Nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat das Seifenkistenrennen „Cool Running“ in Altershausen. Schon zum 20. Mal fand jetzt die besondere Sportveranstaltung statt – wie immer mit fröhlicher Beteiligung von Rennfahrern und Publikum.
Ganze Fangruppen feuerten am Sonntag vom Streckenrand aus die Piloten in ihren abenteuerlichen und fantasievollen Seifenkisten an. Dabei setzte sich das Teilnehmerfeld nicht nur aus lokalen Teams zusammen. Auch aus Weiden und Erfurt waren Teilnehmer ins sonst so beschauliche Altershausen gekommen, um hier die Betonrennstrecke unter die Räder zu nehmen.
Interessiert beobachten die Zaungäste, mit welchen Fahrzeugen Marke Eigenbau sich die Teams auf der Rennstrecke an der Haßberghalle vorbei in verwegener Fahrt ins Tal stürzten. Wobei manche Besatzungen schon tolle Renntechniken entwickelten. Da spielte das richtige Anschieben eine ebenso wichtige Rolle wie eine ausgefeilte Kurventechnik. Viele Piloten meisterten gerade die lang gezogene Biegung vorbei an der Haßberghalle mit waghalsigen Manövern.
Drei Rennklassen
Das Rennen auf der gut 700 Meter langen Strecke fand in drei Klassen statt: In der Standard-Klasse durfte die Seifenkiste bis zu 150 Kilogramm wiegen, in der Kategorie für Anfänger und Einsteiger waren 80 Kilogramm die Obergrenze. Darüber hinaus wurde in einer Profi-Klasse der Sieger unter denjenigen ermittelt, die sich mit entsprechend hochqualitativen Fahrzeugen auf den Parcour begaben.
Einen Preis vergab die Jury zudem für die kreativste Seifenkiste. Und erstmals erhielt auch das schnellste Gefährt aus dem Stadtbereich von Königsberg, Unfinden und Hofstetten eine Auszeichnung. Sie ging nach Hofstetten an den „Bodo“ mit Lukas Klemm und Stefan Angermüller am Steuer.
In insgesamt drei Wertungsläufen, von denen die Summe über den Sieg entschied, tasteten und kämpften sich eine Fahrerin und die Fahrer immer näher an die Ideallinie heran, um im Ziel Geschwindigkeiten um die 60 Stundenkilometer zu erreichen.
Von „Streitwagen“ und „Feuerblitz“ über „Bierkönig“ und „Silberflitzer“ bis hin zum „Erfurter Blitz“, mit dem ältesten Teilnehmer, der bisher am „Cool Running“ an den Start ging, reichten die Namen der Fahrzeuge. Stolze 78 Jahre ist der Pilot des „Erfurter Blitzes“ alt. Unter den „Neufahrzeugen“ war das „Knallrote Fiebertüt“ aus Unfinden mit Julian und Anna Scheller am Steuer. Vier Wochen brauchten sei, um das Gefährt zusammen zu basteln. Ihrem Motto „Schnell kann ja jeder!“ getreu ließen sie in der 80-kg-Klasse acht ihrer Konkurrenten den Vortritt. Hinter sich ließen sie nur „A-Traction“ aus Weiden, das jedoch den Preis für das kreativste Rennmobil einheimste. Neun Monate hat Vater Hervé Glatigny, der das Rennen mit Sohn Pierre bestritt, an seiner schönen Seifenkiste gebaut, bis er auf Anraten seiner Frau aufhören musste, so seine Auskunft. Gebaut wurde sie aus verleimten Tischlerplatten, die er im Abfall fand.
Baggy vor Gecko und Feuerblitz
Sieger in der leichten Klasse wurde in diesem Jahr der „MS Baggy“ aus Hammelburg mit Vater Sebastian am Steuer und seinem vierjährigen Sohn Anton als Beifahrer. Mit 02:49,01 Minuten für drei Läufe ließen sie den von Emil Hemetsberger aus Königsberg gesteuerten „Gecko“, der auf 02:51,73 Minuten kam, knapp hinter sich. Auf dem dritten Platz landete der „Feuerblitz“ aus Haßfurt mit Levin und Milan am Steuer mit einer Gesamtzeit von 02:55,84 Minuten.
Die wichtigste Entscheidung fällt immer in der Standard-Klasse, in der „Kisten“ bis 150 kg Eigengewicht an den Start gehen durften. Hier hatte nach den drei Wertungsläufen die Feuerwehr Wülflingen mit den Piloten Luca Säger und Timo Fuchsberger die Nase vorn. Mit dem Grundsatz „Bremsen braucht kein Mensch“ erreichten sie mit 2:44,26 Minuten die Bestzeit. Das „Bad-Mobil“ aus Schweinfurt/Hambach, gesteuert von Sven Schuler und Tilo Koch, belegte mit 2:44,69 Minuten den zweiten Platz. Auf Platz drei landete der „Silberflitzer“ mit Bastian und Noah Hetterich aus Krum. Ihre Zeit 2:46,31.
Hundertstel Sekunde entscheidet
Drei Teilnehmer gingen in der Profiklasse an den Start. Denn das „Wirtsmobil“ aus Eichelsdorf, mit Jürgen Wagner am Steuer, war aus der 150-kg-Klasse in diese Klasse gewechselt. Die beiden anderen Starter waren wie im Vorjahr der „Erfurter Blitz“ mit dem Piloten Jürgen Ludwig aus Klettbach und „Glubbschi“ mit Andreas Xourgias aus Wendelstein. Auf den Bronzerang kam hier das Wirtsmobil mit der Gesamtzeit von 2:33,25 Minuten. Nur eine Hundertstel Sekunde entschied über den Sieg, den heuer „Glubbschi“ mit 2:28,59 Minuten vor dem „Erfurter Blitz“ mit 2:28.60 Minuten nach Hause mitnehmen konnte.
Bei allem Ehrgeiz war es gerade der Spaß, der für alle Teilnehmer im Vordergrund stand. Zum Abschluss des langen Renntages versammelten sich alle Fahrerinnen und Fahrer vor der Haßberghalle zum Fachsimpeln. Mit der Siegerehrung und der obligatorischen Sektdusche endete schließlich das diesjährige „Cool Running“.
2020 gibt es kein „Cool Running“. Denn dann begeht Altershausen am 20. und 21. Juni seine 900-Jahr-Feier.



