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FRIESENHAUSEN
Auf den Schlepper und auf die Straße für einen „fairen Milchpreis“
Füttern und Geld drauflegen: Das ist die Situation bei den Milchbauern angesichts niedriger Milchpreise, sagt der Friesenhäuser Landwirt Martin Gleichmann. (Archivbild vom November 2015).
Foto: Alois Wohlfahrt | Füttern und Geld drauflegen: Das ist die Situation bei den Milchbauern angesichts niedriger Milchpreise, sagt der Friesenhäuser Landwirt Martin Gleichmann. (Archivbild vom November 2015).
Von unserem Redaktionsmitglied Alois Wohlfahrt
 |  aktualisiert: 14.11.2015 03:52 Uhr

Er müsste es gar nicht mehr betonen, schon sein Kopf verrät es: Martin Gleichmann hat eine „Stinkwut“. Gleichmann ist Milchbauer und, was ihn und Standeskollegen auf die Palme bringt: der niedrige Milchpreis. Aber seit Wochen auch, dass sich keine Besserung in der für die Milchbauern „existenzbedrohenden Krise“ abzeichnet, so der Friesenhäuser Landwirt. „Alles dreht sich im Kreis“, darum wollen er und weitere Milchbauern des Bundes Deutscher Milchviehhalter am Donnerstag symbolträchtig auf die Straße gehen: Von 11 bis 12.30 Uhr wollen sie mit Traktoren in Würzburg zwischen Berliner Ring und Congresszentrum demonstrieren.

Der Milchpreis bewegt sich nicht, schimpft Gleichmann. Rund 29 Cent bekommt der Landwirt pro Kilogramm. 45 Cent bräuchte er, um nur die Kosten zu decken. „Es wird einfach zu viel Milch produziert“, so Gleichmann. So werde der Teufelskreis nicht unterbrochen. Nach dem Wegfall der Milchquote versuchen die Landwirte verstärkt, geringere Preise über Mehrproduktion aufzufangen. „Die Landwirte versuchen, zu retten, was noch zu retten ist.“ Ergebnis: Das Überangebot drückt weiter auf den Preis bei den Erzeugern.

Für Gleichmann, Mitglied der Führungscrew des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM) im Landkreis Haßberge, kann die Lösung nur heißen: „Wir müssen an die Menge ran“. Denn andere Lösungen, wie sie etwa der Bayerische Bauernverband vertrete, hätten nicht gegriffen. Etwa, auf den Export zu setzen: „Wir überschwemmen andere Länder und machen dort dann auch Strukturen kaputt.“ Oder Liquiditäts-Hilfen für die betroffenen Milchviehhalter. Diese Kredite hälfen kurzfristig, allerdings würden damit nur Löcher gestopft, denen wieder neue Löcher folgen. Vielmehr werde ein Instrument benötigt, auf das in Krisenzeiten zugegriffen werden könne. Und zwar von den Landwirten selbst, „wir müssen selbst als Marktteilnehmer auftreten dürfen“. Und zwar so, dass ab einem bestimmten Preis die Möglichkeit bestehe, das Angebot der Nachfrage anpassen zu können. Denn was bisher propagiert wurde, Kosten zu sparen durch größere Einheiten, wachsen oder weichen, sei nicht die Lösung, sondern mitverantwortlich für das Problem. „Wie soll das funktionieren?“ – kommentiert Manfred Kraus, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands Hofheim/Schweinfurt, die Forderungen, wie sie Gleichmann vom BDM vertritt.

Die Begründung von Kraus: In einer globalisierten Welt funktioniere das nun mal nicht, „wenn wir reduzieren, sind andere da, die unsere Märkte besetzen“. Vielmehr müsse das Augenmerk darauf gelegt werden, Absatzmöglichkeit für Milch aufzutun.

Davon, dass Milchviehhalter in Würzburg demonstrieren wollen, hörte er durch den Anruf der Redaktion zum ersten Mal. Der BBV demonstriert an diesem Tag auch: in Augsburg am Rande der Umweltministerkonferenz, gegen Verschärfungen in der Umweltgesetzgebung.

 
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