Sogar ein Filmteam des Fernsehsenders RTL interessierte sich am Mittwoch für den Strafprozess am Amtsgericht gegen einen 44-jährigen Arbeitslosen aus dem Maintal, der seine 35-jährige Ehefrau nach deren eigener Aussage über 15 Jahre lang geschlagen, gewürgt, bedroht und beleidigt haben soll. Am 12. Mai vergangenen Jahres zog die fünffache Mutter einen Schlussstrich. Sie floh ins Frauenhaus nach Bamberg und erstattete Anzeige gegen ihren Ehemann.
Während der Angeklagte am ersten Verhandlungstag im September über seinen Verteidiger Andreas Dräger verlauten ließ, dass er sich zu den Vorwürfen nicht äußern werde, packte seine Noch-Ehefrau im Zeugenstand aus und belastete ihn schwer. Während der Aussage der Geschädigten drehte sich der Angeklagte weg und würdigte seine Gattin keines Blickes.
Die Geschädigte verschwieg vor Gericht ihren derzeitigen Wohnort aus Angst vor weiteren Übergriffen ihres Mannes. Denn die Beziehung war von Beginn an von Gewalt geprägt. Seit November 2004 seien sie zusammen, erzählte die Geschädigte vor Gericht. Schläge seien schon damals an der Tagesordnung gewesen. Ihr späterer Ehemann – geheiratet wurde 2005 – habe sie von Beginn an geschlagen, bedroht, eingesperrt und ihr die Autoschlüssel weggenommen. Beim kleinsten Anlass, wie einem "Nein" zur falschen Zeit, sei ihr Mann "übergekocht". Er habe ihr den Wasserkocher auf den Kopf geschlagen und sie einmal bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt.
Am Mittwoch, dem zweiten Verhandlungstag, sagte die Schwiegermutter des Angeklagten aus. Auch sie sei von ihrem Schwiegersohn bedroht worden, gab sie zu Protokoll. Ihre Tochter habe blaue Flecken gehabt und sei öfters zu ihr geflüchtet. Eine Mitarbeiterin des Jugendamts sagte, es habe seit dem Jahr 2007 immer wieder Kontakt zur Familie des Angeklagten gegeben, die in "prekären Verhältnissen" gelebt habe. Im April 2008 sei es zur ersten Trennung des Paares gekommen, als die Frau mit zwei Kindern auszog. Im Jahr 2010 habe sich die Ehefrau erneut an das Jugendamt gewandt, weil sie von ihrem Ehemann unter Druck gesetzt und gegängelt werde. Er habe die Kinder damals vom Kindergarten abgemeldet, wohl auch aus Geldmangel.
Als der Angeklagte am 12. Mai letzten Jahres gedroht habe, seine Frau und deren Mutter umzubringen, habe sie sich erneut ans Jugendamt gewandt und sei dann ins Frauenhaus geflüchtet. Die Kinder seien "unterschiedlich positioniert", sagte die Zeugin. Ihnen bleibt eine Aussage vor Gericht nicht erspart. Denn der Angeklagte hatte am ersten Verhandlungstag in einem Beweisantrag auf deren Aussage vor Gericht bestanden. Die Verhandlung wird am 16. Oktober um 9.15 Uhr fortgesetzt.