Die 29. Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen laufen nur noch bis 23. August.
Zahllose Bamberger drückten sich bisher an den Schaufenstern der Antiquitätenhändler am Fuße des Dombergs die Nasen platt. Zu schön, zu verlockend war der Mix aus kostbaren Raritäten früherer Jahrhunderte und Design der Moderne. „Viele Einheimische haben Schwellenangst und trauen sich nicht in die Geschäfte“, weiß Fiona Freifrau Loeffelholz von Colberg nur zu gut. Sie ist Sprecherin der einschlägigen Händler und Organisatorin der schon traditionellen Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen im Sommer. Dabei versichern die Geschäftsleute immer wieder, dass jeder, der nur schauen will, willkommen ist. „Schauen steht bekanntlich am Anfang jeder Sammelleidenschaft“, sagen sie unisono.
So war es nicht verwunderlich, dass die von Colberg angebotenen Führungen durch die Schatzkammern während der derzeit laufenden 29. Kunst- und Antiquitätenwochen ausgesprochen gut angenommen wurden. Und zwar trotz der Augusthitze in der nahezu schattenlosen Altstadt.
Die staunenden Bamberger ließen sich in den Schauräumen der denkmalgeschützten Häuser von den Eigentümern besondere Kunstwerke aus alter Zeit erklären. Zum Beispiel durch Matthias Wenzel, der in zweiter Generation das älteste Antiquitätengeschäft Bambergs führt. Der „Generalist par excellence“ erzählte mit Verve über die schönen Dinge. Mit spürbarer Leidenschaft für meterhohe gotische und frühbarocke Heiligenfiguren, barocke Damenporträts oder Geweihlüster aus der Renaissance.
„Die Wochen laufen gut, wir haben Interessenten aus ganz Deutschland und aus dem Ausland, viele Bayreuth-Festspielbesucher sind darunter“, bilanzierte Wenzel, was auch seine Kollegen der anderen Galerien bestätigten. Allerdings wartet bei Matthias Wenzel noch das neue Highlight aus der Gotik auf einen Liebhaber: Eine anmutige Muttergottes aus Nussbaum in musealer Qualität mit dem antikisch wirkenden Faltenwurf, die um 1310 im italienischen Orvieto entstand. 300.000 Euro soll dieses exklusive Kunstobjekt kosten.
Doch auch wer nicht so tief in den Geldbeutel greifen will, kann fündig werden: im Silber Kontor Heiss etwa, in dem sich Inhaberin Julia Heiss auf dänisches Silber mit den klaren Formen von Georg Jensen, Evald Nielsen und anderen Silberschmieden spezialisiert hat. Auch ausgefallenen Silberschmuck gibt es bei ihr zu erstehen.
Auf Möbel des 18. Jahrhunderts und früheren Ären haben sich Markus und Claudia Schmidt-Felderhoff spezialisiert. Und das in dem ältesten Gebäude des Antiquitätenviertel: Im mittelalterlichen „Haus zum roten Hahn“ von 1340, das das Ehepaar selbst kenntnisreich restauriert hat. Ihre Expertise gibt es aus der eigenen Restaurierungswerkstatt weiter: „Einer der Grundpfeiler unseres Handels“, sagte Claudia Schmidt-Felderhoff den Besuchern der Führung und betonte, dass in dieser Werkstatt versucht werde, den Originalzustand des Objektes zu sichern.
Kunsthändler
Kunsthändler Christian Eduard Franke-Landwers sprach zwischen höfischen Möbeln mit der Eleganz des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, zwischen sechs Kilogramm schweren Silberterrinen aus dem Besitz des Herzogs Friedrich August von Braunschweig und feuervergoldeten Barockuhren von einer „Bamberger Leistungsschau“. „Wir Händler haben nicht nur für die Kunst- und Antiquitätenwochen qualitätsvolle Objekte zusammengetragen, wir wollen generell Schönes aus Privatbesitz erhalten“, umschrieb Franke-Landwers die Besonderheit seiner Profession.
Dritter im Bunde des „harten Kerns“ der Geschäfte ist der Kunsthandel Senger neben Wenzel und Franke-Landwers. Ja, eigentlich ist der Senior Walter Senger der Nestor und vor knapp 30 Jahren mit Istvan Conth sogar Begründer der Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen. „Diese Wochen sind ein Selbstläufer geworden“, freute sich Senger, der die laufenden Geschäfte an die nächste Generation übergeben konnte. Tochter und Schwiegersohn Silvia und Thomas Herzog betreiben zusätzlich zum Stammgeschäft mit Schwester und Schwägerin Simone Kundmüller neue Galerieräume, in denen sie eine handverlesene Auswahl an klassischer Moderne sowie zeitgenössische Kunst zeigen.
Letztere „zieht auch ein jüngeres Publikum an“, sagte Silvia Herzog. Ihr Vater Walter Senger lächelte: „Qualität ist der Sieger!“ meinte er und drückte damit für die gesamte Bamberger Händlerschaft aus, was sich aus dem fränkischen „Eldorado“ des Kunst- und Antiquitätenhandels national wie international herumgesprochen hat. Zwischen den großen Antiquitätenmessen in Maastricht, London, Wien, Salzburg, München und Köln, wo natürlich auch Bamberger Händler vertreten sind, findet Bamberg seinen unverwechselbaren Platz im internationalen Kunsthandel.