Deutschland steckt in der Energiewende und dabei soll die Photovoltaik auch im Landkreis Haßberge eine zentrale Rolle spielen. Rentweinsdorf hat schon bei Hebendorf eine große Anlage, nun sollen weitere Projekte folgen. Während die eine Seite den wirtschaftlichen Vorteil für Bürger und den Segen für die Gemeindekasse ins Spiel brachte, sprach sich die Mehrheit im Marktgemeinderat dafür aus, die Freiflächenanlagen nicht ins Uferlose wachsen zu lassen und den Flächenverlust zu begrenzen. Mit einem Votum von 8:5 Stimmen wurde diese Grenze mit 60 Hektar und 5,7 Prozent der Fläche gesetzt.
Schon viele Monate beschäftigt sich das Ratsgremium mit dem Bau von Freiflächen-Photovoltaikanlagen im Gemeindegebiet und hat auch schon das weitere Solarprojekt auf einer Fläche von circa 42 Hektar vorliegen, das auf ein Investitionsvolumen von etwa 20 bis 25 Millionen Euro geschätzt wird und die Wertschöpfung in der Gemeinde und im Landkreis bleiben soll. Bürger von Rentweinsdorf sollen sich bevorzugt an der Investition beteiligen können.
Dem Gremium lag bereits ein Standortkonzept vor und auf der Tagesordnung stand auch schon ein Aufstellungsbeschluss, der dann aber vertagt wurde. Dabei spielte auch die Begrenzung der landwirtschaftlichen Flächen eine Rolle, die für solche Anlagen hergenommen werden können. Zur Gemeinderatssitzung lag nun ein schriftlicher Antrag von Gerhard Schmidt, Völker Zürl und Petra Haubner vor, der von weiteren Mitgliedern unterstützt wurde. Er hatte das Ziel der "Festsetzung einer prozentualen Höchstgrenze der Agrarflächen in Rentweinsdorf und den Ortsteilen, die zur Nutzung für Photovoltaik-Anlagen freigegeben werden".
Gerhard Schmidt (CSU) begründete den Antrag mit einer "Grundkonzeption, wie es künftig in unserer Gemeinde laufen soll. Auch in vielen anderen Gemeinden um uns herum gibt es diese Begrenzung, wie viel Prozent oder wie viel Hektar dafür ausgewiesen werden. Das sollten wir nicht erst am St. Nimmerleinstag beschließen."
Benjamin Jäger (SPD) sah das anders und fragte: "Brauchen wir das wirklich und könnten wir nicht von Fall zu Fall entscheiden? Es geht doch um zwei Dinge, die Klimawende und die Frage, wie wir unsere Gemeindefinanzen verbessern können. Wie wollen wir künftig sonst Geld in die Gemeindekasse bringen?" Das könne er nicht nachvollziehen. Wenn man jetzt den Kindergarten und noch das Feuerwehrhaus baue, würde sich die Verschuldung dann von jetzt 587 Euro auf dann 1200 Euro mehr als verdoppeln.
Ludwig Bock (FW-ÜWG) hielt den Selbstversorgungsgrad der Gemeinde mit Photovoltaik schon weit überschritten. Die Itzgrund-Gemeinde habe bei 1 100 landwirtschaftlicher Fläche die Grenze bei 40 Hektar gezogen und auch den Bodenwert auf 40 Punkte begrenzt, während man in Rentweinsdorf bis 55 gehen wolle. Auch dürfe man bei solch großen Anlagen die Gefahr nach einem Hochwasser nicht vergessen, die von der Versiegelung ausgehe. Er sprach sich für Anlagen auf Dachflächen aus, die in den Vordergrund gerückt werden sollten.
Als Zuhörer schaltete sich auch Jürgen Eller in die Diskussion ein und gab zu bedenken, wie die öffentlichen Haushalte derzeit aussähen. "Da läuft alles auf Pump. Wir brauchen Wirtschaftlichkeit und können nicht auf den Staat warten." Maximilian von Rotenhan forderte, "dass der Gemeinderat für die Bürger entscheidet und dabei Vor- und Nachteile abwägt. Das hat aber seit einem Jahr nicht stattgefunden". Die Bodenwerte seien Sache der Grundstückseigentümer und dürften kein Argument für den Gemeinderat sein. 587 Euro Schulden pro Einwohner sei wie Leben auf Pump.
Petra Haubner (FW-ÜWG) wurde zu dem Antrag dann konkret. "Wir möchten eine Begrenzung von 60 Hektar für die Gemeinde einschließlich schon bestehender Photovoltaikanlagen. Das sind 5,7 Prozent der Fläche. Darauf hätten sich auch weitere Gemeinderäte verständigt. Franziska Schmittlutz (SPD) zeigte sich enttäuscht, dass bei dieser Absprache nicht alle Mitglieder des Marktgemeinderates einbezogen waren. Es lagen somit einigen auch keine Zahlen vor, so dass man sich auf diese Sitzung nicht vorbereiten konnte. Petra Haubner meinte hierzu, dass sie ein solches Vorgehen schon lange verlangt hatte, "aber niemand ist darauf eingegangen".
Auch Kurt Weißheimer (FW-ÜWG) war der Meinung, dass man das bisher schon hätte bereden können, denn es sei auch vieles noch nicht klar wie die Einnahme oder die offene Frage nach Abbiegespuren auf der Staatsstraße. Stefan Horn (RUL) meinte. "Wir können die Flächen für Photovoltaik doch nicht einfach uferlos anwachsen lassen. Wollen wir denn alles zupflastern und bei 15 Prozent landen?" Dabei nannte er Begrenzungen in den Gemeinden Kirchlauter mit drei Prozent oder in Untermerzbach mit fünf Prozent. Deswegen wolle man auch Rentweinsdorf eine Begrenzung.
Simone Berger (RUL) wollte wissen, wie es im Standortkonzept überhaupt zu einer Begrenzung auf 7,5 Prozent gekommen war und welche Flächen noch von anderen Eigentümern für solche Anlagen gewünscht würden. Dazu konnten aber noch keine konkreten Hinweise genannt werden.
Die Ursache dafür, dass solche Anlagen in Rentweinsdorf nun aus dem Boden schießen, sah Bürgermeister Steffen Kropp in dem Grund, "dass wir keine guten Ackerböden haben". Die Entscheidung liege natürlich auch in den Händen der Landbesitzer und da dürfe man das Wirtschaftliche nicht außeracht lassen. Er hielt dann sogar die vorgesehene Begrenzung auf 7,5 Prozent für zu wenig und schlug bis zu zehn Prozent vor.
Auf dringlichen Wunsch von Franziska Schmittlutz hin wiederholten dann die Ratsmitglieder ihre Meinung zu möglichen Begrenzungen und ihrem Abstimmungsverhalten. Bürgermeister Steffen Kropp machte seinen Standpunkt mit den Worten klar. "Ich bin für eine Obergrenze von zehn Prozent und sehe dabei mit einem Auge auch die Finanzen der Gemeinde. Außerdem sollte es ein Auftrag für jeden sein, mehr für den Klimawandel zu machen."
Mit 8:5 Stimmen votierte das Ratsgremium trotzdem für eine Begrenzung der Photovoltaikanlagen auf eine Fläche von 60 Hektar und damit 5,7 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche.
1.Die Finanzen der Gemeinde
Wo kommt denn das Geld her, das hier bzw. auch in anderen Gemeinden mit ähnlich gelagertem Entscheidungsbedarf den Gemeindehaushalt aufbessern soll?
Auch von den sozial Schwachen über den steigenden Strompreis.
2.Mehr für den Klimawandel tun.
Welchen Beitrag leistet die zugepflasterte, verspiegelte Fläche zum „Klimawandel“? Diese Frage hätte auch gestellt bzw. beantwortet werden können.