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ZEIL/BISCHOFSHEIM
600 verbrannte Schweine: Kein Fremdverschulden
Für über 600 Muttersauen und Ferkel kam jede Hilfe zu spät: Sie verkohlten in einem Maststall in den Haßbergen. Die Betreiberfamilie sah ihre Betriebsexistenz abbrennen.
Brand auf Bauernhof       -  Ein Millionenschaden
dürfte bei einem Brand einer landwirtschaftlichen Stallung mit Nebengebäude in der
Nacht auf Donnerstag entstanden. Hierbei kamen über 600 Schweine
zu Tode und die Freiwilligen Feuerwehren waren mit einem Großaufgebot im
Einsatz.
Foto: Christian Licha | Ein Millionenschaden dürfte bei einem Brand einer landwirtschaftlichen Stallung mit Nebengebäude in der Nacht auf Donnerstag entstanden. Hierbei kamen über 600 Schweine zu Tode und die Freiwilligen Feuerwehren waren ...
Von unserer Mitarbeiterin Sabine Weinbeer
 |  aktualisiert: 11.12.2019 14:52 Uhr

„Wenigstens ist diesmal das Wohnhaus stehen geblieben.“ – Sabine Schneider steht mit ihrem Mann Klaus und Sohn Christoph vor den Trümmern ihres Schweinezuchtstalles in Bischofsheim, einem Ortsteil von Zeil am Main (Lkr. Haßberge). Der Stall, gut 200 Muttersauen und über 400 Ferkel sind in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag abgebrannt. Die Polizei spricht von einem Millionenschaden.

Für Familie Schneider ist es der zweite große Brand ihres Lebens. Vor 28 Jahren brannte schon einmal fast das komplette Gehöft nieder, lediglich ein kleines Nebengebäude aus Sandstein blieb übrig. Es steht auch nach dem zweiten Brand noch.

Der zweite Brand in 28 Jahren

Fotoserie

„Damals war es schlimmer, wir standen mit zwei kleinen Kindern auf der Straße, unser ganzes Hab und Gut war verbrannt“, erinnert sich Sabine Schneider. Februar war es damals, die Narrenzunft hat in den Büttensitzungen für die Familie gesammelt. Vielleicht erklärt diese Familiengeschichte die relative Gelassenheit, mit der nun alle vor den Trümmern des Stalles stehen. Vielleicht ist auch der Eindruck noch zu frisch.

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„Nur ein Ferkel hat kurz mal gequiekt, Gott sei dank sind sie wohl alle erstickt, bevor Panik ausbrechen konnte“, erzählt Christoph Schneider. Er ist froh, dass ihm dieser furchtbare Moment erspart geblieben ist.

In wenigen Tagen hätte er einen Großteil der Ferkel in den Maststall gebracht. Die Betriebsgrundlage der Familie Schneider ist nun zerstört, doch immerhin hat die Familie beim Bau des neuen Maststalls ihre Versicherungen aktualisiert. Sabine, Klaus und Christoph Schneider stehen also nicht direkt vor dem finanziellen Ruin, doch für ein Jahr werden sie wohl nun vom Markt weg sein. So lange wird es wahrscheinlich dauern, bis die Gebäude wieder errichtet und Tiere dort eingezogen sind.

Viel Arbeit sind sie ja gewohnt, die Schneiders, aber an die Entsorgung der verkohlten Kadaver wollen sie am Donnerstagmorgen noch nicht denken. Noch suchen die Brandermittler der Kriminalpolizei nach der Ursache. „Aufgrund des hohen Zerstörungsgrades ist die Suche nach Hinweisen für die Brandermittler sehr schwierig“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Fremdverschulden könne jedoch ausgeschlossen werden. „Wir haben bislang keine Hinweise auf vorsätzliche Brandstiftung gefunden.“ Vielleicht ein technischer Defekt. Vor 28 Jahren, als Christoph Schneider ein drei Monate altes Baby war, haben die Gas-Heizer für die Ferkel-Nester den Brand verursacht, sagt Sabine Schneider.

160 Helfer im Einsatz

In der Nacht auf Donnerstag kämpften die Feuerwehrleute weniger um den Erhalt des Stalles, als gegen ein Übergreifen des Feuers. Nur wenige Meter nebenan steht das Wohnhaus der Schneiders. In den Dachgauben zerbarsten die Fensterscheiben, die Rollläden sind geschmolzen. Noch fünf Minuten länger und die Gauben hätten wahrscheinlich Feuer gefangen, ist einer der Feuerwehrleute überzeugt. Er war „kaum von der Feuerwehr daheim“, als der Alarm losging. Jeden Mittwoch ist bei der Zeiler Feuerwehr nämlich Übung. Anschließend schauten viele der Aktiven noch Fußball im Gerätehaus. Um 1 Uhr wurden sie zum Einsatz gerufen. Mit Rotem Kreuz waren rund 160 Helfer im Einsatz, vorwiegend Ehrenamtliche. Manche waren auch am Donnerstagvormittag vor Ort, löschen nach, wo Glutnester wieder Rauch produzieren.

Jetzt sind alle Nachbarn erleichtert. Voller Angst haben sie in der Nacht das lodernde Feuer gesehen, vor allem diejenigen, die direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite wohnen. „Wenn der Wind in der Nacht so gegangen wäre wie jetzt, wäre das eine Katastrophe geworden“, ist Christoph Schneider überzeugt. Er ist jedem Feuerwehrmann dankbar, der aus dem Bett gesprungen ist, um zu helfen.

Die Kinder von Christoph Schneider sind bei einer Tante. Sie sind wie die Nachbarskinder sehr erschrocken über das Feuer. „Papa, jetzt brennt mein Häusle“, hat Sohn Lukas ganz ungläubig ausgerufen, nachdem zuvor schon sein Trampolin in Flammen aufging. Die Nachbarn sehen nach den Schneiders, ebenso wie Diakon Bernhard Trunk. Er hat von dem Feuer aus dem Radio erfahren und sich gleich auf den Weg gemacht.

Die Schneiders nehmen den Zuspruch dankbar an, auch den telefonischen durch Berufskollegen und den Züchterverband. Sie werden sich noch Zeit nehmen müssen, um diese Nacht zu verarbeiten – auch wenn Christoph Schneider schon den Tag herbeisehnt, wenn alle Sachverständigen ihre Arbeit getan haben und er an den Wiederaufbau gehen kann.

 
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    na hoffentlich zahlen die Versicherungen anstandslos! Da hört man ja so einiges wenn es hart auf hart kommt.

    Denke das würde mir die allergrößten Sorgen bereiten...

    Falls die Versicherungen zu 100% für die Schäden aufkommen sollte alles in spät. ein/zwei Jahren in bester Ordnung sein... Bis dahin ist es sicher eine Menge Arbeit, dafür ist im Anschluss alles neu! - vielleicht ist dieses das einzig positive was man der Sache abgewinnen kann...

    Und evtl. wird zukünftig auch an eine automatische Löschanlage, Brandmelder, Überwachungssysteme etc. gedacht.
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