Sebastian Winkler fühlt sich wohl in den Haßberg-Kliniken. Im Zuge seines Medizinstudiums absolviert der 30-Jährige aus Zeil ein Praktikum im Haus Haßfurt. Er ist einer von derzeit fünf Studenten, die das „Förderprogramm Klinikstudent“ nutzen, das Vorstandsvorsitzender Stephan Kolck und Personalleiter Bernhard Klein ins Leben gerufen haben.
In der Kliniklandschaft in Deutschland wird der Konkurrenzkampf um gute, engagierte Ärzte zunehmend größer. Es gibt zwar so viele Medizinstudenten wie noch nie, weiß Stephan Kolck. Aber: Viele von ihnen gehen nach abgeschlossenem Studium ins Ausland oder in die freie Wirtschaft. Zudem zieht es viele in Großstädte, an namhafte Kliniken.
Bei den Haßberg-Kliniken setzt man auf innovative Projekte und Imagewerbung, um junge Ärzte nach ihrem Studium für die Arbeit in einem der drei Häuser in Haßfurt, Ebern und Hofheim zu begeistern. Vor allem haben Stephan Kolck und Bernhard Klein dabei Frauen und Männer aus dem Landkreis, aus der Region im Blick.
Dass die Haßberg-Kliniken ein attraktiver Arbeitgeber für Ärzte sind, davon ist der Vorstandsvorsitzende überzeugt. Sie bieten eine Vielzahl an medizinischen Abteilungen und versorgen jedes Jahr Tausende Patienten. Durch das Förderprogramm, sagt Personalchef Klein, sollen junge Menschen bereits zu Beginn ihres Humanmedizin-Studiums frühzeitig an die Haßberg-Kliniken gebunden werden.
In einer praxisnahen Begleitung während des Studiums sieht auch Stephan Kolck große Vorteile für beide Seiten: Die angehenden Mediziner lernen die Haßberg-Kliniken kennen, ein mehrjähriger intensiver Kontakt führe auch außerhalb der Arbeitszeit in der Klinik zum Aufbau bindender sozialer Kontakte. „Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass junge Mediziner längerfristig an den Haßberg-Kliniken oder als niedergelassener Kollege in der Region bleiben.“
Die Knappheit an Nachwuchsmedizinern, insbesondere aus Deutschland, führt nach Kolcks Worten zur Notwendigkeit, sich aktiv um die Attraktivität der Haßberg-Kliniken als Arbeitgeber und Weiterbildungsstätte für Ärzte zu bemühen. Aus diesem Anliegen heraus ist das neue Förderprogramm entstanden. Und so funktioniert es: Stipendiaten, die das Förderprogramm in Anspruch nehmen, verpflichten sich, nach Abschluss des Medizinstudiums für die Dauer von mindestens drei Jahren eine Weiterbildungsstelle innerhalb der Haßberg-Kliniken anzutreten. Selbstverständlich, sagt Kolck, sei man auch an längerfristigen Bindungen interessiert. Die Haßberg-Kliniken verpflichten sich im Gegenzug, dem Stipendiaten eine Assistentenstelle in Vollzeit anzubieten.
Die praxisorientierte Betreuung erfolgt dann durch berufserfahrene Kollegen als persönliche Paten. „Leitende Ärzte stehen während des gesamten Studiums insbesondere für Fragen als Ansprechpartner zur Verfügung“, betont Kolck. Es wird erwartet, dass die im Rahmen des Studiums vorgesehenen Praktika (Krankenpflegepraktikum, Famulatur, Praktisches Jahr oder Ähnliches) innerhalb der Haßberg-Kliniken abgeleistet werden.
Die Aufnahme in das Förderprogramm kann auch bei begonnenem Studium erfolgen, informiert Personalleiter Bernhard Klein. Die finanzielle Förderung richte sich nach absolvierten Semestern und nach den Leistungen. In den Semestern eins bis zwölf wird eine Unterstützung in Höhe von 250 Euro pro Monat als zinsloses Darlehen gewährt, in den Semestern sieben bis zwölf kann ein rückzahlungsfreies Stipendium in Höhe von 250 Euro pro Monat gewährt werden und den Monatsbetrag somit auf das Doppelte erhöhen.
Über die Gewährung des Stipendiums ab dem siebten Semester entscheidet die Klinikleitung auf Basis der Leistungen in Praxis und Studium. Es sind zwei Stipendien je Studienjahrgang vorgesehen. Bei Einhaltung einer dreijährigen Beschäftigungsbindung wird die komplette Studienförderleistung von 9000 Euro seitens der Haßberg-Kliniken erlassen.
Die Idee, Stipendien bereitzustellen, findet Student Sebastian Winkler jedenfalls toll. Das sei ein Anreiz für junge Menschen, sich für die Haßberg-Kliniken zu interessieren und es helfe einem Studenten natürlich auch finanziell. „Ich bin hier freundlich aufgenommen worden“, bilanziert Winkler nach den ersten Tagen auf der chirurgischen Station in Haßfurt. Ob er nach erfolgreichem Abschluss seines Studiums dauerhaft an den Haßberg-Kliniken oder als niedergelassener Arzt in der Region arbeiten möchte, weiß der 30-Jährige noch nicht. „Vorstellen kann ich mir das aber auf jeden Fall.“
Die Haßberg-Kliniken wollen in ihren Bemühungen zur Anwerbung junger Ärzte nicht nachlassen. Dabei setzt man nach Worten Kolcks auch auf Leuchtreklame in Uni-Mensen, zudem werden Anzeigen in Fachblättern geschaltet.
„Wir versuchen, als Arbeitgeber so attraktiv wie möglich zu sein“, fasst Kolck zusammen. Zum Beispiel besteht die Möglichkeit der Teilzeitarbeit, und es gibt Angebote für die Kinderbetreuung. Versucht werden soll auch, Wochenenddienste zu reduzieren. Für ausländische Ärzte werden Sprachkurse angeboten.