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HAßFURT
Abriss der Kühltürme nur ein "Placebo"
Von „Stilllegung“ kann in Grafenrheinfeld keine Rede sein, sagen ÖDP und BUND. Der geplante Abriss der Kühltürme sei nur ein Placebo: Grafenrheinfeld bleibt Atomstandort.
Kritische Worte zur Abschaltung des Leistungsbetriebs im Atomkraftwerk Grafenrheinfeld fanden die BUND Naturschutz Verantwortlichen (v.l.) Dr. Herbert Barthel, Edo Günther und BUND-Kreisvorsitzender Klaus Mandery.
Foto: Klemens Albert | Kritische Worte zur Abschaltung des Leistungsbetriebs im Atomkraftwerk Grafenrheinfeld fanden die BUND Naturschutz Verantwortlichen (v.l.) Dr. Herbert Barthel, Edo Günther und BUND-Kreisvorsitzender Klaus Mandery.
Klemens Albert
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:55 Uhr

Von „Stilllegung“ hatte der ÖDP-Kreisverband in seiner Einladung zu einen Infoabend, den die ÖDP zusammen mit dem Bund Naturschutz (BUND) veranstaltete, gesprochen. Doch der Hauptreferent des Abend, Dr. Herbert Barthel, Leiter des Referats für Energie und Klimaschutz beim Bund Naturschutz in Bayern, ersetzte ihn mit „Abschalten des Leistungsbetriebs“. Denn so viel sei klar: das AKW Grafenrheinfeld bleibe auch nach der Abschaltung Ende 2015, nach 33 Jahren Laufzeit, ein Atomstandort.

ÖDP-Kreisvorsitzender Stefan Zettelmeier hatte bereits bei seiner Begrüßung dargestellt, dass in Grafenrheinfeld ein heikles Erbe zu verwalten sei, das nervös machen sollte. Atomkraft sei nicht sauber, auch nicht nach dem Abschalten des Reaktors. Edo Günther, Sprecher des AK Atomenergie und Strahlenschutz beim BUND und Vorsitzender des BN Schweinfurt, bezog zunächst Stellung. „Einen Atomausstieg haben wir definitiv nicht“, wird er zitiert, denn ein Teil der Atomkraftwerke sei abgeschaltet, sieben seien aber noch am Laufen, dazu Anreicherungsanlagen, Brennstäbeherstellung, Atomforschungsanlagen und dazu noch die ganzen Hinterlassenschaften.

Mit dem Abschalten sei noch lange nicht alles in Ordnung, denn etwa 99 Prozent des atomaren Mülls blieben in den Kraftwerken über mehrere Generationen. Auch wenn die Kühltürme weg seien, bleibe im Zwischenlager noch eine immense Menge Atommaterial.

Gesundheit muss Priorität haben

Dr. Herbert Barthel legte in Begründungen dar, weshalb der BUND gegen den Rückbau Klage eingereicht habe. Zu deutlich werde, dass die Betreiber den Behörden und dem Ministerium sagten, wie alles abzulaufen habe. Dort habe man versäumt, Überlegungen anzustellen, wie sich die Stilllegung vollziehen solle. Der Gesundheitsschutz müsse, so Barthel, erste Priorität haben, das Verfahren müsse transparent und öffentlich sein. Am Reaktorsystem dürfe nichts zurückgebaut werden, solange es für die Behebung etwaiger Störungen bei der Zwischenlagerung benötigt würde. Grundlegend müsse nach Barthels Worten überprüft werden, ob sich Alternativen ergeben könnten wie etwa sicherer Einschluss statt Abriss.

Der Bund Naturschutz fordere, so Barthel, eine Neuprüfung der Sicherheit des Zwischenlagers Grafenrheinfeld. Das Lager stelle ein nicht akzeptables Risiko dar angesichts der immensen Menge von radioaktivem Material darin. Der BUND sei sich nach den Anschlägen in New York sicher gewesen, dass das Endlager Grafenrheinfeld nicht genehmigt würde. Ein Erörterungstermin habe aber ergeben, dass das Lager sicher sei, weil ja die Castoren sicher seien.

Man müsse davon ausgehen, dass bis zum Finden eines Endlagers leicht noch einhundert Jahre vergehen könnten, auch wenn die Genehmigung für die Zwischenlagerung lediglich bis 2046 vorliegt. Barthel erläuterte, 2015 habe das Oberverwaltungsgericht in Leipzig die Aufhebung des Zwischenlagers Brunsbüttel bestätigt, weil es nicht sicher sei gegen Terrorangriffe und Flugzeugabstürze großer Maschinen. Die Staatsregierung Bayern sehe bei vergleichbaren Voraussetzungen aber für Grafenrheinfeld alles in Ordnung.

Edo Günther legte noch einmal dar, dass die Betreiber einen schnellstmöglichen Abriss erreichen wollten. Die Verantwortlichkeit für den Atommüll und alle Folgekosten habe man ab 2019 bzw. 2020 an die Allgemeinheit abgegeben. Babs Günther, Sprecherin des Aktionsbündnisses Schweinfurt gegen Atomkraft, zeigte sich zum Abschluss der Veranstaltung beeindruckt von der Vielzahl der Zuhörer, schließlich sei dies ja kein Wohlfühlthema gewesen. Die Kühltürme seien als Placebo schnell weg, denn es werde der Eindruck erweckt, die Gefahr sei weg und die Bevölkerung werde damit ruhiggestellt. Doch „Grafenrheinfeld bleibt Atomstandort auf lange Zeit“, so Babs Günther abschließend.

 
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