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RÜGHEIM
„Allen Menschen Teilhabe geben“
An der Podiumsdiskussion beteiligten sich (von links): Dekan Jürgen Blechschmidt, der als Übersetzer fungierte, Hellena Msese und Onesmo Maseleka (beide aus Tansania), Pfarrer Ference Cselovszky (Ungarn) sowie der stellvertretende Dekan Bernd Grosser, der als Moderator wirkte.
Foto: Jens Fertinger | An der Podiumsdiskussion beteiligten sich (von links): Dekan Jürgen Blechschmidt, der als Übersetzer fungierte, Hellena Msese und Onesmo Maseleka (beide aus Tansania), Pfarrer Ference Cselovszky (Ungarn) sowie der ...
Jens Fertinger
 |  aktualisiert: 07.11.2016 03:39 Uhr

Am Gedenktag der Reformation hatte das evangelisch-lutherische Dekanat Rügheim traditionell zu einem Festabend eingeladen. Der beinhaltete einen Gottesdienst und einen Empfang mit Ehrung langjähriger Mitarbeiter.

Anstelle des gewohnten Festvortrags stand ein Podiumsgespräch zum Thema „Weltweite Kirche“ auf dem Programm mit Pfarrer Ference Cselovszky (Ungarn), Onesmo Maseleka und Hellena Msese (beide Tansania) sowie dem stellvertretenden Dekan Bernd Grosser (Ebern). Dekan Jürgen Blechschmidt fungierte als Übersetzer.

Der Festgottesdienst wurde umrahmt vom Bezirksposaunenchor (Leitung: Jürgen Koch) und Dekanatskantor Matthias Göttemann (Orgel). Den liturgischen Teil übernahmen Dekan Jürgen Blechschmidt, die beiden Synodalpräsidenten Gisela Schott und Gerhard Koch sowie die Gäste aus Ungarn und Tansania.

Mit einer festlichen Intrade zum zentralen Lied der Reformation „Ein‘ feste Burg ist unser Gott“ eröffnete der Bezirksposaunenchor den Abendgottesdienst in der Rügheimer Kirche. Pfarrer Ference Cselovszky aus der Innenstadtgemeinde Budapests hielt die Festpredigt. Er wählte einen alttestamentarischen Text und stellte die provokative Frage, inwieweit es heute noch sinnvoll sei, an den Thesenanschlag vor 499 Jahren zu erinnern. „Schon bei Mose haben die Menschen Gottes Gegenwart und Kraft erfahren“, so der Prediger, der dann den Bogen über das Reformationsgeschehen in die Gegenwart spannte.

Martin Luther und seine Zeitgenossen hätten die Kraft der Heiligen Schrift erfahren, seien durch sie inspiriert, ermutigt und als Werkzeug Gottes gebraucht worden. „Gott will auch uns heute noch durch diese alten Geschichten ansprechen, damit wir merken, dass auch unser Leben immer wieder Erneuerung braucht . . . Und er benötigt Gläubige, die er beauftragen kann, damit sich in der Kirche und der Welt immer Menschen finden lassen, die bereit sind, die gute Nachricht weitergeben zu wollen“, so Cselovszky abschließend.

Nach einer Vorstellungsrunde stellte Bernd Grosser seinen Fragenkatalog vor: „Was beschäftigt uns derzeit als evangelische Kirche?“, „Was ist typisch evangelisch?“, „Welche Rolle spielt die Kirche?“ und „Gibt es in der jeweiligen Kirche besondere Probleme, Themen und Herausforderungen?“

Die ausländischen Gäste gaben bereitwillig Antwort. Es kristallisierte sich heraus, dass die Kirche in den jeweiligen Ländern gegenwärtig weder unter Verfolgung noch unter Unterdrückung zu leiden hat. Es ist aber nicht immer einfach, das Wort Gottes gemäß der evangelischen Anschauung zu verbreiten. „Es braucht,“ so die Aussage der tansanischen Gäste, „immer noch Mission im eigenen Land.“

Pfarrer Cselovszky gab zu bedenken, dass Kirche und Staat zur besseren Verständigung eine gemeinsame Sprache finden müssten. Daneben sei die Bekämpfung der Armut eine wichtige Aufgabe der Kirchen.

Bernd Grosser fasste die Stellungnahmen zusammen und stellte fest, „dass wir uns als Christen hier in Deutschland in den Antworten wiederfinden können, sei es im Paradigmenwechsel der sich wandelnden Gesellschaft, in der Aufgabe, diakonisch und sozial zu arbeiten, die Menschenfreundlichkeit Gottes den Menschen nahezubringen oder sich für Mission und Bildung einzusetzen.“

Nach dem Gottesdienst versammelten sich die Gäste im Martin-Luther-Haus, um der Ehrung verdienter Mitarbeiter beizuwohnen.

Landrat Wilhelm Schneider ging auf die Situation der Flüchtlinge ein und erinnerte dabei an Martin Luther, der unter anderem gefordert habe, „allen Menschen Teilhabe an Bildung und Gestaltung von Welt und Kirche zu geben.“ Der Redner bezog in seinen Dank vor allem die vielen freiwilligen Helfer vor Ort ein. Und er gab seiner Freude Ausdruck darüber, „dass unsere evangelischen Kirchengemeinden mit im Boot sind und ein großes Herz für unsere Flüchtlinge zeigen.“ Integration, so Schneider, sei ein vielschichtiger und wechselseitiger Prozess, bei dem Achtung und Respekt unabdingbare Voraussetzungen seien.

Als besondere positive Zeichen erwähnte der Landrat, dass auch die bayerische Landeskirche für den Integrationsprozess Finanzmittel bewilligt habe und, dass das Dekanat Rügheim eine neue Projektstelle zur Betreuung von Flüchtlingen einrichten werde.

Der Bürgermeister der Stadt Hofheim, Wolfgang Borst, lobte die Wirkung des Gottesdienstes, nach dem man frei und unbelastet zum Empfang kommen könne, um sich miteinander auszutauschen. Im Blick auf die Flüchtlingsproblematik gab er zu bedenken, „dass wir ein Privileg haben, hier geboren zu sein – das ist eine Verpflichtung für uns alle.“ Im Hinblick auf die Jubiläumsfeierlichkeiten erwähnte Borst den Einsatz der Rügheimer, denn die brauen ein „Martin-Luther-Bier“.

Von katholischer Seite aus begann Dekan Stefan Geßner sein Grußwort mit dem Ausspruch des Ökumeneministers im Vatikan, Kardinal Kurt Koch: „Es ist ein historisches Ereignis, dass erstmals in der Geschichte Protestanten und Katholiken gemeinsam der Reformation gedenken.“ Geßner betonte das schon lange bestehende gute ökumenische Miteinander der beiden christlichen Kirchen im Haßbergkreis.

Dieter Seifert als Mitglied des Kreiskirchenrats sprach in Vertretung des Superintendenten aus dem Nachbardekanat Hildburghausen/Eisfeld. Auch er ging auf die Flüchtlingsfrage ein, wie sie sich derzeit in Thüringen respektive in seinem Kirchenkreis stellt. Als positives Beispiel nannte er die Tatsache, dass ein Pfarrhaus einer kinderreichen Flüchtlingsfamilie zur Verfügung gestellt werde.

 
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