„Die Finanzlage des Marktes Rentweinsdorf ist geordnet, jedoch angespannt. Aufgrund von anstehenden Investitionen ist es nicht möglich, ohne Nettoverschuldung auszukommen. Die freie Finanzspanne ist positiv, jedoch mit 7489 Euro gering. Dies liegt auch an den Steuerausfällen und Mindereinnahmen aufgrund der Corona-Pandemie,“ betonte Kämmerer Horst Junge bei der Beratung des Haushaltes 2021, der sich auf eine Gesamtsumme von 5 132 682 Euro beläuft und bei dem das Investitionsvolumen mit 2 201 867 Euro sehr hoch ist.
Junge meinte, dass für die Finanzlage einer Gemeinde die Steuerkraftzahl ein entscheidender Faktor sei. Hier müsse man feststellen, dass der Markt Rentweinsdorf mit der Steuerkraft von 615 Euro pro Einwohner ein Drittel unter dem Landesdurchschnitt mit 931 Euro liege. Auf den Landkreis Haßberge heruntergebrochen belege der Markt im Landkreis mit 26 Gemeinden Platz 24.
Das Nettosteueraufkommen verringere sich gegenüber dem Vorjahr ebenso wie die Schlüsselzuweisungen. Dem stehe eine gestiegene Kreisumlage gegenüber. Allerdings sei die Einkommensteuerbeteiligung gestiegen und sie wäre ohne die Corona-Pandemie mit Kurzarbeit usw. noch höher. Bei der Gewerbesteuer erwarte man ebenfalls höhere Einnahmen.
Die wichtigsten Einnahmen im Verwaltungshaushalt sind: Grundsteuer A 23 600 Euro, Grundsteuer B 75 500 Euro, Gewerbesteuer 130 000 Euro, Einkommensteueranteil 870 000 Euro, Ersatz Einkommensteuer 60 000 Euro, Schlüsselzuweisungen 705 716 Euro, Personaleurokosten 287 615 Euro, Umsatzsteuer 10 000 Euro. Die größten Ausgaben sind: Gewerbesteuerumlage 15 440 Euro, Kreisumlage 705 736 Euro und VG-Umlage 283 182 Euro. Die VG-Umlage erhöht sich damit um 3,54 Prozent oder von 172 Euro auf 177 Euro pro Einwohner.
Kindergarten verschlingt höchste Summe
Investitionsschwerpunkte im Vermögenshaushalt sind: Glasfaseranschluss Rathaus 26 167 Euro, Beschaffungen für die Feuerwehr 157 500 Euro, Kinderspielplatz Treinfeld 30 000 Euro, Abwasserbeseitigung, insbes. Kappelleite III Rest 25 000 Euro, Kläranlage Photovoltaikanlage und Verbesserungen 92 350 Euro, Bauhof Anschaffungen und Anbau Dach 80 000 Euro, Bushaltestelle barrierefreier Umbau 60 000 Euro, Straßenbeleuchtung 5000 Euro und Kinderbetreuungseinrichtung circa 1,3 Mio Euro.
Als große finanzielle Aufgabe nannte Kämmerer Junge die Kosten für den laufenden Betrieb der Kinderbetreuung, wo trotz Zuschüssen des Staates für die Gemeinde 260 750 Euro verblieben. Bei der Baumaßnahme sei die Eigenbeteiligung trotz der zu erwartenden staatlichen Förderung sehr hoch, da nicht alle Investitionskosten förderfähig seien und dann voll zu Lastendes Marktes Rentweinsdorf gingen. Dadurch erhöhe sich die Verschuldung zum Haushaltsende 2021 bei 1 323 455 Euro, was 828 Euro pro Einwohner bedeute, während der Landesdurchschnitt bei 593 Euro liege.
Sollte in den Folgejahren mit dem Neubau des Feuerwehrgerätehauses begonnen werden, werde sich die Verschuldung nochmals erhöhen. Der Markt komme dann in den Grenzbereich der finanziellen Leistungsfähigkeit. Außerdem stünden in den nächsten Jahren folgende Investitionen an: weitere Kosten für die Kinderbetreuungseinrichtung Rentweinsdorf mit circa 495 000 Euro, Bahnübergang der Gemeindeverbindungsstraße Lind 160 000 Euro und weitere Investitionen im Abwasserbereich mit circa 344 000 Euro.
Hinsichtlich des Marktsaales sei das Defizit 2020 wegen einer höheren Reparatur der Heizungs- und Lüftungsanlage größer gewesen. Außerdem hatte man aufgrund der Pandemie eine geringere Nutzung und damit deutliche Einnahmeausfälle, die zu einem Minus von 61 150 Euro führten, während man für 2021 einen Fehlbetrag von 30 700 eingetragen habe. Der Kämmerer gab auch zu überlegen, ob man nicht aufgrund der Finanzsituation die Hebesätze überdenken sollte, die letztmals 2016 auf 310 Prozent angehoben wurden. Der Marktgemeinderat stimmte einmütig dem Haushaltsplan 2021 und dem Finanzplan bis 2024 zu.