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OBERSCHLEICHACH
Alle paar hundert Meter ein hohler Stamm im Hyrkanischen Wald
Hans Stark, Leiter des Universitäts-Forstamts Sailershausen, berichtete von seiner Forschungsreise in die Hyrkanischen Wälder im Iran. Buchen mit mannsgroßen Höhlen wie hier gibt es zahlreich.
Foto: Sven Finnberg | Hans Stark, Leiter des Universitäts-Forstamts Sailershausen, berichtete von seiner Forschungsreise in die Hyrkanischen Wälder im Iran. Buchen mit mannsgroßen Höhlen wie hier gibt es zahlreich.
Sabine Weinbeer
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:56 Uhr

Wer an den Iran denkt, bringt das Land nicht unbedingt mit Buchenwäldern in Verbindung. Und doch befindet sich dort, am Kaspischen Meer und an der Grenze zu Aserbaidschan, ein eindrucksvoller Buchenurwald, in den Hans Stark in einem Vortrag im UBIZ entführte. Der Förster Stark berichtete von einer Forschungsreise in den Iran, die von Prof. Dr. Jörg Müller initiiert wurde, Leiter der Forschungsstation Fabrikschleichach der Universität Würzburg.

Die Gruppe aus Experten legte dort in Zusammenarbeit mit dem iranischen Forstministerium Versuchsflächen an, die nun regelmäßig beobachtet und analysiert werden. Neben faszinierenden Bildern gab Hans Stark in seinem Vortrag auch Einblicke in das Leben im Iran, die ihn und auch viele Zuhörer eher überraschten. Ein bisschen Bauchschmerzen habe er schon gehabt, eine große Unsicherheit, „was erwartet mich dort“, gestand der erfahrene Forstmann. Doch dann erlebte er eine ganz besondere Natur, vor allem aber besondere Menschen, ein sehr normales Leben in Teheran, Freundlichkeit, Gastfreundschaft, keine Militärpräsenz.

Grünes Band am kaspischen Meer

Der Iran hat etwa gleich viel Einwohner wie Deutschland, jedoch auf vierfacher Fläche. Der größte Teil des Landes besteht aus hohen Gebirgen und trockenen, wüstenhaften Becken, deshalb konzentriert sich die Bevölkerung eher auf Städte. Der Iran hat die größten Erdgas- und die viertgrößten Erdölvorkommen der Erde – und auch etwas Wald. Ein schmales grünes Band liegt am Ufer des Kaspischen Meeres, des größten Sees der Welt. Wo es halbwegs flach ist, da wird intensive Landwirtschaft betrieben, die hiesigen Küstenwälder von 6 Millionen Hektar wurden nach dem Zweiten Weltkrieg gerodet. Hier gibt es heute vorwiegend Reisfelder – auch damit hatten die Zuhörer eher nicht gerechnet.

Land braucht Brennholz

Relativ schnell wird das Gelände dann sehr steil, Wolken regnen sich am Rand des Gebirges aus, deshalb ist der Hyrkanische Wald ein Feuchtwald mit 600 bis 2000 mm Niederschlag pro Jahr. Zum Vergleich: im Steigerwald liegt die Niederschlagmenge bei 650 bis 800 Millimeter. Der Hyrkanische Wald ist bis auf die Ränder zu den landwirtschaftlichen Flächen unbewirtschaftet. Das hat laut Hans Stark wohl mehrere Gründe: als Energieträger wird Holz im Iran eher nicht benötigt, außerdem ist das gesamte Gebiet nur schwer zugänglich. Und man hat nach den Kahlschlägen im Iran erkannt, wie wichtig der Wald als Schutz gegen Bodenerosion gerade in den Steillagen ist – und natürlich auch als Wasserspeicher.

Die Forschungsgruppe aus Bayern näherte sich dem Hyrkanischen Wald nicht vom Kaspischen Meer, sondern von Teheran aus und erlebte durchaus abenteuerliche Passagen. Es gibt nur wenige Wege, „aber an jedem Eingang gibt es eine Schranke und eine Wache“, berichtete Hans Stark.

Faszinierende Bäume erlebte der Förster im Iran, ob im Hutewald bei Punel, der von Tieren beweidet wird und wo die Bäume sehr skurrile Formen gebildet haben, als auch im Buchen-Urwald tief im Hyrkanischen Wald. Hier finden sich die Orientbuche, aber auch die kastanienblättrige Eiche. Auch an den Steilhängen stehen sehr vielgestaltige Bäume. Bestimmte Formen lassen sich wohl auf die Steillage, andere auf den Kampf um das Sonnenlicht zurückführen. Viele dicke Bäume, ein enormes Totholzvorkommen „und alle paar hundert Meter ein hohler Stamm, in dem ein ganzer Mann verschwinden kann“, bietet der Hyrkanische Wald.

Eldorado für Käferexperten

Die Käferexperten seien in einem wahren Eldorado gewesen, berichtete Hans Stark. Er selbst war beeindruckt vom „enormen Höhenwachstum. Da stehen Buchen über 50 Meter hoch, aber auch Hainbuche, Spitzahorn, Elsbeere, Winterlinde und Buchsbäume von enormer Größe“. Die Buchsbäume jedoch leiden unter einer Krankheit und drohen im Iran auszusterben, erklärte der Forstmann. Überrascht waren die Fachleute über die Ergebnisse von Bohrproben. Das Höhenwachstum geht offenbar zu Lasten der Stammdicke. Die Jahresringe zeigen nämlich einen relativ geringen Zuwachs an. So sind die eindrucksvoll dicken Bäume im Iran 500 bis 600 Jahre alt, ein Alter, das Rotbuchen im Steigerwald nicht erreichen.

Herzliche Gastfreundschaft

Nach intensiven Forschungstagen im Urwald war die Gruppe um Hans Stark noch in Teheran zu Gast. Hier habe er „Orient pur erlebt, herzliche Gastfreundschaft, sehr schmackhaftes Essen, aber auch einen brutalen Smog“ und „Staus ohne Ende“, berichtete Hans Stark, der für seinen informativen, aber auch sehr unterhaltsamen Vortrag viel Beifall erhielt.

 
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