Gut zwei Wochen nach den Olympischen Spielen richtet Sotschi dieser Tage die Paralympics aus. Wolfgang Neuhöfer aus Neuses verfolgt die Wettbewerbe mit großem Interesse. Den Monoskiläufer Martin Braxenthaler, der 2010 in Vancouver dreimal Gold geholt hatte, den hat Neuhöfer sogar persönlich kennen gelernt. Und er freut sich, dass die Paralympics in den Medien mittlerweile mehr Beachtung finden, teils sogar live übertragen werden. Vor zehn bis 15 Jahren sei das noch anders gewesen.
Seit einem Autounfall 1996 sitzt der 43-jährige Verwaltungsangestellte aus Neuses im Rollstuhl, kann weder stehen noch laufen. Allerdings frönt er dem Wintersport nicht nur passiv: Neuhöfer fährt selbst Monoski.
Praktisch heißt das Skifahren im Sitzen: Auf einem normalen Ski mit einer Rennbindung ist ein Gestell mit einer Kunststoffschale für Rücken und Oberschenkel sowie einer Halterung für die Beine befestigt. Die Schale lässt sich kippen, so dass sich der Monoskifahrer auch nach vorne beugen kann.
Rechts und links ein „Krückenski“
Zum Anschieben und um das Gleichgewicht zu halten, gibt es die relativ kurzen Stöcke mit einem kleinen Ski am unteren Ende, den so genannten Krückenski. Und: „Man fällt auch mal hin“, sagt Neuhöfer. Dann helfen die Stöcke dabei, wieder hochzukommen. Das funktioniere umso leichter, je steiler der Hang an der betreffenden Stelle sei. Am Sessellift braucht ein Monoskifahrer in der Regel Hilfe, aber man könne sich auch alleine hochbocken, erläutert Neuhöfer.
Normalerweise ist der 43-Jährige mit einer Gruppe Gleichgesinnter samt Begleiter in den Skigebieten unterwegs: zwei- bis dreimal im Jahr. Der VdK biete verschiedene Kurse an, wobei der organisatorische Rahmen hauptsächlich wegen der Versicherung wichtig sei.
Neuhöfers Mitfahrer kommen aus ganz Deutschland. „Wir sind eine eingefleischte Truppe, die eine Hälfte bildet quasi den Stamm, die andere kommt zum Ausprobieren.“ Als bevorzugte Skigebiete nennt er Mitterfirmiansreut im Bayerischen Wald – dort gebe es immer Schnee – und Hochficht in Österreich.
Barrierefreie Hotels und Pistenzugänge
Aber eigentlich könne man als Monoskifahrer in fast jedem Skigebiet fahren. Immer mehr würden entsprechend ausgebaut, unter anderem mit barrierefreien Zugängen zu den Liftanlagen. Und auf dem Gletscher an der Weißseespitze können Monoskifahrer sogar im Sommer die Piste hinunter wedeln. Dort steht laut Neuhöfer auch das erste barrierefreie Hotel Österreichs. Hier in der Region seien Monoskifahrer auch in der Rhön, in Steinbach im Thüringer Wald oder in Mehlmeisel im Fichtelgebirge anzutreffen – so es denn ausreichend Schnee gibt, was ja in diesem Winter bislang kaum der Fall ist.
Und was sagen die anderen Skifahrer? Natürlich werde erst mal geschaut, erzählt Wolfgang Neuhöfer. Aber dann „sind alle begeistert und sagen: 'Super, dass ihr euch traut und dass ihr das macht.'“ In Sachen Geschwindigkeit können die Monoskifahrer durchaus mithalten. Ein Fußgänger, der richtig gut Ski fahren könne, sei ganz minimal schneller als ein Monoskifahrer. „Wir haben ja nur einen Ski, und wenn man da die Kanten richtig einsetzt, kann man richtig gut losfahren.“
Sportlich aktiv ist der Neuseser übrigens nicht nur auf der Piste: Bevor er vor etwa zehn Jahren zum Monoskifahren kam (ein Film über diese Sportart bei einem Übungsleiter-Lehrgang hatte sein Interesse geweckt), hat Wolfgang Neuhöfer schon Rolli-Basketball gespielt. Und mittlerweile bewegt er sich auch auf Wasser (im flüssigen Aggregatzustand!): beim Wasserski oder bei Kajaktouren beispielsweise auf der Pegnitz.