
Das Freisportgelände am Tuchanger in Zeil bietet viele Möglichkeiten, unterschiedlichsten Sportarten nachzugehen. Bis vor kurzem gehörte auch ein Ascheplatz für Fußballspiele zum Gelände, doch nun ist dieser zu einem Wohnmobilstellplatz für Touristinnen und Touristen umgebaut worden. Da sich der Stellplatz direkt auf dem Sportgelände befindet, befürchtet jetzt die Leichtathletikabteilung des TV Zeil ein weiteres Abwirtschaften des Sportgeländes. Vertreter der Abteilung äußern nun Vorwürfe gegenüber der Stadt und dem Bürgermeister, sich nicht ausreichend um das Freisportgelände zu kümmern.
Aus Sicht der Abteilungsleiter Hubert Karl und Willy Dürrbeck ist der allgemeine Zustand des Geländes "nicht mehr auszuhalten". Den Bau des Wohnmobilstellplatzes kritisieren sie grundsätzlich nicht, aber sie ärgern sich über die Prioritätensetzung der Stadt: Karl und Dürrbeck sehen die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger von Zeil denen von Touristinnen und Touristen untergeordnet. "Wir werden immer weiter beschnitten, es sind viele Kleinigkeiten, die zusammenkommen und obendrauf kommt der Zustand der Laufbahn", sagt Karl.
Partys in den Abendstunden und freilaufende Hunde
Zu den Kleinigkeiten zählt er eine ersatzlos abgerissene Unterstellhütte neben der Laufbahn, die Kinder und Jugendliche bei schlechtem Wetter gerne genutzt hatten. Diese musste wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Hinzu kommen Jugendgruppen, die das Gelände in den späten Abendstunden für Grill- und Trinkpartys nutzen und ihren Müll dort hinterlassen. Außerdem beklagen Karl und Dürrbeck freilaufende Hunde und deren Hinterlassenschaften auf dem gesamten Platz.

Zwar untersagt die Benutzungsordnung des Sportgeländes die Partys und die freilaufenden Hunde, aber die Stadt unternehme nichts, um diesen Einhalt zu gebieten. Die beiden Abteilungsleiter befürchten, dass noch mehr Tierexkremente auf dem Platz zu finden sein werden, aufgrund des neuen Wohnmobilstellplatzes, welcher nur durch einen Erdwall abgegrenzt wird. Zudem wurde durch den Wall die Fläche des "Bolzplatzes" halbiert. Ein Zaun wäre aus Sicht der Abteilung der Sache dienlicher gewesen.
Sorge um Verletzungen beim Training
Doch am meisten kritisieren sie den Zustand der 400-Meter-Laufbahn, welche seit ihrem Bau im Jahre 1977 nicht mehr erneuert wurde. "Für uns als Leichtathletikabteilung ist die Laufbahn unabdingbar, doch in den letzten Jahren ist der Zustand immer schlimmer geworden", berichtet Willy Dürrbeck. Der Belag der Laufbahn ist an vielen Stellen spröde und abgelaufen. Vor allem die am meisten genutzte Innenbahn hat viele Einmuldungen und verläuft teils schräg zum Rand hin.

Die Sorge der Beiden ist groß, dass sich einer ihrer über 70 Schützlinge beim Training verletzt. "Wir müssen den Kindern immer wieder sagen, dass sie aufpassen sollen. Bei schlechtem Wetter steht das Wasser auf der Innenbahn, dann dürfen sie dort gar nicht erst laufen", sagt Dürrbeck ernüchtert. Gerne würde die Abteilung einen offiziellen Wettkampf in Zeil austragen, das war zuletzt im Jahre 1998 der Fall. Seitdem entspricht die Laufbahn nicht mehr den Anforderungen des Leichtathletikverbandes.
Von Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD) sind die beiden enttäuscht: In seinem Wahlkampf habe er mit einer Sanierung der Bahn geworben. Seitdem sei aber, bis auf eine Erneuerung der Linierung 2012, nichts passiert. Die beiden Abteilungsleiter sehen die Stadt als Eigentümer und Sachaufwandsträger in der Pflicht, etwas gegen den momentanen Zustand zu unternehmen.
Stadt kann sich die Erneuerung der Anlagen nicht leisten
Auf Nachfrage teilt Bürgermeister Stadelmann mit, die Stadt könne die missbräuchliche Nutzung des Sportgeländes nicht ganz verhindern, so ärgerlich diese auch sei. Im Falle der Hunde sieht er noch Klärungsbedarf mit den Vereinen und verweist darauf, dass Hunde innerhalb von städtischen Grünanlagen an der Leine zu führen sind. Der aufgeschüttete Erdwall solle noch eine Bepflanzung erhalten und so "eine optische Abgrenzung des Wohnmobilstellplatzes zum übrigen Gelände darstellen". Der Bolzplatz soll an einer anderen Stelle eingerichtet werden.

Die Erneuerung der Laufbahn, so der Bürgermeister, sei eine freiwillige Aufgabe der Stadt, da 90 Prozent der Nutzung durch die Vereine erfolgt und nur zu zehn Prozent eine schulische Nutzung stattfindet. "Die Stadt Zeil bezieht seit vielen Jahren Stabilisierungshilfe vom Freistaat Bayern und ist angehalten, die Ausgaben für freiwillige Leistungen, wozu auch die Freisportanlage gehört, genau auf den Prüfstand zu stellen", sagt Stadelmann.
Die versprochene Erneuerung sei nach wie vor seine Absicht, doch die finanziellen Möglichkeiten haben dies damals sowie heute nicht zugelassen. Aber: "Sobald ein passendes Förderangebot eines Fördermittelgebers aufgelegt wird, soll ein entsprechender Förderantrag für die Sanierung der 400-Meter-Laufbahn gestellt werden", so der Bürgermeister.