
In den Angelvereinen im Landkreis geht die Furcht um, dass angesichts der Hitze- und Trockenperiode die Seen umkippen und damit ein Fischsterben einsetzen könnte. So, wie es zum Beispiel 2014 am Großen Wörthsee zwischen Augsfeld und Haßfurt eingetreten ist, als Hunderte Fische verendeten.
Die Mitglieder sind alarmiert und fürchten um ihre Fischbestände, nicht überall, aber in zahlreichen Gewässern mit geringem Zu- und Abfluss. Was den Main anbelangt, so liegen die Sauerstoffwerte laut den Wasserwirtschaftsämtern Bad Kissingen sowie Aschaffenburg aktuell in keinem kritischen Bereich.
Andreas Hofmann, Vorsitzender des Anglervereins Haßberge mit Sitz in Burgpreppach, betont: „So schlimm wie heuer hab' ich's noch nicht erlebt. Der See kippt definitiv.“ Damit meint der Angler den Aufzuchtteich in Fitzendorf: „Es wäre gravierend, unser Hauptweißfischbestand wäre betroffen“, klärt er auf. Der Begriff aus der Angler- beziehungsweise Küchensprache fasst kleine, silbrig-weiße Arten der Karpfenfische zusammen.
Der Notfallplan steht bereits fest: Täglich prüft der Vorsitzende die Gewässer auf Temperatur und Sauerstoffgehalt. Unterschreite ein See den bedrohlichen Wert von 5 Milligramm pro Liter (mg/l), heiße es schnell handeln. „Das Wasser muss abgelassen und der Fischbestand in den Hainbachsee gebracht werden.“
Für den Messelauer See auf Knetzgauer Gemarkung sieht es ebenfalls kritisch aus. Der zweite Vorsitzende der Anglerfreunde Nassachtal, Roland Johannes, sorgt sich: „Noch passt es, wir kriegen aber langsam Angst.“ Vor einigen Jahren sei der See bereits einmal gekippt – ein Totalschaden für den Verein. Der Angler ist ratlos – eine Lösung für das Problem habe er nicht.
Markus Märkl, Vorstand des Sportanglervereins Knetzgau, beruhigt für den Wörthsee und die beiden Zuchtseen am Milschanger: „Momentan ist noch alles in Ordnung. Das kann sich allerdings stündlich ändern.“
Auch für den Mainabschnitt im Landkreis Haßberge ist Schlimmeres derzeit nicht zu befürchten. Die Werte liegen nach dem Alarmplan Main in keinem kritischen Bereich. Dieser setzt sich aus drei Meldestufen zusammen: Vorwarnung, Warnung, Alarm. Das Stadium der Vorwarnung tritt bei Temperaturen über 26 Grad Celsius auf – an der Messstelle bei Trunstadt liegen die Werte aktuell bei 25 Grad und über 6 mg/l Sauerstoffkonzentration.
Klettert der Wert auf 27 Grad und der Sauerstoffgehalt sinkt unter 4 mg/l, droht eine deutliche Beeinträchtigung der Gewässerbiologie: die Alarmstufe tritt ein. Leonhard Rosentritt, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Bad Kissingen, klärt auf: „Im Landkreis Haßberge befinden wir uns noch unter der Vorwarnstufe. Für die Zuläufe des Mains liegen die Werte etwa bei 20 Grad.“
Kritischer sieht der Behördenleiter die schwindenden Wassermengen der Zuläufe des Mains. Die Oberläufe im Raum Haßberge und Steigerwald könnten laut Leonhard Rosentritt trocken laufen – eintretende Gewitter würden zudem Schmutzstöße verursachen, die den Gewässern schwer schaden.
Laut Herbert Walter, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg, befinden sich die Werte im Main in einem nicht kritischen Zustand. Die Lage sah im Juli noch anders aus: Der heiße Sommer trieb den Sauerstoffgehalt nach unten. Daraufhin sprach die Regierung von Unterfranken am 25. Juli zwischen Kahl am Main und Erlabrunn eine Warnung aus. Der Wert an der Messstelle Kahl fiel auf 4,2 mg/l und damit nahe an die alarmierende Grenze von 4 mg/l.
Neue Messwerte geben eine erste Entwarnung für den Mainabschnitt, Herbert Walter versichert: „Die letzte Messung zeigte einen Sauerstoffgehalt von 7,7 mg/l bei Kahl an. Wegen der Witterungen ist es jedoch weiter zu beobachten.“
Im Bereich der von der Regierung von Unterfranken ausgesprochenen Warnung gilt weiterhin: Jegliche Arbeiten, die den Main belasten, zu unterlassen – wenn sie nicht dringend notwendig sind. Dies schließt zum Beispiel Schlammräumungen und Baggerungen im Main sowie in seinen Nebengewässern ein.