aufdrucke zu erkennen. In den weihnachtlich geschmückten Buden und Nebengebäuden des Schlosses verlockte Geflochtenes, Genähtes, Gesägtes, Geschnitztes und Gebasteltes zum Kaufen. Eulen, Rentiere, beleuchtete Häuser und Kerzenhalter aus Holz, anspruchsvolle Patchwork-Nähereien, duftende Kerzen aus Bienenwachs, bemalte Rehgeweihe – alle Generationen im Dorf hatten wochenlang fleißig gewerkelt. Unter dem Motto „Ein Engel für Milena“ bot die Lichtstube ihre Erzeugnisse an. Den Erlös spenden die Frauen an Familie Günther aus Aidhausen, deren Tochter am Herzen erkrankt ist.  Leckere Plätzchen, „Schlossäpfel“, eingehüllt in Schokolade, Liköre aus allen Früchten, die der Garten zu bieten hat, wärmende Wintersuppe und süße oder pikante Crepes erfreuten die Leckermäuler unter den unzähligen Besuchern.  An den festlich geschmückten Tafeln in der Schlossscheune schmeckten die selbst gebackenen Torten und Kuchen besonders gut. Über allem wehte der verführerische Duft von frisch gebrannten Mandeln, würzigem Glühwein  und gebratenen Würsten. Das herrliche Wetter machte das Verweilen angenehm, so dass zahlreiche Besucher den Bläserklängen der „Jungen Friesenhäuser“, des Posaunenchores und der Hassbergkapelle lauschten.  Eine Portion Weihnachtsstimmung steuerten die Lieder des Chores „Christmas“ und das adventliche Singen mit der Familie von Truchseß bei. Mit weihnachtlichen Geschichten zog Märchenerzählerin Gerda Haase die Zuhörer in ihren Bann. Riesenandrang herrschte erneut beim geöffneten historischen Dorfladen. Hier hatte sich sogar ein ganzer Bus voller Feuerwehrleute aus dem Landkreis Bad Kissingen angesagt. In der guten Stube hatte Ladenbesitzerin Andrea Meub eine Fichte mit altem Christbaumschmuck aufgestellt. Mit Bravour stemmten die Friesenhäuser auch die letzte Großveranstaltung im Jubiläumsjahr des Ortes. Der Adventszauber erwies sich als Publikumsmagnet und hätte sicherlich das Potenzial zum Kult zu werden.
Foto: Gudrun Klopf | Ein Pfarrer, der lügt? Um Himmels willen! Doch bis der Geistliche seine Unschuld beweisen kann, werden im Kreise der Familie Witzig einige Gläser Kürbisbowle geleert.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Friesenhausen
Gerling
Johannes der Täufer
Ostereiersuche
Tschechien-Reisen
Wanderer
Wanderungen
Wandervereine
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top