zurück
Gädheim
Anwohner beschwert sich in Gädheim erneut über zu laute Feuerwehrsirene
Einem Anwohner ist die Sirene auf der alten Schule in Ottendorf zu laut. Die Gemeinde Gädheim sieht aber keine andere Möglichkeit, den Katastrophenschutz zu gewährleisten.
Foto: Christian Licha | Einem Anwohner ist die Sirene auf der alten Schule in Ottendorf zu laut. Die Gemeinde Gädheim sieht aber keine andere Möglichkeit, den Katastrophenschutz zu gewährleisten.
Christian Licha
 |  aktualisiert: 11.07.2024 02:41 Uhr

Der Sirenen-Streit von Ottendorf geht in eine neue Runde. Bereits im Juni 2023 beklagte ein Einwohner des Gädheimer Ortsteils gegenüber dem Gemeinderat in einem Schreiben, dass die Sirene auf dem Dach der alten Schule zu laut sei und er sich Abhilfe wünsche. Damals vertraten die Gemeinderatsmitglieder die Auffassung, dass nun mal alle Bürger, egal in welchem Ort, mit Sirenen leben müssen und lehnten den Antrag auf Reduzierung der Lautstärke einstimmig ab, zumal das technisch nicht möglich ist.

Nach über einem Jahr hat nun der Beschwerdeführer sein Anliegen gegenüber dem Landratsamt Haßberge wiederholt. In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde das Thema nun erneut behandelt, da die Gemeinde gegenüber dem Landratsamt eine Stellungnahme abgeben muss.

Sirene heult 25- bis 30-mal im Jahr

Wie soll die Überschreitung der Zumutbarkeitsgrenze, die bei 97 Dezibel liegt, für die Zukunft verhindert werden, fragt das Landratsamt in seinem Schreiben. In einer ersten Antwort fragte Bürgermeister Peter Kraus, ob tatsächlich Handlungsbedarf vorliegt, da die Sirene im Schnitt zwischen 25 und 30 Mal pro Jahr läuft und die höchste Lautstärke pro Zyklus maximal drei Sekunden ansteht.  Darüber hinaus wurde gegenüber dem Amt die Frage nach einer qualifizierten Nachprüfung der durch den Anwohner genannten 112 Dezibel gestellt.

Nach Rücksprache mit dem zuständigen Umweltschutzingenieurs im Landratsamt bekam der Bürgermeister den Vorschlag, die Sirene einzuhausen, um so eine Schallausbreitung in Richtung des Anwohners zu minimieren. Ein anderer Vorschlag war die Beschaffung einer neuen Sirene, deren Lautstärke technisch gedrosselt werden kann, damit beim Anwohner nur noch die erlaubten 97 Dezibel ankommen können.

Standard-Typ in vielen Orten im Einsatz

Ebenso wurde Rücksprache mit einer Fachfirma für Funktechnik geführt. Das Vorgehen des Landratsamtes stößt dort auf absolutes Unverständnis, so Kraus. Letztlich ist der in Ottendorf installierte Sirenentyp der am weitesten in Bayern und Deutschland verbaute Typ. Der normale Standort einer solchen Sirene ist in 95 Prozent aller Fälle die Ortsmitte, die überall dicht besiedelt ist. Nirgends gebe es so ein Problem wie aktuell in Ottendorf, so die Fachfirma, nach deren Aussage eine Drosselung der Sirene nicht möglich ist. Es sei zudem zu vermuten, dass die Sirene gegenüber der ursprünglich angegebenen 101 db in 30 Meter Entfernung auf Grund es Alters mittlerweile leiser geworden ist. Nachdem die Bauform der Sirene den Hauptschall ungefähr im 45 Grad-Winkel nach unten abgibt, liege das Problem vor allem vermutlich darin.

Aktuell gibt es Sirenen, die als Alternative installiert werden können, ähnlich der neuen Sirene in Gädheim. Beispielsweise könnte eine Sirene mit nur 2 Hörnern verbaut werden, bei der durch die Ausrichtung der Hörner, der Schall zumindest zum Teil gelenkt werden kann. Es wäre aber zu prüfen, ob mit einer solchen Sirene die Hörbarkeit der Sirene im restlichen Ort gewährleistet ist.

Zweite Sirene deckt nicht den ganzen Ort ab

In Ottendorf steht zwar am Frauengraben eine zweite Sirene, allerdings wurde diese bereits vor Jahren wegen der Ausweitung der Baugebiete in westliche Richtung installiert. Um den gesamten Ort abzudecken, werde diese eine Sirene sicher nicht ausreichend sein.

Wäre eine Sirene mit zwei Hörnern auf der alten Schule nicht überall laut genug hörbar, müsste laut der Funktechnik-Firma schlimmstenfalls noch eine dritte Sirene in Ottendorf installiert werden, um den vorgeschrieben Abdeckungsbereich für den Katastrophenfall zu gewährleisten. Dies ist allerdings eine bloße Annahme und müsste mit einer Schallpegelberechnung überprüft werden, erklärte Bürgermeister Kraus.

Auch ein Umsetzen der vorhandenen Sirene auf der alten Schule ist problematisch. Laut Landratsamt dürfen sich bei einer Umsetzung "im Umkreis von 50 Meter Entfernung keine lmmissionsorte befinden".  Das hätte zur Folge, dass die Sirene außerhalb des Orts aufgestellt werden müsste, was wieder Probleme mit der Mindestausleuchtung des Schalls bereitet.

Gemeinde sieht keine Alternative

Schlussendlich sieht der Gemeinderat keine Alternative zur vorhandenen Sirene und wird das dem Landratsamt in seiner Stellungnahme so mitteilen.

In seinem Schreiben führte der Familienvater vor einem Jahr an, dass der Grund für die  Beantragung der Lautstärkenreduzierung, "nach jahrzehntelanger beschwerdeloser Duldung des Sirenenlärms", die Geburt seines Kindes sei. Da seine Wohnung in unmittelbarer Nähe des Sirenenstandortes liegt, befürchtet der Vater, dass sein Sohn Gehörschäden erleidet, zumal er noch "nicht in der Lage ist, selbstständig seine Ohren zuzuhalten". Im Antrag hieß es: "Als Vater sehe ich mich daher in der Pflicht, möglichen Schaden von meinem Sohn abzuwenden". Ebenso wird die gestiegene Häufigkeit der Sirenenalarmierung im Vergleich zur Kindheit des Antragstellers angeführt.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Gädheim
Christian Licha
Familienväter
Funktechnik
Landratsamt Haßberge
Landratsamt Schweinfurt
Peter Kraus
Stadträte und Gemeinderäte
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Thomas Diener
    Wenn was passiert und die Sirene aus diversen Gründen nicht gehört wird, wer übernimmt
    dann die Verantwortung , wenn etwas passieren würde ?
    Das Landratsamt oder die Gemeinde ode rhaftet zuletzt der Bürgermeister ? ? ?
    Das Kind wird größer und kann sich dann auch sicherlich die Ohren zuhalten und solche
    unnötigen " Beschwerden " sorgen dann immer mehr dafür das keiner mehr ein Ehrenamt ,
    egal in welcher Form übernehmen will !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Matthias Braun
    Die Sirene hilft somit 25 bis 30 mal im Jahr Leben zu retten. Jeder sollte dankbar sein ,weil jeder von uns einmal Hilfe brauchen könnte
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Heribert Mennig
    Ein einzelner Familienvater beschäftigt mit einer völlig überzogenen Forderung die Behörden! Die günstigste Alternative für die Allgemeinheit wäre, wenn sich die Familie eine neue Bleibe weit weg von der Sirene suchen würde. Wir haben auch eine Sirene bei uns im Ort. Wenn die loslegt, denke ich aber nicht an den lauten Ton, sondern bedauere die Leute die von Unfällen, Bränden etc. betroffen sind und auf schnelle Hilfe hoffen!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Heribert Mennig
    @Herrn Ries und Herrn Seubert: Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten der Alarmierung (Funkwecker, Handy-App). Funkwecker gibt es schon lange. Ich hatte selbst über viele, viele Jahre einen solchen Funkwecker. Trotzdem ist es oft auch notwendig, dass man mehr Einsatzkräfte benötigt, also auch jene, die keinen Funkwecker oder eine entsprechende App haben. Sie müssen aber bedenken, dass eine Sirene die Bevölkerung auch vor Naturkatastrophen warnen soll. Vor allem ältere Leute haben nicht unbedingt eine Warn-App auf dem Handy bzw. Smartphone. Nicht jede(r) hört den ganzen Tag Radio. Insofern haben Sirenen auch heute noch eine sehr wichtige Funktion. Viele Städte haben in den vergangenen Jahrzehnten ihre Sirenen abgeschafft und merken jetzt, dass das ein Fehler war!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Georg Ries
    Aber die Funkwecker können zumindest die Anzahl der Sirenealarmierungen deutlich reduzieren! Die Naturkatastrophen oder Großereignisse halten sich wohl in engen Grenzen. Ich kenne eine Gemeinde, da haben die Aktiven der FFW alle einen Funkwecker!
    Im vorliegenden Fall könnte das Landratsamt einfach messen!! Wert unter dem zumutbaren alles gut, drüber muss die Gemeinde Abhilfe schaffen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Sven Köberlein
    Man könnte hier auch auf den Zug der digitalen Alarmierung aufspringen. Digitale Funkmeldeempfänger beschaffen (evtl. sogar gut gefördert), verteilen und Kleineinsätze (THL1/B1/ etc) darüber alarmieren lassen. Bei größeren Einsatzstichwörtern zusätzlich mit Sirene, um auch eine schlagkräftige Ausrückestärke sicher zu stellen.

    Die FME erfordern keine eigene Infrastruktur und müssen nicht im Vergleich zu einer Sirene auf einem Mast oder Gebäude aufgebaut werden (öffentlicher Grund oder muss man auf Privatgrundstück?).

    Neben der Verringerung der Sirenenalarme bekommen durch die FMEs auch entferntere Kameraden den Alarm mit und können anfahren.

    Aber eine Sirene einhausen ist wie wenn man nen Wecker in eine Brotzeitdose legt ;)
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Holger Köhler
    Manche Mitbürger sind einfach nur peinlich und machen sprachlos. Auf solch dämliche Forderungen kann man doch eigentlich überhaupt nicht kommen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Georg Ries
    Mittlerweile gibt es auch andere Wege der Alarmierung. Funkwecker. Aber das war schon immer so ist ein beliebtes Argument. Was sind schon 20 bis 30 Alarmierungen, nur 1mal die Woche ... 👎🏼
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Bartosch
    Sie haben aber ein kurzes Jahr. Meines ist auf jeden Fall mindestens 52. Wochen , d.h ca alle 2. Wochen ein Alarm. Übrigens, ich kann es echt nicht mehr hören oder lesen, wenn immer Kinder als Vorwand benutzt werden. Ich weiß echt nicht wie wir damals gesund und ohne soviel gesundheitlichen Problemen groß geworden sind. Heut zu Tage werden doch die Kinder von A-Z gepudert. Wie sagte Mario Barth; Generation Feuchttücher".
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Georg Ries
    Stimmt, da hab ich doch glatt falsch gelegen. Alle 2 Wochen natürlich 😀
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Walter Seubert
    Es könnte durchaus möglich sein das es im 21. Jahrhundert andere Möglichkeiten zur Alarmierung gibt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Alfons Mai
    Des Weiteren geht es ja auch um die Warnung der Bevölkerung, damit diese weiß, dass mit Einsatzfahrzeugen etc. zu rechnen ist… und ist für den ein oder anderen hoffentlich auch eine regelmäßige Erinnerung an das Ehrenamtliche Engagement von Einzelnen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Kriebel
    Wenn schon der Vater nicht mit den Gegebenheiten des Alltags klar kommt, wie soll es dann der Sohn lernen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Andreas Gerner
    Es wird nicht zum Spaß alarmiert. Sondern im Alarmfall wird schnellstmöglich Hilfe gebraucht und mitunter geht es sogar um Leben und Tod.

    Wie man da ernsthaft fordern kann, den Alarmton leiser zu machen (mit der Folge, dass es dann womöglich bei einigen Einsatzkräften - drinnen oder in der Nähe von anderen Lärmquellen - überhört wird) ist völlig unbegreiflich.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Harald Raiger
    Sie haben vollkommen recht ! Wahrscheinlich sind solche Leute nicht ehrenamtlich bei der Feuerwehr aber fordern umfassend und schnell Hilfe wenn das Eigentum brennt, ich bin froh das es die Sirenen gibt und meinen allerhöchsten Respekt an die Feuerwehr die für uns alle da ist !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten