„Wer wissen möchte, wie es um die Insektenwelt steht, kann entweder wissenschaftliche Studien lesen oder einen Blick auf die Windschutzscheibe seines Autos werfen …“. Mit diesen Worten leitete der stellvertretende Beauftragte für das von der ÖDP initiierte Volksbegehren „Rettet die Bienen!“, Bernhard Suttner aus Windberg (Landkreis Straubing-Bogen) seinen Vortrag in Haßfurt ein, berichtet das Aktionsbündnis zum Volksbegehren „Rettet die Bienen!“ in einer Pressemitteilung.
„Krefelder Studie“
Während früher Autofahrer einen „Insektenschwamm“ zur Reinigung der Windschutzscheibe ganz selbstverständlich benutzt hätten, müssten heute nur noch selten tote Insekten abgewaschen werden. „Die erschreckende Krefelder Studie von 2017 hat gezeigt, dass die Gesamtmasse der Insekten in Deutschland im letzten Jahrzehnt um 80 Prozent abgenommen hat,“ so Suttner. Eine Welt mit so wenig Bienen, Schmetterlingen, Schwebfliegen und Käfern bringe nicht nur Hunger und Not für die Vögel und andere insektenfressende Tiere, sondern werde auch problematisch für die Menschen: „Die Bestäubungsleistung der Insekten bei vielen Kulturpflanzen ist unersetzlich; aber auch der Verlust an Schönheit schmälert die Lebensqualität!“ So sei in Bayern eine drastische Verarmung der Schmetterlingsarten zu beobachten.
Suttner berichtete von vielen Gesprächen mit Fachleuten, die zur Vorbereitung des Volksbegehrens geführt wurden: „Alle Experten haben uns die gleichen Ursachen für das bedrohliche Insektensterben genannt: Die Intensivierung der Landwirtschaft mit großflächiger Pestizidausbringung, regelmäßiger Düngung und einer veränderten Grünlandnutzung ohne Blühwiesen, die Zerschneidung der Landschaft durch Straßen sowie der hohe Flächenverbrauch und das Verschwinden von Wegrainen, Hecken und Brachen.“
Mindestens 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen
Aufgrund dieser Ursachenanalyse habe dann ein ÖDP-Team zusammen mit Fachanwälten für Umweltrecht einen Entwurf für eine Verbesserung des Bayerischen Naturschutzgesetzes gemacht, den die Bürger nunmehr mit ihrer Unterschrift zum Volksbegehren unterstützen könnten, so die Pressemitteilung weiter.
Kernstück sei die Festlegung des Zieles, schrittweise bis zum Jahr 2030 mindestens 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen im Freistaat ökologisch zu bewirtschaften. Außerdem soll über ganz Bayern ein Netz von miteinander verbundenen Biotopen entstehen. Dies könne am besten erreicht werden, wenn an allen Bächen und Flüssen im Freistaat ein fünf Meter breiter Uferrandstreifen von Pestiziden, Düngung und Umbruch freigehalten werde, wenn alle bestehenden Hecken und Alleen geschützt würden und wenn an geeigneten Stellen neue gepflanzt würden, meinte Suttner.
Für Landwirte positiv gestalten
Dies alles müsse natürlich für die Landwirte positiv gestaltet werden: „Wir treten dafür ein, Gemeinwohlleistungen der Bauern für den Artenschutz und die Reinhaltung des Trinkwassers ausreichend zu bezahlen,“ so der Referent. Seiner Meinung nach müssten sich die Landwirte entscheiden, „ob sie unter dem Druck des Weltmarktes ihre Betriebe weiter industrialisieren (wachsen oder weichen) wollen oder nicht doch lieber in die ökologische Richtung mit weniger Produktion und mehr bezahlten Gemeinwohlleistungen gehen wollen“.
Der Gesetzentwurf des Volksbegehrens sehe auch vor, dass der Artenschutz in allen Lehrplänen von der Grundschule bis zur landwirtschaftlichen Berufsschule einen hohen Stellenwert bekomme: „Nur was man kennt, kann man auch wertschätzen und schützen“ so der gelernte Pädagoge Suttner in Haßfurt. Er habe seinen Vortrag mit dem Appell geschlossen: „Wer seine Heimat liebt, zerstört sie nicht!“
Die Auswahl, entweder Schutz der Lebensgrundlagen oder in der Agro-Industrie-Spirale weitermachen, gibt es in der Form nicht. Billig-billig-billig geht nur unter Inkaufnahme massiver Umweltzerstörungen (w.z.B. Brandrodung von Urwaldflächen), und man könnte (u.a.) hochrechnen, wann es keinen Urwald zum Brandroden mehr gibt.
Das Problem ist nur, dass die Lebensbedingungen auf der Erde wahrscheinlich schon vorher so unangenehm werden, dass es "menschenwürdiges" Leben bestenfalls noch für diejenigen gibt, die es sich leisten können.
Für mich ist es sonnenklar, dass die Menschheit eine Agrarwende braucht - hin zu einer Landwirtschaft, die die Lebensgrundlagen global(!) schützt und erhält. Und zwar fix.