Open Air geht auch bei Dauerregen: Das bewiesen die amerikanische Sängerin Anastacia und das Publikum in Eyrichshof zur Eröffnung des Open-Air-Events. Der US-Star legte Welthits auf und der Veranstalter kümmerte sich mit Regencapes und Verpflegung um die Besucher. Das Open Air in Eyrichshof ist rundum gut organisiert.
Staralarm herrschte am Dienstag in Eyrichshof. Die US-Sängerin Anastacia machte auf ihrer Europa-Tournee einen Stopp im Jahrhunderte alten Schloss der Familie von Rotenhan und eröffnete damit das Rösler Open Air 2017. Seit Dezember schon stand Gaby Heyder, Geschäftsführerin vom Veranstaltungsservice Bamberg und Organisatorin auf Schloss Eyrichshof, mit dem Management des amerikanischen Energiebündels in Verhandlungen. Über eine Sache wurde scheinbar nicht diskutiert: das Wetter. Zur Eröffnung der Open-Air-Veranstaltung kam nämlich nur eines vom Himmel: Regen, Regen, Regen.
Im Schloss übernachtet
Anastacia jedoch war auf ihren Besuch in Eyrichshof gut vorbereitet. Seitdem sie einige Bilder des alten Gemäuers gesehen hatte, war sie quasi verliebt in das Schlösschen und entschloss sich, für die Nacht eines der vielen Gästezimmer der Familie von Rotenhan zu beziehen. Ihren Stab an Leibwächter hatte sie aus Amerika mitgebracht. „Ich wäre heute fast nicht in meine Wohnung gekommen“, so ein Schlosshof-Bewohner über all das Tamtam, das in Sachen Sicherheit rund um das Schloss und den Star an diesem Tag gelaufen ist.
Was Anastacia zum Wetter sagte? „Mir macht es ja nichts, nass zu werden. Aber meine Schuhe!“, gab die 48-jährige Powerfrau typisch weiblich zu, als ihr wiederholt ein Crew-Mitglied mit einem Wischlappen zu Füßen lag und die Bühne trocknete.
Knapp 1900 Männer, Frauen und Kinder – etwa die Hälfte des Erwarteten – sind am Dienstag nach Eyrichshof gereist, um die wunderbar schwarze Stimme der blonden Rockröhre zu hören. Gereist ist dabei keine Form der Übertreibung: Der Auftritt in Eyrichshof war Anastacias einziger in Nordbayern und hatte eine kräftige Magnetwirkung. Ausverkauft war das Konzert trotzdem nicht. Die Masse, die sich zu Hits wie „I?m outta love“ oder „Heavy in my heart“ im Schlosshof bewegte, war überschaubar, für Anastacia aber kein Problem.
Ihr Leben hat sie mit vielen Schicksalsschlägen gelehrt, dass es solche und solche Tage gibt, jeder einzelne aber sehr wertvoll ist: „Man muss jeden Tag auf der Erde schätzen“, ist sich Anastacia sicher und freute sich: „Vielen Dank, dass ihr diesen Regen für mich aushaltet. Ich bin euch sehr dankbar, meiner Crew und auch meinem Leben.“
Mit ihrem vierten Song an diesem Abend, nämlich „I paid my dues“, war endgültig klar, dass der Funke übergeschlagen ist und Anastacia noch immer überzeugen kann. Eingepackt in Gummistiefel, Wanderschuhe, Winterjacken, Mützen, Handschuhen, Müllsäcken oder Regencapes harrte das Publikum unter strömendem Regen aus.
Anastacia ließ sich wirklich Zeit: Nach dem Auftritt ihrer Vorsängerin DeeDee Foster, amerikanische Sängerin und bereits on Tour mit Rihanna, Celine Dion und Steve Wonder, vergingen nochmals 30 Minuten, bis sie gegen 21 Uhr durch den Hintereingang auf die Bühne kam. „Eine Unverschämtheit“, beklagten manche. Andere kritisierten den Veranstalter schon vorab in Facebook, dass es unverantwortlich sei, das Konzert bei solch einem Wetter stattfinden zu lassen. Doch: Open Air findet nun mal oben ohne statt, so ist die Regel.
Ein entsprechendes Aufgebot an Mitarbeitern der Feuerwehr und des Roten Kreuzes mischte sich beim Auftakt des Rösler-Open-Airs auch unter das Publikum. Angesichts der Wetterlage fiel der Kreislaufkollaps wegen Hitze jedoch ins Wasser. Da bliebe nur das Schirmhalten, doch Gegenstände dieser Art sind bei diesem Event wegen der Sicherheit und der Sicht nicht erlaubt. Zwei Euro kostete für Spätentschlossene das Regencape des Veranstalters.
Gebratene Mandeln, Cocktails, Bratwurst und Co. ergänzten das Angebot, das für das Wohl der Gäste auf dem idyllischen und historischen Festivalgelände sorgte. Zu diesem übrigens wurden die Fans mittels kostenlosem Bus-Shuttle transportiert: Da alle Wiesen-Parkplätze rund um das Schloss wegen der Witterung nicht benutzt werden konnte, wurde in Ebern geparkt und dann mit dem Bus gefahren.
„Geht's denn allen gut?“
Obendrein zeigte sich auch Anastacia sehr fürsorglich. „Geht?s denn allen gut da draußen?“, wollte der Popstar immer wieder wissen. „Ich will nicht, dass ihr friert. Steht auf und macht einen Schritt zur Seite. Bewegt euch, es hilft, euch besser zu fühlen“, motivierte sie die klatschnassen Zuhörer, die für das Erlebnis mit ihr zwischen 50 und 70 Euro auf den Tisch legen mussten.
„Eine tolle Ausstrahlung hat diese Frau“, schwärmte eine junge Konzertbesucherin, als sich Anastacia nach knapp 100 Musikminuten mit einem „Dankeschön“ und „Guten Abend“ – zwei der wenigen deutschen Wörter, die sie beherrscht – von der Bühne verabschiedete. Was am Ende geblieben ist? Eine nasse Jacke, kalte Füße und die Erinnerung an eine einmalige Frauenstimme, Stimmung und Musik zur Eröffnung des Open Air 2017 in Eyrichshof.