„Stabat mater dolorosa ...“ - selten erklingt ein solch ergreifender Gesang im Haus des Gastes in Hofheim. Wo sonst Tanzgarden beim ausgelassenen Faschingstreiben ihr Können zeigen oder mit Senioren Weihnachtslieder angestimmt werden, studieren gerade 120 Sänger und 80 Orchestermitglieder Antonin Dvoraks Werk „Stabat Mater“ ein.
Vor vier Jahren wagten der Deutsche Ärztechor und das Bayerische Ärzteorchester zum ersten Mal den Zusammenschluss. Mit dem Requiem von Giuseppe Verdi betraten die musizierenden Mediziner im Jahr 2011 Oratorien-Neuland. „Wir haben Gefallen aneinander gefunden“, kommentiert Reinhard Steinberg das neue gemeinsame Projekt. Unter seiner Leitung erarbeiten Chor und Orchester neben Dvoraks „Stabat Mater“ auch das „Lauda Sion Salvatorem“ von Mendelssohn Bartholdy.
Dieser komponierte das selten aufgeführte Werk zu dem von Thomas von Aquin zum Fronleichnamsfest gedichteten Hymnus. Beide Werke verlangen hohe Leistungen von Solisten, Chor und Orchester, bieten zugleich aber auch reichlich Gelegenheit zur Entfaltung.
Der 2007 gegründete Deutsche Ärztechor (DÄC) zählt über 300 Mitglieder – allesamt sangesbegeisterte und musikalisch begabte Mediziner und Studierende der Medizin sowie Angehörige medizinverwandter Berufe. Die Choreinstudierung liegt in diesem Jahr in den Händen von Marius Popp, Dekanatskantor in Kronach.
Das Bayerische Ärzteorchester (BÄO) wurde 1968 vom Medizinstudenten Reinhard Steinberg gegründet. Seitdem leitet der Professor der Psychiatrie a.D. und ehemalige Ärztliche Direktor des Pfalzklinikums in Klingenmünster als Dirigent das Orchester. In den letzten 50 Jahren erarbeiteten sich die Mediziner und Medizinstudenten eine große Bandbreite sinfonischer Werke, mit Schwerpunkt auf der Spätromantik und der symphonischen Moderne.
Die Mitglieder beider Vereinigungen verbinden ihre Freude an der Musik mit der ärztlichen Grundhaltung, sich Menschen in sozialer und krankheitsbedingter Not zuzuwenden. Die Erlöse aus den Benefizkonzerten fließen sozialen Zwecken zu, wie beispielsweise dem Haitiprojekt Bamberg oder der Lebenshilfe München.
Während der Chor auf der idyllisch gelegenen Bettenburg untergebracht ist, residiert das Orchester traditionsgemäß im nicht minder schön gelegenen Schloß Craheim – und zwar zum 39. Mal. Die herrliche Unterkunft sei für viele Chormitglieder ein Beweggrund, immer wieder zur jährlichen Arbeitswoche zu kommen. „Ich kenne die Gegend hier inzwischen sehr gut“, sagt Gründungsmitglied Franz Scheder aus Nürnberg und erzählt vom Spargelessen in Goßmannsdorf und dem Besuch jüdischer Friedhöfe.
Auch Anna Rohrer aus Karlskron und Andrea Ott aus Langenau, zum zweiten bzw. ersten Mal in den Haßbergen dabei, sind begeistert. Dem Ellertshäuser See haben die Medizinstudentinnen schon einen Besuch abgestattet. „Aber es wird in den Pausen auch viel geübt oder Kammermusik gespielt“, sagen beide.
Die Arbeitsphase endet traditionell mit drei bayernweiten Benefizkonzerten. Als Solisten wirken Anna Gabler (Sopran), Cornelia Lanz (Alt), Matthew Grills (Tenor) und Willi Schwinghammer (Bass) mit.
Der Deutsche Ärztechor und das Bayerische Ärzteorchester treten auf:
Freitag, 12. Juni, um 19.30 Uhr im Rhön-Klinikum in Bad Neustadt/Saale, Eintritt und Platzwahl frei;
Samstag, 13. Juni, um 19 Uhr in der Konzert- und Kongresshalle „Sinfonie an der Regnitz“ in Bamberg, Karten bei www.bvd-ticket.de, Tel. (0951) 9808220 und an der Abendkasse;
Sonntag, 14. Juni, um 18 Uhr im Herkulessaal in München, Karten bei www.muenchenticket, Tel. (089) 54818181 und an der Abendkasse.