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KÖNIGSBERG
Als Regiomontanus vom Sockel fiel
(sh) Der 20. Mai 2006 war ein schwarzer Tag für Königsberg und sein Umland. Am späten Nachmittag verfinsterte sich im Westen der Himmel und eine tiefschwarze Wetterfront zog heran. Der Wind wurde immer stärker und ballte sich zu einem kleinen Tornado zusammen, der zerstörerisch übers Land zog.
In nahezu siebzig Einzelteile zerbrach die Regiomontanusstatue bei ihrem Sturz vom Sockel am 20. Mai vor drei Jahren.
Foto: FOTOS Snater | In nahezu siebzig Einzelteile zerbrach die Regiomontanusstatue bei ihrem Sturz vom Sockel am 20. Mai vor drei Jahren.
Redaktion
 |  aktualisiert: 19.05.2009 16:27 Uhr

In Königsberg hinterließ der Sturm binnen weniger Minuten eine breite Gasse der Verwüstung, in der auch der historische Marktplatz lag. Dort stieß ein armdicker Ast, der von einem der damals noch den Brunnen umgebenden Kastanienbäume abbrach, das Standbild des Regiomontanus von seinem Sockel. Jahrzehntelang hatte Regiomontanus über den Marktplatz gewacht. Nun stürzte er innerhalb weniger Sekunden in den Brunnentrog, der zu diesem Zeitpunkt nicht mit Wasser gefüllt war, und zerbarst in Einzelteile.

Ein Sturm hatte ein Wahrzeichen der Regiomontanusstadt zerstört. Wie sich später herausstellte, war die Statue auf ihrem Sockel nicht verankert gewesen. Über all die Jahrzehnte hatte sie sich dort nur durch ihr Eigengewicht gehalten. Nun war guter Rat teuer. Zum Glück ist mit Petro Schiller ein Bildhauer und Steinrestaurator in der Regiomontanusstadt beheimatet, der sich der zerstörten Figur annahm. Schiller hat sich auf die Restaurierung von Einzeldenkmälern spezialisiert. So hat er unter anderem die Renaissancefiguren am Bischofssitz in Würzburg restauriert. Zur Zeit ist er mit der Konservierung eines Prozessionsaltars aus Kützberg im Landkreis Schweinfurt beschäftigt, der 40 Jahre eingelagert war und 2009 wieder aufgestellt werden soll.

Nur wer ganz genau hinschaut erkennt die Risse, an denen die alte Regiomontanusfigur wieder zusammengeklebt wurde.
| Nur wer ganz genau hinschaut erkennt die Risse, an denen die alte Regiomontanusfigur wieder zusammengeklebt wurde.
Vor kurzem wurde von ihm bei Herlheim ein Flurkreuz mit Hilfe eines Großkrans versetzt. Dabei wurde das Kreuz nicht, wie üblich in Einzelteile zerlegt und wieder aufgebaut, sondern das gesamte Flurkreuz wurde aufwendig gesichert und mit einem Schwerlastkran zum neuen Standort gehoben.

Bei der zerbrochenen Regiomontanusfigur musste Schiller die vielen Einzelteile in mühevoller Kleinarbeit in seinem Atelier mit Edelstahldübeln und Epoxidharz wieder zusammen fügen. Einige Teile, wie der Zirkel in der Hand und der Sextant, und Partien – unter anderem am Kopf – mussten aber rekonstruiert werden. Zu stark waren sie zerstört. Hier war künstlerisches Geschick gefragt.

Nicht ohne Schwierigkeiten ging das abschließende Wiederaufstellen der Figur an seinem alten Standort über die Bühne. Zum einen hatte die Figur keine große Standfläche und ihren Schwerpunkt nicht in ihrer Mitte. Zum anderen wurde unmittelbar vor dem Aufstellen von einer Anwohnerin des Marktplatzes etwas durcheinander gebracht, die behauptete, dass Regiomontanus schon immer in Richtung Rathaus geschaut habe. Erst anhand alter Fotos konnte er sie überzeugen, dass Regiomontanus schon immer mit dem Rücken zum Rathaus stand.

Seitdem steht das Wahrzeichen der Stadt Königsberg wieder an seinem angestammten Platz, ist nun auch fest verdübelt und kann nun hoffentlich noch viele Jahre überdauern. Und nur wer ganz genau hinschaut, erkennt die Risse, an denen die Statue zusammengeklebt wurde.

 
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