
Wer kennt nicht Frank Sinatras wehmutsvolle Ballade „My way“? Die beiden Straßenmusikanten kurz hinter der Kettenbrücke hatten diesen Song mit ihren Instrumenten gut drauf. Textsicheren fiel die musikalische Lebensbilanz Sinatras ein, ließ mitsummen – und verstummen. Stumm angesichts der kauernden oder knieenden Bettler, die flehentlich ihre Pappbecher für eine Münze hochhielten. Doch zumeist vergebens. Im großen Bogen um diese traurigen Gestalten gingen die Menschenmassen ihren Weg.
„My way“: Der Sinn an diesem „Tag der Deutschen Einheit“ stand beileibe nicht nach Trübnis. Mehr nach entspanntem, friedlichem Schauen, Flanieren, Handeln, Kaufen. Der 21. Antik- und Trödelmarkt des Bürgervereins Bamberg-Mitte war in der Innenstadt angesagt. Und Zehntausende Besucher und 350 Händler aus Nah und Fern ließen sich anlocken.
Neuwaren verboten
Dass nach zweijähriger Corona bedingter Pause wieder dieses Großereignis stattfinden konnte, „gibt einen Impuls an Freude in schwieriger Zeit“, meinte Irmgard Usselmann, Beirätin im Bürgerverein und eine von vielen ehrenamtlichen Helfern an diesem Tag. „Menschennah" sei der Markt, meinte sie und fand Zustimmung des Vereinsvorsitzenden Reiner Dietz: „Auch die europaweit agierenden Händler sind freudig dabei“, sagte er. Nur „einige schwarze Schafe, was die Qualität der Waren betrifft, mussten mit einem Verweis belegt werden“, verwies Dietz auf den erfahrenen Sachverständigen, der schon während des Standaufbaus das angebotene Sortiment sorgfältig geprüft hatte. Denn Neuwaren, insbesondere reproduzierte Antiquitäten, Kunsthandwerk, Altkleider, Elektroschrott und Plunder waren strikt verboten.

So gab es außergewöhnliche Antiquitäten im oberen Preissegment und Edeltrödel für jeden Geldbeutel bei den Fieranten. Händlerin Iris etwa, aus dem Raum Wien nach Bamberg gereist, bot ein buntes Sammelsurium an altem Spielzeug wie Puppen, Hampelmänner und Teddys, Christbaumkugeln oder Schmuck. Hoch zufrieden mit dem „sehr guten Markt, der tollen Organisation und den vielen Sammlern in Bamberg“ verriet Iris auch ihre Devise, wenn Kunden um den Preis eines Objektes feilschen: „Leben und leben lassen“ garantiere Glück auf beiden Seiten.
Auch Frank, ein Händler aus dem nahen Waizendorf, zeigte sich angetan von dem reibungslosen Ablauf von der Anmeldung bis zur Platzvergabe. Sein spezielles Warenangebot fand erstaunlich zahlreiches Publikum: Kristalllüster wie aus einem verwunschenen Schloss. „Dafür gibt es viele Sammler“, wusste der Waizendorfer. Und die schlichen bereits frühmorgens, lange vor offiziellem Marktbeginn um 9 Uhr, an den Ständen im Aufbau vorbei, auf der Jagd nach dem Schnäppchen oder dem verkannten Albrecht Dürer.
Spielsachen ausgemistet
Ganz anders dagegen die jüngsten Marktbeschicker: Buben und Mädchen hatten für den Kinderflohmarkt an der Universität – organisiert vom Förderverein St. Martin - ihre Spielsachen ausgemistet, aber auch „einen wahren Fundus an klasse Büchern dabei“, wie eine Mutter erzählte, die für ihre Tochter großzügig Lesestoff erstanden hatte. „Leider ist der Kinderflohmarkt wie abgeschnitten von dem Geschehen und nicht mehr mittendrin“, bedauerte Michael Lotter vom Förderverein die Platzzuteilung. Dafür sei aber wohl für die Sicherheit der kleinen Händler gesorgt.
Der Erlös des Antik- und Trödelmarktes kommt einem sozialen, gemeinnützigen Projekt zugute. Welches dies in diesem Jahr sein wird, steht nach den Worten von Bürgervereinsvorsitzendem Dietz noch nicht fest.