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Am Frühstückstisch mit einem Mörder
Nicht nur privat, sondern auch auf der Bühne sind Bettina Göschl und Klaus-Peter Wolf ein gutes Team. Bei Wolfs Lesung am 21. April in der Haßfurter Stadthalle wird seine Frau ihn musikalisch begleiten.
Foto: Privat | Nicht nur privat, sondern auch auf der Bühne sind Bettina Göschl und Klaus-Peter Wolf ein gutes Team. Bei Wolfs Lesung am 21. April in der Haßfurter Stadthalle wird seine Frau ihn musikalisch begleiten.
Das Interview führte Sibylle Kneuer, „Das Kulturbüro“
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:00 Uhr

Klaus-Peter Wolf ist einer der Autoren, die am Haßfurter Literaturfestival auftreten. Dabei liest der Schriftsteller aus „Ostfriesentod“, dem neuesten Band seiner an der Nordseeküste spielenden Krimireihe. Das erste Buch der Reihe, „Ostfriesenkiller“, wurde kürzlich verfilmt und am Samstagabend, 1. April, ausgestrahlt. Mit 7,58 Millionen Zuschauern hat der Film die Erwartungen übertroffen. „Und das bedeutet, dass wir weiter machen“, freut sich Klaus-Peter Wolf.

Musikalisch begleitet wird er bei seiner Lesung in Haßfurt am 21. April von seiner Frau Bettina Göschl, sowie ihren Neffen Konstantin und Maximilian Raab. Göschl, die aus Bamberg stammt und seit 2003 mit ihrem Mann in der ostfriesischen Stadt Norden lebt, gab dem Kulturbüro im Vorfeld ein Interview.

Sibylle Kneuer: Zusammen mit Ihrem Mann haben sie bereits viele erfolgreiche literarisch-musikalische Lesereisen gestaltet. Seit wann stehen sie in dieser Art und Weise zusammen auf der Bühne?

Bettina Göschl: Wir arbeiten seit 15 Jahren künstlerisch zusammen. In dieser Zeit sind viele Bücher und CDs entstanden, auch ein Musical fürs Fernsehen: Piraten-Jenny und Käpt‘n Rotbart. Seit Klaus-Peter mit den Ostfriesenkrimis begonnen hat, lebe ich intensiv mit den Hauptfiguren zusammen (lacht). So sind die Kommissarin Ann-Kathrin Klaasen, ihr Chef Ubbo Heide und auch der Macho Rupert bei uns Zuhause sehr präsent. Da lag es nahe, irgendwann Lieder darüber zu machen. So entstand zum zehnten Jubiläum der Krimireihe die erste Krimilieder-CD deutscher Sprache mit dem Titel „Ostfriesenblues“. Seither treten wir gemeinsam auf.

Wie darf sich der „eingefleischte“ Krimifan diese Abende vorstellen?

Klaus-Peter liest aus seinem neuen Roman vor und erzählt auch viel über die Figuren und die Entstehung der Krimireihe. Ich kommentiere das Ganze musikalisch und mit einem Augenzwinkern. Es gibt an dem Abend zum Beispiel Lieder darüber, wie ich es als Ehefrau erlebe, wenn mein Mann beim Entwickeln seiner Krimis in andere Rollen schlüpft. So kann es passieren, dass ich beim Frühstückstisch nicht mehr meinem liebevollen Ehemann gegenübersitze, sondern dem Macho-Kommissar Rupert (grinst) – oder aber auch einem Serienkiller. Und was liegt näher, als das in einem Lied zu verarbeiten? Darüber hinaus ist es mir an den Abenden wichtig Krimiklassiker wie „Mackie Messer“ zu interpretieren.

Sie sind geboren in Bamberg und haben bereits in der Grundschule musiziert, Querflöte und Gitarre gelernt. Von 1983-1989 haben sie eine Ausbildung als Erzieherin absolviert und anschließend zehn Jahre lang als Erzieherin gearbeitet. Schwerpunkt damals war die Förderung von entwicklungsgestörten Kindern mit Liedern und Geschichten. Nebenbei sammelten Sie fast zehn Jahre lang Banderfahrung im Raum Bamberg, komponierten Lieder für Kinder. Wie verlief ihr beruflicher Weg hin zu dem, was Sie jetzt tun?

Im Laufe der zehn Berufsjahre als Erzieherin und innerhalb der Band sind viele Lieder, aber auch Geschichten für Kinder entstanden. Als ich Klaus-Peter Wolf kennenlernte, war das für mich wie ein Lottogewinn. Er war damals bereits ein bekannter und erfolgreicher Drehbuchautor, dennoch war er bodenständig und sehr sympathisch geblieben. Ein Profi mit Herz. Er unterstützte mich von Anfang an in meiner künstlerischen Entwicklung und bot mir seine Zusammenarbeit zunächst im Kinderbuchbereich an. Klaus-Peter glaubte mehr an mich, als ich an mich selbst, was für meinen Weg letztendlich sehr wichtig war. Er zeigte mir Möglichkeiten auf, wie ich mich als freie Künstlerin durchsetzen konnte. So erhielt ich eine Filmförderung für ein Drehbuch, das war unglaublich für mich. Und ich konnte bald erste Bücher und CDs veröffentlichen, mit denen ich dann auf Tournee ging. Man braucht sehr viel Mut und entsprechende Unterstützung, um den Sprung ins freie Künstlerleben zu realisieren. Ein modernes Märchen begann.

Wie hat es Sie von Bamberg an die Nordsee verschlagen? War der Umzug ein „Kulturschock“?

Obwohl ich die bayerischen Berge sehr liebe, war für Klaus-Peter und mich die Nordsee immer ein Sehnsuchtsort. Ich war dort mehrmals im Urlaub, auch schon bevor ich Klaus-Peter kannte. Die Weite, die Ruhe und der Wechsel der Gezeiten taten uns beiden immer gut. Als Fränkin lebt es sich sehr gut in Ostfriesland. Wobei ich Franken nach wie vor sehr in meinem Herzen habe. Unschlagbar sind in Franken die gemütlichen Bierkeller und mein Lieblingsessen, der fränkische Sauerbraten mit Klößen. Da es den an der Nordsee einfach nicht gibt, koche ich ihn hin und wieder für meine ostfriesischen Freunde.

Was sind die Schwerpunkte Ihrer Arbeit heute?

Mir ist es sehr wichtig, die Sprachentwicklung bei Kindern zu fördern und zu unterstützen. Dabei helfen mir meine Lieder und Geschichten. So gehe ich mit meinen Programmen in Schulen und Kindergärten, lese ihnen vor, singe und musiziere mit ihnen. Das macht mir große Freude. Ein schöner Kontrast ist es für mich auch, für Erwachsene zu schreiben und für sie aufzutreten. Zudem lieben wir es, gemeinsam auf der Bühne zu stehen.

Ist es Zufall, dass der Mörder in dem im Juni 2017 erscheinende Krimi von Klaus-Peter Wolf mit dem Titel „Totenstille im Watt“ aus Bamberg stammt? Oder haben Sie als Fränkin Ihren Mann hier bereits „infiziert“?

Klar habe ich ihn infiziert (lacht). Bamberg ist ja eine wunderschöne Stadt. Und wenn er eine Landschaft liebt, dann begeht er dort literarisch schlimme Verbrechen. Sein Grundprinzip ist, Leichen nur an schöne Orte zu legen. Er hat durch mich Franken als Schauplatz für seine Kriminalromane für sich entdeckt. Da

wird noch einiges passieren.

Wie ist es dazu gekommen, dass Ihre beiden Neffen mit Ihnen auf der Bühne stehen? Gab es das schon einmal?

An den Krimiabenden trete ich alleine auf oder es begleiten mich meine musikalischen Komplizen, mit denen ich seit vielen Jahren zusammenarbeite. Als ich an einem Abend in Franken bei meiner Schwester das Lied „Ostfriesenblues“ vorsang, setzte sich mein Neffe Konstantin spontan ans Klavier und spielte mit. Er liebt Blues. Maximilian schnappte sich seine Gitarre und schon spielten wir das Lied zu dritt. So entstand die Idee, dass mich die beiden in Haßfurt auf der Bühne begleiten. Konstantin und Maximilian spielen beide in Bands. Konstantin arbeitet in einem fränkischen Musikhandel und Maximilian studiert Musik. Der Auftritt am 21. April ist eine Premiere und wir alle sind sehr gespannt.

Was bedeutet Ihnen der Auftritt in Haßfurt persönlich?

Wir sind seit vielen Wochen auf einer sehr intensiven Tournee unterwegs. Da ist es sehr schön, mal wieder in meiner alten Heimat Franken aufzutreten. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Nachhausekommen. Ich freu mich sehr, dass meine Familie und liebe Freunde an dem Abend dabei sein werden.

Weitere Informationen unter www.haslit.de. Karten gibt es in der Geschäftsstelle des Haßfurter Tagblatts, Brückenstraße 14 in Haßfurt, Tel. 09521/1714. Der Film „Ostfriesenkiller“ ist derzeit in der Mediathek des ZDF zu sehen.

Festivalprogramm

Das Programm des Literaturfestivals vom 20. bis 30. April: • 20. April, 19.30 Uhr, Stadthalle: Martin Walser, „Statt etwas oder Der letzte Rank“

• 21. April, 16.00 Uhr, Stadthalle: Paul Maar „Schiefe Märchen und schräge Geschichten“

• 21. April, 19.30 Uhr, Stadthalle: Klaus Peter Wolf, „Ostfriesentod“

• 22. April, 19.30 Uhr, Stadthalle: Bas Böttcher, „Die verkuppelten Worte“

• 23. April, 15.00 Uhr, Stadthalle: Finn-Ole Heinrich, „Frerk der Zwerg“

• 24. April, 10.00 Uhr, Grundschule: Finn-Ole Heinrich, „Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt“

• 25. April, 10.00 Uhr, Grundschule: Ursula Poznanski, „Elanus“

• 25. April, 19.30 Uhr, Stadthalle: Axel Hacke, „Das kolumnistische Manifest“

• 26. April, 19.30 Uhr, Stadthalle: Heiner Geißler, „Was müsste Luther heute sagen“

• 27. April, 19.30 Uhr Stadthalle: Benedict Wells, „Vom Ende der Einsamkeit“

• 28. April, 19.30 Uhr, Stadthalle: Amelie Fried, „Ich fühle was, was Du nicht fühlst“

• 29. April, 19.30 Uhr, Stadthalle: Fritz Egner, „Mein Leben zwischen Rhythm & Blues“

• 30. April, 15.00 Uhr, Stadthalle: Alexandra Helmig, „Kosmo und Klax“

 
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