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Haßfurt
AfD-Anhänger versucht Holocaust-Gedenkveranstaltung in Haßfurt zu stören
Die rund 100 Teilnehmenden der Holocaust-Gedenkveranstaltung in Haßfurt zogen von der Promenade bis zum Bahnhof, von dem einst 43 Juden aus dem Landkreis deportiert wurden.
Foto: Christian Licha | Die rund 100 Teilnehmenden der Holocaust-Gedenkveranstaltung in Haßfurt zogen von der Promenade bis zum Bahnhof, von dem einst 43 Juden aus dem Landkreis deportiert wurden.
Christian Licha
 |  aktualisiert: 02.02.2025 02:31 Uhr

Mit einer Holocaust-Gedenkveranstaltung erinnerten die "Omas gegen Rechts" am Montag in Haßfurt an das Geschehen vor 80 Jahren. Der 27. Januar ist in Deutschland der "Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus". Damit wird die Befreiung des nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz im Jahr 1945, in dem mehr als eine Million Menschen ermordet wurden, ins Gedächtnis gerufen. 

Rund 100 Menschen nahmen an der angemeldeten Versammlung teil, die am Holocaust-Denkmal in der Promenade begann und nach einem Fußmarsch zum Bahnhof dort an der ehemaligen Güterhalle endete. Dabei gab es einen kleinen Zwischenfall. Ein bekannter AfD-Anhänger versuchte in der Promenade die Gedenkveranstaltung mit lauten Zwischenrufen aus einiger Enfernung zu stören. Unter anderem waren die Worte "Wollt Ihr noch mehr Messerstecher haben?" zu hören. Einige Versammlungsteilnehmer suchten daraufhin das Gespräch mit dem Mann und sorgten so dafür, dass er verstummte.

80 Reichsmark für die eigene Verschleppung

Am Bahnhofsgeländer zitierte Marie Hau von den "Omas gegen Rechts" einige Passagen aus einer Zusammenstellung der bereits verstorbenen Cordula Kappner, die seinerzeit umfangreich das Leben und das Schicksal der Juden im Landkreis recherchiert hatte: "Am 25. April verlässt der Zug mit den Deportierten Würzburg und kommt auf dem Weg nach Osten noch einmal nach Haßfurt". 43 jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger aus dem Landkreis, deren Namen Burkard Hau verlas, mussten zusätzlich zum Einzug ihres Hab und Gutes für ihre eigene Verschleppung damals auch noch den Betrag von 80 Reichsmark entrichten.

Im Bereich der ehemaligen Güterhalle gedachten die 'Omas gegen Rechts' und ihre Mitstreiter dem Schicksal der Juden. Die Koffer verdeutlichten symbolisch das Schicksal der Deportierten.
Foto: Christian Licha | Im Bereich der ehemaligen Güterhalle gedachten die "Omas gegen Rechts" und ihre Mitstreiter dem Schicksal der Juden. Die Koffer verdeutlichten symbolisch das Schicksal der Deportierten.

"Das Wort Deportation beinhaltet viel mehr (als nur den Abtransport). Wie die Angst nicht zu wissen, wohin man gebracht wird. Wie die Erniedrigung, die man erfährt, wenn man in Viehtransportwaggons geladen wird. Wie der Raub der Menschenwürde und jeglicher Rechte, wie die Todesangst, kurz vor dem Ermordet werden durch feindselige Menschen", das sagte Kim Davey vom Verein Stolpersteine Haßberge. Die stellvertretende Vorsitzende wünschte keinem die Erfahrung solcher Ängste und betonte, dass das Wort "Remigration" auch jetzt und heute wieder viele Menschen sehr beunruhige. 

In einen Waggon für 15 Pferde mussten 100 Menschen

"In den Zügen aus Westeuropa und Deutschland befanden sich im Schnitt 1000 Personen, so auch in dem Zug, der durch Haßfurt kam und nach Krasnytaw fuhr", ergänzte "Stolpersteine"-Vorsitzender Alex Klubertanz, der angab, dass ein einzelner Waggon eigentlich für 15 Pferde zugelassen, aber tatsächlich mit um die 100 Menschen besetzt war. Der ehemalige SPD-Gemeinderat Paul Hümmer aus Sand hob hervor, dass bereits kurz nach der Machtergreifung der NSDAP in vielen Orten des Landkreises politische Gegner, darunter auch Gewerkschaftler, in die Konzentrationslager gebracht wurden.

Am Holocaust-Denkmal in der Promenade startete die Gedenkveranstaltung der 'Omas gegen Rechts'.
Foto: Christian Licha | Am Holocaust-Denkmal in der Promenade startete die Gedenkveranstaltung der "Omas gegen Rechts".
 
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