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FRIESENHAUSEN
„Adventszauber“ zum Abschluss des Festjahres
„Die jungen Gaukler“ stellen beim „Adventszauber“ am 10. Dezember im Schloss Friesenhausen ihr Talent unter Beweis. Im Bild vorne von links: Rossano Engel, Clara Schuhmann, Tamara Pendic. Hintere Reihe: Doris Hofmann (Regie), Simon Sauerteig, Anna-Sophie Schuhmann, Florian Buchner und Christine Lutz.
Foto: Gudrun Klopf | „Die jungen Gaukler“ stellen beim „Adventszauber“ am 10. Dezember im Schloss Friesenhausen ihr Talent unter Beweis. Im Bild vorne von links: Rossano Engel, Clara Schuhmann, Tamara Pendic.
Gudrun Klopf
 |  aktualisiert: 02.12.2016 03:58 Uhr

Das Jahr neigt sich mit großen Schritten dem Ende zu und damit endet auch das Jubiläumsjahr zum 1200-jährigen Bestehen von Friesenhausen.

Mit einem stimmungsvollen „Adventszauber“ schließen die Friesenhäuser die lange Reihe der Feierlichkeiten ab.

Am Samstag, 10. Dezember, von 14 bis 20 Uhr, stimmt die Besucher ein weihnachtlicher Markt vor der Kulisse des Schlosses und der barocken Schlosskirche auf das Weihnachtsfest ein. Im Schlosshof, in den Scheunen und vor der Kirche wird Handgefertigtes aus Stoff, Holz, Papier und vielem mehr angeboten. Wer noch ein Geschenk sucht, wird unter dem weihnachtlichen Kunsthandwerk oder bei der Ausstellung „Textilkunst“ im katholischen Pfarrhaus sicher fündig.

Was die Damen der Lichtstube Friesenhausen an ihrem Stand einnehmen, wird an Familie Günther aus Aidhausen gespendet. Die kleinen Tochter Milena ist schwer krank und wartet auf ein Spenderherz (wir berichteten).

Ein vielfältiges Programm lädt zum Verweilen ein: „Die jungen Friesenhäuser Musikanten“, der Chor „Christmas“ aus Ostheim, der Posaunenchor Friesenhausen und die Haßbergkapelle sorgen für weihnachtliche Klänge. In das Adventssingen mit Familie von Truchseß kann jeder mit einstimmen.

Eine Erzählerin entführt in das Reich der Märchen. Die Vereine des Ortes verwöhnen mit Kaffee und Kuchen und kulinarischem Allerlei. Der historische Dorfladen öffnet seine Türen von 13 bis 16 Uhr. Dort ist zu sehen, wie früher ein Christbaum geschmückt wurde.

Seit über drei Jahrzehnten locken die „Fahrenden Gaukler“ mit ihren Theateraufführungen hunderte Zuschauer nach Friesenhausen. Die Liebe zum Theaterspielen scheint ansteckend zu sein. Am „Adventszauber“ zeigen die Nachwuchsschauspieler „Die jungen Gaukler“ ihr Talent. Fünf der sechs Mitspieler sind Kinder der alten Bühnenhasen. Im lustigen Einakter „Der Pfarrer lügt doch nicht“ gerät der Geistliche in Erklärungsnot. Gezeigt wird das halbstündige Stück unter der Regie von Doris Hofmann und der Mithilfe von Christine Lutz um 17 Uhr in der beheizten Eingangshalle des Schlosses.

Märchenhaft und kultverdächtig: der Adventszauber       -  Ein Pfarrer, der lügt? Um Himmels willen! Doch bis der Geistliche seine Unschuld beweisen kann, werden im Kreise der Familie Witzig einige Gläser Kürbisbowle geleert.  Sie haben das Theater im Blut, die Friesenhäuser und Rottensteiner. Zweifelsfrei bewiesen dies die „Jungen Gaukler“, die unter der Regie von Doris Hofmann mit dem Einakter „Ein Pfarrer lügt doch net“ beim Adventszauber in Friesenhausen erstmals öffentlich auftraten. Nachwuchsprobleme wird es beim Theater in Friesenhausen künftig sicherlich nicht geben. Eine ungewöhnliche, aber wunderschöne Kulisse gab die Eingangshalle des Schlosses ab. Als schauspielerische Talente entpuppten sich Florian Buchner und Anna-Sophie Schuhmann. Mit trockenem Humor spielte Buchner den Senior der Familie, einen rüstigen Spaßvogel, der dem Pfarrer unterstellt, heimlich seine Bowle ausgetrunken zu haben. Anna-Sophie Schuhmann ging in ihrer Rolle als äußerst vergessliche Oma auf. Im stets unpassenden Kleid hatte sie die Lacher auf ihrer Seite.  Aber auch die anderen Rollen waren bestens besetzt mit Rossano Engel als Familienvater Witzig, Tamara Pendic als seine Ehefrau, Clara Schuhmann als Tochter und Simon Sauerteig als verzweifelter Pfarrer. Mit natürlichem Charme und erfrischender Situationskomik verdienten sich die Jugendlichen jede Menge Szenenapplaus und die einhellige Begeisterung des Publikums.  Diejenigen, die beim starken Besucherandrang keinen Platz in der Schlosshalle ergattern konnten, mussten sich allerdings auch nicht langweilen. Im herrlichen Ambiente des Schlosshofes und der Schlosskirche gab es jede Menge zu entdecken.  Wie mit Stoff gemalt wirken die Werke von Regine Gollwitzer, die im Pfarrhaus ausgestellt sind. Den Kontakt zu Friesenhausen knüpfte die Frankfurterin durch Zufall: Sie traf sich mit ihren Schwestern in einer Ferienwohnung im Ort. „Hier ist es so schön und die Einwohner hier sind so nett, dass ich gerne meine Teilnahme am Weihnachtsmarkt zugesagt habe.“  Nach Experimenten mit Stift, Aquarell, Öl und Seidenmalerei fand die Künstlerin aus Frankfurt vor 30 Jahren zum Material Stoff. Kunstvoll sind die von Hand gefärbten Stoffe zu leuchtenden Landschaften zusammengefügt. Harmonisch aufeinander gestimmt sind die dreidimensionalen Farbenspiele. Für ihre Faltkästen verwendete Gollwitzer neben Bettwäsche auch alte Geldsäcke der Bundesbank. Auf den gefalteten Stoffstreifen sind teilweise noch die Aufdrucke zu erkennen. In den weihnachtlich geschmückten Buden und Nebengebäuden des Schlosses verlockte Geflochtenes, Genähtes, Gesägtes, Geschnitztes und Gebasteltes zum Kaufen. Eulen, Rentiere, beleuchtete Häuser und Kerzenhalter aus Holz, anspruchsvolle Patchwork-Nähereien, duftende Kerzen aus Bienenwachs, bemalte Rehgeweihe – alle Generationen im Dorf hatten wochenlang fleißig gewerkelt. Unter dem Motto „Ein Engel für Milena“ bot die Lichtstube ihre Erzeugnisse an. Den Erlös spenden die Frauen an Familie Günther aus Aidhausen, deren Tochter am Herzen erkrankt ist.  Leckere Plätzchen, „Schlossäpfel“, eingehüllt in Schokolade, Liköre aus allen Früchten, die der Garten zu bieten hat, wärmende Wintersuppe und süße oder pikante Crepes erfreuten die Leckermäuler unter den unzähligen Besuchern.  An den festlich geschmückten Tafeln in der Schlossscheune schmeckten die selbst gebackenen Torten und Kuchen besonders gut. Über allem wehte der verführerische Duft von frisch gebrannten Mandeln, würzigem Glühwein  und gebratenen Würsten. Das herrliche Wetter machte das Verweilen angenehm, so dass zahlreiche Besucher den Bläserklängen der „Jungen Friesenhäuser“, des Posaunenchores und der Hassbergkapelle lauschten.  Eine Portion Weihnachtsstimmung steuerten die Lieder des Chores „Christmas“ und das adventliche Singen mit der Familie von Truchseß bei. Mit weihnachtlichen Geschichten zog Märchenerzählerin Gerda Haase die Zuhörer in ihren Bann. Riesenandrang herrschte erneut beim geöffneten historischen Dorfladen. Hier hatte sich sogar ein ganzer Bus voller Feuerwehrleute aus dem Landkreis Bad Kissingen angesagt. In der guten Stube hatte Ladenbesitzerin Andrea Meub eine Fichte mit altem Christbaumschmuck aufgestellt. Mit Bravour stemmten die Friesenhäuser auch die letzte Großveranstaltung im Jubiläumsjahr des Ortes. Der Adventszauber erwies sich als Publikumsmagnet und hätte sicherlich das Potenzial zum Kult zu werden.
Foto: Gudrun Klopf | Ein Pfarrer, der lügt? Um Himmels willen! Doch bis der Geistliche seine Unschuld beweisen kann, werden im Kreise der Familie Witzig einige Gläser Kürbisbowle geleert.
 
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