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HOFHEIM
Als „Rucki-Zucki“ Premiere hatte
Stimmungsgaranten über viele Jahre: die HCC-Singers mit Gerhard Saffer (von links), Marlies Martin, Gertrud Rösch, Manfred Müller, Kurt Eisenmann von der „Mambo“ und Udo Wlacil.
Foto: HCC | Stimmungsgaranten über viele Jahre: die HCC-Singers mit Gerhard Saffer (von links), Marlies Martin, Gertrud Rösch, Manfred Müller, Kurt Eisenmann von der „Mambo“ und Udo Wlacil.
Von unserem Mitarbeiter Martin Schweiger
 |  aktualisiert: 07.11.2019 17:59 Uhr

Der Fasching in Hofheim in den 1970er Jahren ist untrennbar mit dem Hofheimer Carnevalsverein (HCC) verbunden, der seit seiner Gründung im Jahr 1955 karnevalistische Akzente setzte und Hofheim weit über die Stadtgrenzen hinaus als Karnevalshochburg bekannt machte. Ein Rückblick auf ein närrisches Jahrzehnt in Hofheim – allerdings ohne den Anspruch auf Vollständigkeit bei den Akteurinnen und Akteuren.

1970: Unter dem Motto „Bombenstimmung beim HCC“ hält der neue Präsident Heinrich Brückner die erste Bütt seines Lebens. Renate Klein tanzt als Funkenmariechen den Fliegermarsch. Elferrat Helmut Weichmann begeistert als „Wurz“. Unter dem Motto „Zeitgeschehen – Ferngesehen“ tritt die „Sex-Gruppe“ (Sextett) auf. Zu ihr gehörten Marlies Wagenhäuser (heute: Marlies Martin), Monika Kraus, Heinrich Brückner, Hans Leonhardt, Udo und Dieter Wlacil. Die Kapelle „Apollo“ sorgte für Stimmung. Viel Applaus erhielt Metzgermeister Anton Lutz als „Müllers Schorsch aus Ditterswind“.

1971: Das Motto lautete: „Jubel und Trubel in der HCC-Narrenburg.“ 600 Gäste strömten in die ausverkaufte August-Först-Halle. Erich Thomsen erhält den „Till von Franken“. Der Verein zählt 88 Mitglieder. Elferrat Dieter Pradel geht erstmals in die Bütt. Als „Till Eulenspiegel“ sinniert er über Politik, örtliche Begebenheiten, Hasch und Sex. Der HCC-Chor „Hofheimer Nachtwächter“ unter Leitung von Studienrat Willi Niklaus am Klavier äußert den Wunsch nach einer Hofheimer Stadthalle. Die „Tramps“ sorgen für musikalische Unterhaltung. Am Faschingsdienstag verläuft ein Faschingsumzug vom Bahnhof zum Spielplatz in der Sännigsiedlung. Dort gewinnen beim „Besenhockey“ die Gardedamen gegen den Elferrat mit 2:0. „Bundesbahn-Chef“ Emil Lehmann zeigt als Torwart der Gardedamen Glanzparaden. Das „Spiel ohne Grenzen“ beinhaltete die vier Disziplinen Schubkarrenrennen, Fassrollen, Eierlauf und Holzsägen, plus die Spezialdisziplin „Alkoholtest mit Röhrchenblasen“, bei der jedoch die meisten Teilnehmer durchfielen. Beteiligt waren unter anderem Karl Götz, Dekan Häußinger, Polizeiinspektor Oswald Hack, zweiter Bürgermeister Erwin Borst, Regierungsrat Arno Mehling und Heinrich Brückner. Danach ging es in den Saalbau Weissenseel-Hepp zum Kehraus mit den „Sonny-Boys“.

Ab in den Osten

1972: „Die Stimmungswogen schwappen über“ lautete das Motto. Otto Regner erhielt den Till von Franken. Manfred Müller aus Hofheim hatte sein Bühnendebüt. Er und Peter Hermann traten als „Jim und Beam“ auf. Ihren Einstand hatte auch die Band „Mambo“ aus Zeil, die – laut Berichterstattung des Boten vom Haßgau – mit „schmissigen Weisen“ unterhielt. Der „Till von Hofheim“ alias Dieter Pradel reflektierte über die Eingemeindungspolitik. Seiner Meinung nach sollte Hofheim von Ostheim aus verwaltet werden, da die umliegenden Ortschaften zu stolz seien, sich nach Hofheim eingemeinden zu lassen. Die HCC-Garde tanzte in Raumfahrerkostümen zur Musik der Fernsehsendung „Raumschiff Orion“.

1973 hieß es „das Narrenkarussell dreht auf Hochtouren“. Der „Till“ ging an Hans Bruzki. Die „Mambo-Super-Show“ berichtet per „Radio Eriwan auf Welle Haßberg 3 (über Kanal Schwedenschanze)“. Für die Darbietung bekommt die „Mambo“ eine „Haßgau-Rakete“ (dreistufiger Applaus: Klatschen, Fußgetrampel und „Ahh“-Ruf) und einen „Flüssigkeitsorden“ (Bocksbeutel oder Flasche Wein/Sekt). Erstmals zu Gast ist Neu-Landrat Walter Keller aus Haßfurt. Er grüßt: „Gern kam ich rauf vom Mee nach Hofheim zum HCC.“ Der künftige Mode-Tanz „Rucki-Zucki“ wird erstmals in Hofheim aufgeführt.

1974: Das Motto lautet: „Kanonen des Humors“. Der „Till“ geht an Uta Wlacil. Der Rosenmontagsball wird erstmals abgesagt wegen des plötzlichen Tods von Faschings-Urgestein Helmut Weichmann. Er starb am Faschingssonntag im Alter von 38 Jahren an einem Herzinfarkt. Erstmals treten die „HCC-Singers“ auf – mit Gertrud Rösch als Jodlerkönigin, Marlies Martin, Hans Leonhardt, Udo Wlacil und Gerd Saffer.

1975: „Bombenstimmung in der Narrenhochburg“ heißt die Devise. Präsident Heinrich Brückner erhält den „Till von Franken.“ 700 Narren feiern 20 Jahre HCC. Manni Müller glänzt als „Jürgen Sparwasser“, damals Nationalstürmer der DDR-Fußballnationalmannschaft. In breitem sächsischem Dialekt überzeugt er das Publikum, dass die DDR der wahre Fußballweltmeister 1974 ist. Erstmals tritt die Kindergarde auf, die von Uta Wlacil trainiert wird. Robert Höchner singt als „Lale Andersen“ das Lied „Blaue Nacht am Hafen.“ Otto Regner sorgt als „Ottokar der Außendienstler“ für Lachtränen.

„Mein Gott Walter“

1976: „Festival des Frohsinns“ lautet das Motto. Der „Till“ geht an Franz Kienel. Kurt Eisemann von der „Mambo“ begleitet an der „Drahtkommode“ die „HCC-Singers.“ Helmut Haase tritt erstmals auf und gibt Lieder von Schlagerkönig „Heino“ zum Besten. „Charly, der Literaturprofessor“ alias Karl-Heinz Leibl kündigt einen neuen Roman von Heinrich Brückner an: „Die kleinste Brauerei von Hofheim mit elf Flaschen.“ Gemeint ist der Hofheimer Sportverein. Uta Wlacil tritt als „Böses Weib“ auf. Die Mambo singt: „Mein Gott Walter“, gemünzt auf Landrat Walter Keller.

1977: Unter dem Motto „Feuerwerk der guten Laune“ erhält Gerhard Saffer den „Till“. Manni Müller tritt als „Weltreisender“ auf und outet sich als Gewinner des Hofheimer Weihnachtspreisrätsels. Er dankt seinem Manager German Schneider, sowie Rupert Martin als Drucker der Flugtickets. Kurt Eisemann legt ein Geigensolo hin. Helmut Haase tritt als Ivan Rebroff Double auf. Heinrich Brückner empfiehlt als Koch in seiner politischen Bütt als Vorspeise Leber nach Generalsart, gedämpften Kohl und als Nachspeise Pflaumen aus Uganda mit bitterem Nachgeschmack.

1978 steht unter der Devise „Gemeindereform aus Narrensicht“. Udo Wlacil bekommt den Till. Erstmals finden die beiden Büttensitzungen im Haus des Gastes statt. Manni Müller tritt als Vaterlandsverteidiger auf. Seine Mundart ist diesmal „Böhmisch-Mährisch-Troppau“. Heinrich Brückner spielt einen Automechaniker in Bonn und informiert über Stärken und Schwächen der „Volkslenker“ (sprich: Politiker).

1979 heißt es „Frohsinn ist Trumpf“. Kurt Brückner erhält den Till. Der neue Präsident heißt Erich Thomsen. Vizepräsident Heinrich Brückner tritt als Politikgärtner in die Bütt. Manni Müller hat zwei Auftritte: Er spielt einen Knasturlauber und steigt alias Didi Hallervorden mit Helga Feddersen (Gertrud Rösch) in eine Badewanne. Gemeinsam singen sie: „Die Wanne ist voll.“ Uta Wlacil outet sich als Bayern München Fan. Gerhard Saffer hat die Idee der „Starparade“, die zum ersten Mal stattfindet. Gerd Saffer tritt als der griechische Sänger Demis Roussos auf, Helmut Haase als schwarz geschminkter „Bruce Low“. Udo Wlacil imitiert Rudi Carell, Jürgen Regnet Harry Belafonte. Gertrud Rösch und Ingrid Paul treten als „Baccara“ auf.

ONLINE-TIPP

Bilder und Geschichten unter www.mainpost.de/diebunten70er

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