Äbtissin Mechthild Thürmer lässt sich nicht anmerken, ob die monatelange Warterei auf den Gerichtstermin an ihren Nerven zerrt. Gewohnt ruhig und gut gelaunt plaudert sie mit der Besucherin, spricht von Hoffnung, die sie ihren Schützlingen geben wollte. Die Benediktinerin fühlt sich nach wie vor im Recht: Seit 2015 hat sie über 30 Geflüchteten in ihrer Abtei Kirchenasyl gewährt, „alles absolute Härtefälle und im Rahmen des Erlaubten gemäß der Abmachung zwischen den Kirchen und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge von 2015“, wie Mutter Mechthild sagt. Wenn jemand christlich handle und Menschen in Not helfe, dürfe das doch nicht strafbar sein, fügt die Äbtissin hinzu.
Doch die Staatsanwaltschaft sieht das anders, will der Nonne vor dem Amtsgericht Bamberg wegen „Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt“ den Prozess machen. Es betrachtet die Ordensfrau als Wiederholungstäterin, droht mit Geldstrafe oder bis zu einem Jahr Haft. Noch ist unklar, wann und ob sich Mutter Mechthild Thürmer dem Gericht stellen muss: „Ein Verhandlungstermin steht noch nicht fest“, erklärt Richterin Monika Englich, Sprecherin des Amtsgerichts Bamberg auf Anfrage unserer Zeitung. Theoretisch sei eine Verfahrenseinstellung bis zu einer rechtskräftigen Entscheidung möglich, nach § 153 a StPO unter Auflagen und Weisungen oder nach § 153 StPO wegen geringer Schuld, ergänzt Englich.
Diese Unwägbarkeiten halten die Äbtissin nicht davon ab, aktuelle Anfragen nach einem Kirchenasyl in Kirchschletten sorgfältig zu prüfen. In einem Fall war es jetzt eine ganze Familie, in einem anderen Fall eine Frau mit Baby aus Marokko. „Für Familien haben wir keine abgeschlossene Wohnung“, erklärt Mutter Mechthild, und Marokko sei kein Risikoland, begründet sie die Ablehnung von Kirchenasyl in diesen konkreten Fällen. Sie nehme nur Flüchtlinge in Obhut, die bei einer Abschiebung in ihrer Heimat um Leib und Leben fürchten müssten.
Solidaritätsbekundungen erhält die unbeugsame Äbtissin aus aller Welt. Auch Bayerns katholische wie evangelische Bischöfe haben sich mit ihr solidarisiert. Für ihr „friedenspolitisches Engagement“ erhält Mutter Mechthild sogar den Göttinger Friedenspreis 2021. Die Preisverleihung war ursprünglich für Samstag, 6. März, im Deutschen Theater Göttingen geplant. Corona bedingt ist die Feier aber erst einmal nicht möglich. Als neuen Termin wurde Samstag, 11. September 2021, festgelegt, wie die Stiftung Göttinger Friedenspreis mitteilt. Die Äbtissin hat sich diesen Tag zur Teilnahme im Kalender notiert.
Es hat aber zu jeder Zeit Menschen gegeben, die aufgrund des eigenen Gewissens gehandelt haben und dafür auch bereit waren, die Folgen des eigenen Tuns in Kauf zu nehmen.
Es hat auch schon immer Gesetze gegeben, welche im Lauf der Zeit als Unrecht erkannt worden sind.
Menschlichkeit lässt sich eben nicht immer in starre Gesetzesnormen pressen.
Christliche, Soziale Werte lebt und
praktisch umsetzt, dann kommt die Staatsanwaltschaft daher und sagt,
das geht nicht und
muss bestraft werden.
Wenn sich aber eine Partei Christlich
und Sozial nennt und dann das
genaue Gegenteil als Politik betreibt,
dann kann sie zumindest in Bayern mit bemerkenswerter Gunst des Wahlvolkes rechnen.
Die Frage, wem ich höhere Kompetenz in Sachen Christliches, Soziales Handeln zugestehen will,
den mutigen Frauen aus Kirchschletten,
oder der Bayerischen Lokalpartei
mit ihren Abschiebeprofis,
das kann Jede*r für sich selbst überlegen.