
Und wieder wird geforscht am sagenumwobenen Burgstall bei Eltmann. Zwar hat das Landesamt für Denkmalpflege vorerst keine weiteren Grabungen auf dem Bergsporn oberhalb des Lochbachbachtals genehmigt, doch moderne Technik ermöglicht archäologische Forschungen in gewissem Umfang auch ohne Grabungen. Und so geht Grabungsleiterin Britta Ziegler mit ihrem Team aus Studierenden der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und zahlreichen Ehrenamtlichen der Burganlage aus dem 12. Jahrhundert mittels „Geoelektrischer Prospektion“ auf den Grund.
Elektrische Sonden werden in Reihen über das Forschungsfeld gezogen und dann die Dichte des Untergrunds gemessen. Wenn später die Ergebnisse zu einem Ganzen zusammengefügt werden, ergibt sich ein Bild, das zeigt, wo einst Stein oder Holz Gebäude, Wege oder Verteidigungsanlagen bildeten.
Bisher lag das Hauptaugenmerk der Archäologen auf der Vorburg. Dort wurde im vergangenen Jahr auch gegraben. Dem beinharten, trockenen Boden wurden viele sehr aufschlussreiche Fundstücke abgerungen. Die Grundstruktur der Burg mit Zugang, Vor- und Hauptburg ist auch heute im Wald durch den Verlauf verschiedener Gräben zu erkennen. Vor allem um die Hauptburg zieht sich ein tiefer Graben. Wie breit dieser ursprünglich war, werden die Messungen ebenfalls zeigen, denn die Analyse zeigt genau, wo „gewachsener Boden“ vorherrscht und wo aufgeschüttetes oder abgerutschtes Material den ursprünglichen Graben wieder verfüllte.
Praktische Arbeit vor der Haustür
Britta Ziegler ist nach wie vor fasziniert von dieser verschwundenen Burg, die wohl nur im 12. und 13. Jahrhundert bewohnt war. Diese Faszination teilt die Archäologin mit Günther Reiss und anderen Mitgliedern des Heimatgeschichtlichen Vereins Eltmann. Sie sind auch diesmal wieder als Helfer dabei. Dazu gelang es Reiss, weitere Interessierte zu gewinnen. Claus Schaffranek beispielsweise ist beim Besuch dieser Redaktion an den Messungen beteiligt. Als Mitglied des Arbeitskreises Archäologie Bamberg ist er einschlägig „vorbelastet“ und nutzte gerne diese Möglichkeit, Archäologie praktisch und direkt vor der Haustür zu betreiben.
Vollkommen „unbeleckt“ hingegen war bisher Michael Mark, der den Helferaufruf las, der an einem Einkaufsmarkt in Ebelsbach hing. Er arbeitet im Marketing, also viel im Büro, jetzt steht er an einem nebligen Morgen mitten im Wald am Tachymeter und sucht nach Gudrun Schell am Reflektorstab. So wird Messpunkt für Messpunkt erfasst. So können später die Ergebnisse der Sonden auch dem richtigen Punkt auf dem Gelände zugeordnet werden. Inzwischen haben Günther Reiss und Roland Spiegel schon die nächste Reihe Trägerstäbe vorbereitet, so dass die Sonden nur umgesetzt werden müssen.
Alles ist nicht zu schaffen
Die gesamten 12 000 Quadratmeter Gelände werden sie wohl so bis 20. September nicht erfassen können, aber Britta Ziegler verspricht sich doch gute Einblicke. Während der Bereich der Vorburg stark erodiert war, sei die Geländeformation hier an der Hauptburg sehr vielversprechend. Gleichzeitig ist das Gelände aber auch eine Herausforderung mit den Böschungen zu den Gräben hin – und den Bäumen, die die Messungen erschweren. „Aber wenn wir das hier können, können wir es überall“, hat Britta Ziegler ihren Studierenden erklärt.
Forscher loben die Vorarbeit
Deutlich erleichtert wird die Arbeit durch die Vorbereitung, die Stadtförster Christian Bartsch und sein Team geleistet haben, etwa indem hohes Gras entfernt wurde und auch der eine oder andere Brombeerstrauch. „Die logistische Unterstützung durch die Stadt ist wieder hervorragend“, sagt Britta Ziegler. Unter anderem gibt es einen Wasserbehälter, denn der Boden ist zwar nicht ganz so trocken wie im vergangenen Jahr, doch wenn man „angießen“ kann, dringen die Stäbe der Sonden sehr viel leichter in die Erde ein.
Und Günther Reiss hält wieder die organisatorischen Fäden in der Hand. Er hat sich die Erforschung des Burgstalls zum Herzensanliegen gemacht und kümmert sich um tausend Kleinigkeiten, damit auch diese Forschungseinheit wieder reibungslos über die Bühne geht. Sehr froh ist er über die zwölf ehrenamtlichen Helfer, die in rollierenden Teams vor Ort sind. „Manche können ganze Tage, manche regelmäßig für einige Stunden dabei sein“. Günther Reiss würde sich freuen, wenn sich noch der eine oder andere dazu gesellen würde. Denn: „Wie viel Fläche wir in den insgesamt sechs Wochen schaffen, hängt ganz entscheidend von der Zahl der Helfer ab. Denn die meisten von uns sind nicht mehr ganz jung“, sagt er.
Nacharbeit am Computer
Am Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit in Bamberg wird nach Beendigung des Projekts noch viel Arbeit am Computer nötig sein. Donn dann wird Britta Ziegler – wie schon zweimal – auch wieder in einem Vortrag in Eltmann über die Ergebnisse berichten.
Und im nächsten Jahr sind nochmals geoelektrische Untersuchungen in Eltmann geplant – diesmal am sichtbaren Wahrzeichen der Stadt, der Wallburg.
Wer sich an den Messungen am Burgstall beteiligen möchte, die noch bis 20. September laufen werden, der kann sich bei Günther Reiss melden unter Tel. (0 95 22) 67 70 oder per E-Mail an guentherreiss@web.de



