Die persische Literatur hat eine über tausendjährige und kontinuierliche Tradition. Auch die ältesten Werke sind für heutige Muttersprachler weitgehend verständlich. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn der Sprachraum des Persischen erstreckt sich über Iran, Afghanistan, Tadschikistan und darüber hinaus. Selbstverständlich sein sollte jedoch eine Sache, findet Prof. Dr. Christoph U. Werner: Und zwar die Zugehörigkeit der persischen Literatur zur Weltliteratur.
Warum und wie ihre Beachtung noch wachsen sollte und könnte, erklärt der Inhaber des Lehrstuhls für Iranistik: Sprachen, Geschichte und Kultur an der Universität Bamberg in seiner Antrittsvorlesung. Sie findet laut Pressemitteilung der Uni unter dem Titel „Persische Literatur als Weltliteratur“ im Rahmen der öffentlichen Vortragsreihe „Bayerisches Orientkolloquium“ am Donnerstag, 22. April, statt.
„Sobald es zur Bildung eines Kanons kommt, ist die persische Literatur, wie auch viele andere nichteuropäische Schriftgüter, meist nur mit ganz wenigen Beispielen vertreten“, erklärt Christoph U. Werner. Gründe hierfür liegen zum einen in der hierarchischen Anordnung von Staaten und Kulturräumen, aber auch im begrenzten Zugang zu Institutionen im Verlags- und Übersetzungswesen. „Solche Einflüsse wirken sich auf die Kanonbildung aus – trotz eines breiten und universalen Verständnis von Weltliteratur als einer Gesamtheit aller Literaturen der Welt.“ Wie nationale Grenzen in einer globalen literarischen Welt für Literaturwerke überwunden werden können, welche Rolle Sprache, Welt- und Literaturverständnis dabei spielen, wie Weltliteratur für die persische Literatur neu zu denken ist und welche disziplinären Aufgaben sich daraus ergeben, steht im Zentrum des Vortrags.
Auch Wissenswertes aus der Geschichte
Die Vortragsreihe hält neben literarischen, sprachwissenschaftlichen und kunsthistorischen Themen auch Wissenswertes aus der Geschichte und Politik des Vorderen Orients bereit: Über „Libanons multiple Krisen – die unendliche Geschichte“ spricht beispielsweise am 27. Mai die Erfurter Historikerin Prof. Dr. Birgit Schäbler.
Die Antrittsvorlesung sowie die insgesamt acht weiteren, teils englischsprachigen Vorträge der Reihe beginnen jeweils um 18.15 Uhr und können von Interessierten kostenfrei online verfolgt werden. Organisiert wird das Bayerische Orientkolloquium im Sommersemester 2021 von der Professur für Islamische Kunstgeschichte und Archäologie der Universität Bamberg.
Weitere Informationen und die Zugangsdaten zu den Vorträgen unter: www.uni-bamberg.de/turkologie/studium/veranstaltungen/bayerisches-orient-kolloquium