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WONFURT
Altachwald wird sich selbst überlassen
Soll Naturwald werden: der Altachwald bei Wonfurt.
Foto: Ulrike Langer | Soll Naturwald werden: der Altachwald bei Wonfurt.
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Langer
 |  aktualisiert: 28.02.2013 12:05 Uhr

Nach eingehender Diskussion mit Forstdirektor Hans Stark vom Universitätsforstamt Sailershausen hat der Gemeinderat Wonfurt mit sieben zu fünf Stimmen beschlossen, den Altachwald bei Wonfurt aus der forstwirtschaftlichen Nutzung herauszunehmen und sich selbst zu überlassen.

Das Abstimmungsergebnis zeigt, dass die Meinungen zu dem Antrag von Franz-Josef Selig auseinandergingen. Selig hatte argumentiert, dass man Kindern und Kindeskindern ein Stück naturbelassenen Wald hinterlassen sollte. „Wir finden es überall woanders schön, dabei könnten wir vor unserer Haustür ebenfalls ein schönes Fleckchen schaffen“, sagte er. „Wenn wir die 14 Hektar Altachwald aus der Nutzung herausnehmen, macht uns das nicht arm.“

Weil sich das Gemeinderatsgremium schon im Dezember vorigen Jahres nicht für oder gegen einen „Naturwald“ entscheiden konnte, erklärte dieses Mal Stark die Vor- und Nachteile. Für einen Naturwald spricht seiner Meinung nach, dass die Artenvielfalt erhöht werden kann, weil viele Insekten oder Pilze moderndes oder totes Holz benötigen. Außerdem könnten seltene Arten geschützt werden. Möglicherweise könnte die Fläche auch auf das Ökokonto der Gemeinde angerechnet werden. Zuletzt steigere ein Naturwald das Naturschutz-Image der Gemeinde.

Auf der anderen Seite müsse mit Einnahmeausfällen von rund 300 Euro pro Hektar und Jahr und weniger Brennholz für die Bürger gerechnet werden. Eventuell könne es Probleme mit Schwammspinnern und Prozessionsspinnern geben. Allerdings würde das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten eine etwaige Bekämpfung auch in einem Naturwald anordnen. Stark teilte weiter mit, dass der Altachwald dann kein „sauberer“ Wald mehr sei, was nicht jedem Bürger gefallen dürfte, und dass die Verkehrssicherheitspflicht weiter bestehen würde. Eine Jagd wäre hingegen weiterhin möglich. Auf Nachfrage gab er an, dass der Wald am Biotop bei Steinsfeld bereits aus der Nutzung herausgenommen worden sei und sicher auch auf das Ökokonto angerechnet werden könne.

Nachdem sich einige Gemeinderäte zwar gegen einen Nutzungsverzicht ausgesprochen hatten, aber keine wirklichen Argumente hatten vorbringen können, fiel der Beschluss zugunsten des Nutzungsverzichts im Altachwald aus. Stark nahm die Anregung auf, zusätzlich im Altachwald flächendeckend die bereits vorhandenen Biotopbäume zu kennzeichnen und stehen zu lassen. So könne eine Förderung nach dem Vertragsnaturschutzprogramm von 80 Euro pro Hektar und Jahr beantragt werden. Biotopbäume sind Bäume mit größeren Stammverletzungen, Stammfäulen, Pilzbefall und viel Kronentotholz, Bäume mit Natur- und Spechthöhlen, Bäume mit Horsten baumbrütender Vogelarten und uralte Bäume, die für zahlreiche spezialisierte Tier-, aber auch Moos- und Flechtenarten ein wichtiger Bestandteil ihres Lebensraumes sind und in „aufgeräumten“ Wäldern fehlen.

Genehmigt wurde auch der Jahresbetriebsplan für den Gemeindewald, der Einnahmen von 12 750 Euro und Ausgaben von 6 750 Euro vorsieht. Geplant ist, 150 Festmeter im hiebreifen, starken Holz, 50 Festmeter bei der Jungdurchforstung und 120 Festmeter bei der Jungbestandspflege zu schlagen.

 
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